Detailinformationen

Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 07.10.1807Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/127

Funktionen

Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 07.10.1807Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/127


Weimar, 07.10.1807. - 2 Bl. (4 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Gestern Abend 8 Uhr kam [Matthias Wilhelm] Madeweiß, Keferstein u. Heyden von Paris hier an, blieben 1 Paar Stunden bey mir, und eilten diese Nacht wieder fort. Vielleicht haben Sie einen oder den Anderen schon gesprochen. Morgen komt [August Hermann] Niemeyer u. Wedel nach. Alle wusten nichts mehr als wir auch schon, von der polit. Lage der Dinge; versicherten aber daß so bald noch nicht an Ordnung und eine Constitution in Teutschland zu denken sey; welches ich leider auch glaub. Ich will nun hören was Niemeyer morgen sagt. Daß die Stimmung von Napo. gegen Preußen sich gebeßert habe, behaupteten diese auch, glauben aber einstimmig, daß für Halle nichts zu hoffen sey. Am muthlosesten schien mir vor Allen Madeweis, weil mit der Uebergabe von Halle zugleich alle seine alten Verhältniße der Post aufhören, die große PostVerwirrung angehen wird, und Er noch keiner weiteren Anstellung im Preuß. gewiß ist. Dieser Wegfall der PostAdministrat. kann auch der A.L.Z. [Allgemeinen Literaturzeitung] sehr gefährlich werden, und uns in der Folge verdamt geniren, wenn wir den neuen A.L.Z. Jahrgang noch in Halle anfangen, dem Hallischen PostAmte die HauptCommiss. der Spedition fortlaßen, und sie dann im Laufe des Jahres zu Ostern vielleicht erst nach Berlin übertragen, und dem dortigen HofPostamte übergeben wollten. Ich überzeuge mich daher stündlich mehr von der Nothwendigkeit mit der A.L.Z. ein Interimisticum zu machen, Ihre Idee zu adoptiren, sie auf 1 Jahr hier bey mir / doch unter der Firma Berlin / drucken und an Scharf und alle Postämter spediren zu laßen, bis Alles erst in Berlin in Ordnung und voller Einrichtung ist, und wir dann die Transplantation ruhig und sicher machen können. Dabey machen wir auch nicht allein wegen der Spedition nach Leipzig, Franckfurth, und Nürnberg, sondern auch wegen Druck und Papier, beträchtliche Erspahrniße. Ich habe nämlich sogleich in meiner Druckerey die genaueste Arbeitsberechnung machen laßen und gefunden,1) daß ich daßelbe Papier so wie bisher zur A.L.Z. hatten, würk. für 18 rh.Prß. Crt. hier zur Stelle pr. Bl. liefern;2) den Druck, A.L.Z. u. Intel. Bltt. einerley Schrift, mit der nöth. Petit. den Bogen oder 2 Nummern 1000 Aufl. zu 7 P. 1250 -- 7'10 g. 1500 -- 7'20' 1750 -- 8'06' 1875 -- 8'12' 2000' 8'16'Prß. Crt. stellen kann. Sie sehen daraus, welche Differenz dieß bis zu H. Deckers 10 rh. 16 gh. bis 12 rh. Preißen ist, wenn er auch, quod vix credo, bey Beyden bis auf 10 rh. herabgehen sollte.3) daß meine Preßen u. Schriften wöchentlich ohne Bedenken 10 bis 12 Numern liefern können, wenn das Mscpt. nicht stockt.Dazu wäre nun aber schlechterdings nöthig:1) daß ich [Johann Samuel] Ersch und [August] Thieme zur Besorgung der Druckung und Correctur hier haben müßte; und2) daß schon im November der Druck des Januars hier beginnen könnte; damit durchaus keine Stockung in der Spedition Statt finden könnte.3) daß wir Scharf und allen HauptSpediteurs in der Stille die nöthige Verabredung träfen;4) daß Sie oder ich bald eine Reise nach Berlin machen müßten, um dort nur vorläufig und zum Anscheine die A.L.Z. fixirten; und wir blos öffentlich anzeigten die A.L.Z. daure auch pr. 1808 fort, und die Expedit. derselben werde vom 1. Jan an, nach Berlin verlegt, wohin man an dieselbe schreiben und Bestellungen der A.L.Z. machen könne. Dieß ist wesentlich nöthig, um dem Könige u. [Karl Friedrich von] Beyme die Transplantation der A.L.Z. zu beweisen. Um unsren inneren Mechanismus, und wo sie gedruckt, und wie sie spedirt wird hat sich vor der Hand niemand zu bekümmern.5) daß Sie und Ersch pure den Ruf nach Berlin, mit Versicherung der Versetzung der A.L.Z. nach Berlin / N.B. dieß müßen wir Beyde in einem eignen Schreiben ad regem erklären / annehmen; Ersch aber sich auf 1 Jahr Urlaub ausbittet, die Redact. der A.L.Z. hier zu besorgen, weil dieß vor der Hand in Berlin so schnell noch nicht möglich sey. Dieß wird gehen, und Ersch, der nichts mehr als dieß wünscht, lieb seyn. Pension bekomt er nicht, und Beyme ist jezt auch wegen der A.L.Z. sehr kurz gebunden, und wir dürfen jezt wenigstens gar nicht viel negociiren. Komt Zeit, komt Rath; und in einem Jahre sehen vielleicht die Sachen ganz anders aus als jezt. Jezt müßen wir nur suchen zu laviren, oder die A.L.Z. in einen Nothhaven zu legen. Sie selbst, mein Bester, bekommen durch dieß Expediens mehr Bequemlichkeit zu Ihrer Transplantation nach Berlin.Da nun zu all diesem druchaus eine mündliche Haupt-Conferenz unter uns in Halle nöthig ist, so bin ich entschloßen innerhalb 14 Tage selbst zu kommen, wo wir dann Alles überlegen, und beschließen wollen.Donnerstag d. 8n: früh. 10 UhrSo eben erhalte ich Ihren Brief vom 5n: dies. über Jena, m. Bester. Das ganze Gerücht vom Intendant u. Unt. Bib. Lange, von Erhaltung der Akademie, ist nichts als Faribolen und ein Windschuß, wodurch der Mensch sich wichtig machen will. - So eben habe ich Niemeyer u. Wedel gesprochen, die eben ankommen, und denen ich diese Depesche mitgebe. - Für Halle ist nichts, schlechterdings nichts zu hoffen, laßen Sie uns klug und still seyn; einpacken und gehen, ehe es zu spät wird. - Denken und sprechen Sie vorläufig über das Arrangement mit Ersch, dem ich heute nicht schreiben kann. Mündlich muß alles arrangirt werden. Adieu! Adieu!Ewig Ihr FJB.

Madeweiss, Matthias Wilhelm (1745-1830) [Erwähnt],Ersch, Johann Samuel (1766-1828) [Behandelt]

Bemerkung: FJB.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel / Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel, Briefe von Friedrich Justin Bertuch

DE-611-HS-2936365, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-2936365

Erfassung: 16. November 2015 ; Modifikation: 16. November 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:38+01:00