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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 02.07.1801Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/97

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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 02.07.1801Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/97


Weimar, 02.07.1801. - 2 Bl. (4 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Es hat mir nicht minder als Ihnen Leid gethan, mein Bester, daß ich am Freytage nicht mehr zu ihnen kommen konnte. Der Contract und das Engagement eines Druckerey Factors nahm mir die wenigen Stunden des Nachmittags weg, und gegen Abend kam noch ihre liebe Frau Schwester, und hielt mich in der letzten Stunde noch davon ab. Ich sprach indeßen mit Fiedler über die Postgeschichte, und sagte ihm meine Meinung deshalb.Am vor. Sonnabend war nun H. D. Vermehren [Johann Bernhard Vermehren] hier selbst bey mir, und trug mir Danzens [Johann Traugott Leberecht Danz] bekanten Spitzbubenstreich vor, und that als ob er ein Jus quaesitum habe, von unserer Seite einen Erlaß zu erwarten. Diese sonderbare Meinung benahm ich ihm nun geradezu, und sagte ihm, daß wir mit keinem Postsekretär, sondern mit einem Frst. Thurn u. Tax. Postamte, das nicht davonlaufen und bankrut machen könne, zu thun hätten, und daß bekannt. jedes Postamt für seine Offizianten haften müße, und daß wir einen gleichen Fall in Lüneburg schon gehabt hätten, wo auch das Postamt bey Heller u. Pfennig bezahlt habe. Er erkannte dieß endlich, und appellirte zuletzt blos an unsre Güte u. Billigkeit. Ich sagte ihm als Ultimat, daß die Sache in unsrer nächsten Conferenz erwogen werden solle. Am Sonntage sprach ich auch hier mit Frd. Grießbach [Johann Jacob Griesbach] darüber, welcher auch ganz meiner Meinung war. Ich dächte wir bestünden also vor der Hand streng auf unsrer ZahlungsOrdnung mit Ende des Jahres, damit wir nicht einen schlimmen Rest risquiren, und selbst an Cassa nothleiden. Zu einem freywilligen Benefice am Ende des Jahres - wenn H. Vermehren ordentlich einhält - wollen wir ihm zwar Hoffnung machen, nur nichts fest versprechen. Dieß soll von unserer Bilanz abhängen. Wir wollen das nächstmal darüber deliberiren.Die ganze Schlegelsche Pastete kenne ich, habe auch H. Schleg. [August Wilhelm Schlegel] sogenannte Rüge gegen Sie gelesen. Der Quarck verdient warlich des Aufhebens nicht, noch etwas weiter darüber zu sagen, und den Drek weiter zu rühren, damit er noch mehr stinke. Ich habe gleich befürchtet daß wir durch die Aufnahme jener Recension, und besonders durch die Stelle en question - die ich gewiß als eine Personalität gestrichen hätte, uns neuen Unfug von dieser Clique, die immer neue Ursach und Gelegenheit zu einer querelle allemande sucht, zuziehen würden. Frd. Griesbach war auch eben dieser Meinung, und ich wünschte daher sehr, und bitte Sie dringend, liebster Freund, laßen Sie uns von nun an über diese ganze Clique und Alles was sie thut, treibt und schreibt, in der A.L.Z. [Allgemeinen Literaturzeitung] durchaus ein tiefes Schweigen beachten, und gar keine Notiz mehr nehmen. Solch ein Husarenkrieg ist ganz unter der Würde der A.L.Z. und diese Menschen ganz ignoriren schmerzt Sie mehr, und ist die stärkste Rache die man an ihnen nehmen kann. Ueberdieß kennen Sie ja das Rescript über die Verträglichkeit der akadem. Collegen unter einander, und wißen wie derg. Händel hier und in Gotha angesehn werden. Ich glaube daher daß Sie nicht wohlthun auf die Schellingsche [Friedrich Wilhelm Joseph Schelling] Cur weiter zu inquiriren, glaube auch nicht daß Sie etwas Sicheres davon in Kißingen auffinden werden; denn1., geschahe ja das Factum nicht in Kißingen sondern in Bocklet, 2 Stunden davon, wo gewöhnlich keine Apotheke, und kein anderer BrunnenArzt als Hofr. Markus [Adalbert Friedrich Marcus] angestellt ist, der die CurZeit dahin kommt; 2., auch in Kißingen kenne ich keinen Dr. Pichler, sondern der dortige BrunnenArzt ist Dr. [Sebastian] Goldwitz eine arme Schwarte. Ein Chirurgus und Accoucheur Büchler ist zwar dort, der aber ein wüstes Genie und Windflügel ist, der vielleicht eine Klatscherey gemacht haben kann, der Ihnen gewiß nicht zu Worte steht, und deßen Attest nichts beweißen, vielmehr Ihre Behauptung sehr verdächtig machen würde. Ich kann mich also wenigstens nicht mit dieser Sache befaßen und bitte Sie daher auch recht sehr jeden Schritt den Sie noch thun wollen kaltblütig wohl zu überlegen; wenigstens nichts in der A.L.Z. [Allgemeinen Literaturzeitung] zu thun ohne mit Frd. Grießbach und mir darüber Rücksprache genommen zu haben. - Für den Geist. Rath Dr. Berg [Franz Berg] in Würzburg und deßen Einfluß auf die A.L.Z. muß ich Sie auch sehr warnen: er ist zwar ein guter Kopf aber auch ein erstaun. heftiger, leidenschaft. partheylicher und gallsüchtiger Mann. Sie kennen ihn ja noch aus seinen Händeln über seine famose Trauerrede auf Franz Ludwig; und ich weiß wohl, daß er sehr gern durch Frd. [Heinrich Eberhard Gottlob] Paulus auf und durch die A.L.Z. würken möchte. - Dieß im engsten Vertrauen. Verbrennen Sie diesen Brief.Leider ist die Hofräthin Voigt gestorben, und der arme [Christian Gottlob von] Voigt wird dadurch ganz zu Boden geschlagen seyn. Man muß sich jezt warlich genau beobachten, und ich bitte Sie mein Bester, auch dieß bey Ihnen zu thun. Auch in meinem Hauße liegen 2 Offizianten an Gallen u. Nervenfieber kranck.Gott befohlen mein Bester! Ganz Ihr FJB.

Bemerkung: FJB.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel / Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel, Briefe von Friedrich Justin Bertuch

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Erfassung: 9. November 2015 ; Modifikation: 9. November 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:38+01:00