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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 30.11.1807Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/133

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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 30.11.1807Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/133


Weimar, 30.11.1807. - 2 Bl. (4 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Ich war gestern, auf meiner Re. von Rudolstadt bey unserm Frd. [Johann Jacob] Griesbach in Jena, fand da Ihre sämt. Depeschen an ihn und mich, und conferirte mit ihm darüber. Er wird Ihnen heute darüber schreiben, und hier ist mein Votum, liebster Freund.Unser lieber Gr. [Griesbach] ist warlich wegen der Erg.Blätt. zu ängstlich, denn es ist bey der jetzigen Lage der Dinge und der A.L.Z. [Allgemeinen Literaturzeitung] nicht möglich, daß wir bey einem Debit forcé unter 1300 Exp. / welche noch decken / herunter sinken sollten. Dieser allein, und RechnungsVerwaltung als wir bisher hatten, kann uns retten und die A.L.Z. erhalten; welche, wie ich befürchte, sonst leider verlohren ist. Ich habe daher auch gegen unsern Frd. Gr. wegen des Punctes der Erg.Blätt. nicht nachgegeben, sondern bin bey unserm Etats Concluso vom 29n: Oct. beharrt; daß wir nem.1., 3 Erg.B. wöchent. behalten, und alle literar. u. bibliograph. Artickel aus den Intel.Blättern nehmen u. hineinlegen. 2., daß wir ankündigen, Jeder Abonnent müße die pr. 1808 die Erg.Bl. mitnhemen; und 3., dieselben ohne Ausnahme gleich von NeuJahr an Jedem beylegen, und sehen, wie sich nun dieser Versuch bis Osternmacht.Habe aber mit Gr. dieß Conclus. dahin modifizirt, daß wir, wenn wir bis Ostern merken sollten, daß uns deßhalb viele Abonnenten abspringen, oder laut über diesen Zwang klagen sollten, man es dann ebenso wie heuer damit macht, und für her 1808 noch einmal damit nachgiebt, und auch A.L.Z. Exemplare ohne E.B. liefert; dieß aber ja nicht vorher ankündigt. Dieß dencke ich wird glücken.Ihrem neuen Plan wegen der E.Bl. finden wir Beyde zwar recht schön und empfehlungswerth, allein pr. 1808 ist er nicht auszuführen, weil 1, die Zeit dazu viel zu kurz, und nicht dazu vorbereitet ist; 2., Sie u [Johann Samuel] Ersch dazu jezt viel zu unruhig und zu zerstreut sind, um die Redaction davon gehörig und sorgfältig machen zu können; 3., dieser Plan der E.B.der A.L.Z. selbst offenbar nachtheilig seyn, und wenn man die E.B. allein verkaufte, den Debit der A.L.Z. ruiniren würde; aber wir uns auch 4., sehr hüten müßen jezt in diesem kritischen Momente eine solche totale Reforme der A.L.Z. vorzunehmen, und dadurch das Publikum, aufs neue irre u. confus zu machen. Also bin ich u. Frd. Gr. der Meinung daß wir diesen Plan ja noch 1 Jahr, bis auf beßere Zeiten, ruhen laßen, und jezt kein Wörtchen davon sagen.Daß Sie nun nicht d. 1n: Decbr. mit nach Berlin gehen, ist mir recht lieb; denn Sie könnten, wie ich aus Noltens u. Frorieps Briefen ersehe, dort noch gar nichts machen, verreisten Ihr Geld und Zeit umsonst, und könnten unserer Bilanz und totalen Aufräumung der A.L.Z. Sachen, worauf uns doch jezt so viel ankomt, nicht die nöthige Zeit und ruhige Application wiedmen. Dieß ist nun möglich, da Schellenberg von mir instruirt ist, unser ganzes Geschäft durchaus aufzuräumen, und ins Klare zu setzen; und ich beschwöre Sie, mein Bester, ihn dabey möglichst zu unterstützen, und Ehrhardt / der gewiß nicht den besten Willen hat, seine Winkel ausfegen zu laßen / streng und in meinem Nahmen mit Ernste dazu anzuhalten. Die Casse, die, wie ich sehe, leider in betrübten Umständen ist, braucht Schellenberg nichts für meine Rechnung zu zahlen; ich habe ihm seine Diäten angewiesen; doch bitte ich ihn auch, so bald er fertig ist, nicht weiter aufzuhalten, denn er kostet mich jeden Tag 1 Spec. Thlr.Ueber Preußens polit. Lage, und wie lange die Marterbank noch dauert auf der es jezt Nap. hält, kann man freylich jezt durchaus noch nicht hell sehen. Indeßen erwarte ich doch gewiß Entscheidung, wenn Nap. jezt aus Italien zurückkehrt. Laßen Sie sich doch indeßen ja nicht durch leere und ganz aus der Luft gegriffene Gerüchte von der Erhaltung der Univ. Halle in süße Träume einwiegen. Das Geschwätz des Intend. Clairac wegen der A.L.Z. ist eben so nichtig. Den Zeitungsstempel und die Mausefalle die über uns zuschnappen kann, befürchte ich noch immer, und habe expreß deßwegen nach Franckfurth geschrieben. Am besten wäre es freylich für die A.L.Z. gewesen, Sie hätten meinen u. Griesbachs Vorschlag die A.L.Z. hier von N.J. an drucken zu laßen angenommen, dann wäre man sicher und auf alle Fälle ungenirt gewesen. Griesbach besteht noch darauf, und meint wenn Sie richtig revidirtes Mscpt. hieher schickten, so könne Dr. [Johann Gottfried] Gruber, auch ohne Frd. Erschens Beyhülfe unter meiner Aufsicht den Druck recht gut so lange besorgen, bis man weiß woran man ist, und feste entscheidende Schritte thun kann. Ich sage nichts weiter darüber, weil Sie glauben könnten, ich hätte ein Privat-Interesse dabey, und laße mir Alles gefallen, nur nichts was uns kompromittirt, und für die Zukunft in Verlegenheit setzen kann; und bitte Sie daher recht sehr, sich weder mit Gedicke noch Decker auf etwas Gewißes einzulaßen, und daher auch, im Falle die A.L.Z. vor der Hand noch in Halle bleiben müßte, sich mit den Hal. Druckereyen vorjezt durchaus auf nichts weiter, als monat. Aufkündigung des Drucks einzulaßen. Einviertjährige [sic] ist in der jetzigen Crise wirklich zu viel.Unsre Restanten, besonders die Buchhändler, sind doch alle gesperrt worden? Wir kriegen außerdem gewiß keinen Heller Zahlung ein; und wovon sollen wir dann unsre Schulden bezahlen? Denn borgen wollen wir durchaus nicht weiter.Rußland verwendet sich jezt erst stark für Preußen, und Prinz Wilhelm ist deßhalb mit [Wilhelm von] Humbold, Geh.Rth. Roux u. Graf Golz, als diplomat. guten Köpfen nach Paris abgegangen, um Preußens Befreyung zu bewirken. In England bereitet sich auch eine starke Explosion, welche wohl den Frieden bewirken könnte; kurz wir sind à la veille de grandes choses. - Leben Sie recht wohl indeßen mein Bester!Ewig Ihr FJB.Sie haben doch meine Depesche durch Kapellmstr. [Joahann Friedrich] Reichardt erhalten.

Bemerkung: FJB.

Objekteigenschaften: Handschrift

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Erfassung: 23. November 2015 ; Modifikation: 23. November 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:38+01:00