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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 04.10.1806Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/107

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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 04.10.1806Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/107


Weimar, 04.10.1806. - 2 Bl. (4 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Mein Bester,Jezt kann ich wircklich sagen, daß ich Ihnen dieß Blatt inter strepit. armorum schreibe; denn jetzt sitzen wir dick drinne. Gestern und heute zogen 8 Regimenter hier durch, Einquartirung reißt nicht ab, morgen wieder die Garde, und mein Comptoir sieht oft aus wie das General Stabs Bureau, weil Offiziere und FeldJäger sich drängen, um Charten zu hohlen, die man ihnen doch nicht so speciell, als sie sie zu Kriegs Operationen bedürfen, schaffen kann, weil noch nichts derg. von Sachsen, Francken u. Heßen existirt, und die Götter der Erde, welche Krieg führen, nicht verstehen, oder nicht im Frieden dran dencken das zu veranstalten was dazu gehört. - Gestern Abend kam das Köng. Kabinet und ein Theil des Gener. Stabes hier an, und gieng heute früh gleich wieder fort. Ich habe Beyme nicht aufgesucht, weil es zu spät war. Bleibt das HauptQuartier einige Zeit in Erfurth, so fahre ich dahin, und spreche ihn ruhiger. Heute Mittag war der König [Friedrich Wilhelm III., König von Preußen], die Königin, Churfürst von Cassell, Luchesini, Haugwitz, Möllendorf hier; Alles ist nach Erfurth, wo sichs nun ungeheuer stopft. Ich hoffe es soll nun rasch dran gehn. Napoleon aber ist schon über Wirzburg hinauf nach der Böhmischen Gränze zu; vermuth. um zu versuchen von dort aus eine kühne Diversion zu machen. Die Stimmumg der Armee und des Volcks ist herrlich. Alles ist gegen die Franzosen ergrimmt und wütend. Napoleon wird einen schweren Kampf haben.Bey dieser Lage der Dinge hoffe ich keinen langwierigen, sondern schnell entscheidenden Krieg, weil Franckreich sich durchaus nicht auf seine beyden VasallenKönige Bayern u. Wirtemberg, die es selbst entkräftet hat, verlaßen kann, und Bayern ohnedieß von Oesterreich bedroht wird. Bis Weihnachten haben wir also gewiß schon sichere Resultate in den Händen, oder können wenigstens hell sehen, was es giebt, und unsre Geschäfte darnach richten. Bis jezt gebe ich die Hoffnung unsre Operation wegen der Erg. Blätt. pr. 1807 auszuführen nicht auf, glaube aber daß wir sie schon von jezt gleich vorzubereiten anfangen, und unsre Approchen öffnen müßen, und dieß zwar bey Gelegenheit der ersten Journal Recensions Lieferung, davon Sie Dr. Grubers [Johann Gottfried Gruber] 1tes: Contingent durch künftige Donnerstags Post über Erfurth empfangen. Ich rechne auf das Intereße das wir den Erg. B. durch die allgem. Journal-Revision geben, allerdings, und mit Rechte viel; denn wenn wir den Gelehrten dadurch in Stand setzen die ganze Journal Literatur seines Fachs, und den bloßen Dilettanten oder Literator die von mehreren Fächern zu übersehen, oder exact zu verfolgen, ohne die Journale selbst halten, kaufen oder lesen zu müßen, so ist ihm dieß allerdings profit tout clair, und ein großer Reiz die Erg. Blätt ./die ihm ja noch mehr Uebersichten gewähren, worauf jezt Alles ankommt / mit zu halten. Dieß muß aber durch einen 3 Monate nach einander in die A.L.Z. [Allgemeinen Literaturzeitung] eingelegten Zeddel; welchen Sie vorschlagen, gehörig und bescheiden auseinandergesezt, und die Leser aufgefordert werden ihr Bestellung der Erg. B. pr. 1807 unfehlbar bis Ende Novbr: zu machen. Bis dahin sehen wir wie dieß gewürckt hat. Sehen wir daß man drauf geachtet hat, so können wir den Schritt des Zwangs dann zu Weihnachten sicher wagen; denn sprängen uns auch 300 Abonnenten ab, so stehen wir doch auch in diesem Falle une[n]dlich beßer bey dieser Consolidirung als bey unsrer jetzigen Halbheit. Sie können sicher seyn, daß jeder Gelehrte u. Literator au pis aller lieber aller Bücherkauf als die A. L. Z. aufgiebt, und diese immer noch als seinen Nothanker betrachtet. Dieser Meinung ist auch Dr. Gruber, und jeder andere Gelehrte, den ich über die Sache spreche.Ihr Vorsatz weg. Bearb. der Literat. Gesch. den Sie mir schreiben, ist vortrefflich, mein Bester; und er wird, wenn Sie ihn wircklich ausführen, uns zu Weihnachten Gewißheit geben, ob wir zu Ostern den 1n und zu Michaelis a. s. den 2ten Theil sicher liefern können, denn darauf kommt Alles an; und auch mein Entschluß, in dieser Entreprise fortzugehen. Weihnachten ist also unser terminus decretorius. Haben Sie da so viel Mscpt. Vorrath fertig daß sicher fortgedruckt werden kann, so gehe ich in der Entreprise fort, und will es dann auch möglich machen, das Residuum für Sie an die Pfündelsche Handlung zu zahlen; so schlimm es auch in diesem Winter mit den Cassen hergehen wird.Wegen des A.L.Z. Titelkupfers haben Sie recht; es gehört zum III Bande, für den wir noch eins schuldig sind; und den ich ganz vergeßen hatte. ich habe die Zahl sog. abändern laßen. Grundriße ließen sich von felix meritis gar nicht anbringen, denn dazu war die Tafel viel zu klein. Für den IV Bd. will ich schon einen schicklichen wißenschaft. Gegenstand finden. Das Götting. Accouchier Hauß ist nicht intereßant genug, und [Carl August] Böttigers Vorschläge sind immer zu kostbar, und zu umständlich.Gott befohlen, mein Bester! Ganz Ihr FJB.Schnefen über die Sache zu consultiren, wird gar nichts helfen; denn er sieht nicht hell über die Sache, kennt das Publikum, und was man von ihm erwarten kann, gar nicht, und weiß uns sicher keinen leitenden Rath zu geben.N. S.Ich schicke Ihnen diesen Brief über Erfurth. Schreiben Sie mir doch ob Sie ihn ungeöffnet erhalten haben.FJB

Bemerkung: FJB.

Objekteigenschaften: Handschrift

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Erfassung: 9. November 2015 ; Modifikation: 9. November 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:38+01:00