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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 20.09.1808Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/142

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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 20.09.1808Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/142


Weimar, 20.09.1808. - 2 Bl. (2 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Mein BesterIch habe Ihnen zwar seit d. 30n: Aug nicht geschrieben, allein ich war seitdem fast nur ein halber Mensch, und am wenigsten ein GeschäftsMann. Unsre Stadt glich seit Ende August fast stets einem Lager, von allen Seiten stürmten uns Colonnen Franzosen zu, zu Pferde, zu Wagen und zu Fuße. Alle wollten auf Wagen transportirt seyn, täglich hatte ich Einquartirung von Generalen und Offiziren; dazu kamen bey mir etliche harte Gichtstaupen, unter andern ein Anfall, wo ich 24 Stunden Schmerzen wie ein Verdamter in Dantes Hölle litt; kurz Alles vereinigte sich mir das Leben, und was diesem anhängt zu verleiden. Nun komt wieder die große unerwartete Conferenz der Kaiser und Könige in Erfurth dazu, wovon wir auch hier eine schöne Portion Last und Unruhe zu tragen haben! - Hätte ich nicht Hoffnung daß diese die Lage der Dinge in Teutschland endlich bestimmen, Teutschland beruhigen, und die Crisis in der es bisher so schmerzlich lag, auflösen werde, so möchte ich warlich lieber eine Wanderung von diesem unruhigen Planeten, der mir nicht einer tauben Nuß mehr werth ist, in ein beßeres Land antreten.Hier haben Sie nun, was zur Bendigung oder Umwandelung unsrer A.L.Z. [Allgemeine Literaturzeitung] Geschäfte vor der Hand nöthig ist, nem. 1., meine Erklärung wegen unsres Contracts mit Prf. [Johann Samuel] Ersch, und diesen zug. zurück. Ich hoffe wenn er honnet u. rechtlich seyn will, so wird er nach Lesung meiner Erklärung, die Sie gehörig mit einer demonstratione ad hominem unterstützen, und ihm fühlbar machen werden, daß er ja uns allein seine ganze Lage in Halle zu dancken hat, - keine Schwierigkeit machen, sich in die Lage der Dinge zu fügen. Will er dieß nicht, sondern uns chikaniren, nun so entscheide das Recht unter uns.2., Mein Schreiben und Vollmacht an Dr. [Karl Jakob] Scheufelhuth, wegen der Intabulation der 3/m rh. auf die Häußer. Bringen Sie diese nun ungesäumt zu Stande, l. Freund.3., Ferner gehen Sie nun unsre letzte im Apr. abgeschloßene Convention, Punct vor Pu[n]ct durch, und sehen nach was nach derselben anjezt, besonders wegen Aufsagung der Druckerey Contracte, und der Officianten, in Rücksicht meiner Verbindlichkeit deßhalb, zu besorgen ist; auch in wie fern Ehrhardt seiner Instruction, in Betreff der Casse und Beytreibung der Reste nachgekommen ist. Es müßen jezt zu Michae. durchaus alle Restanten der A.L.Z. gespart werden; sonst leiden wir gewiß noch große Verluste.Was übrigens die Fortsetzung der A.L.Z. betrifft, so glaube ich, da wir nun sicher sind 1, daß es mit Oesterreich keinen Krieg giebt, also Teutschland ruhig bleibt, und villeicht jezt wieder in einige Ordnung komt; 2., daß Preußen, der Steinschen bêtise ungeachtet, erhalten, und bis auf etwa 30000 Mann ExecutionsTruppen, von den Franzosen geräumt wird pp - daß Sie die A.L.Z. für sich allein ohne Bedencken fortsetzen können, NB. Wenn Sie sich 1. dem Geschäfte der Redaction ganz allein wiedmen, und Ersch, auf billigere Bedingungen, blos zu Ihren Privatgehülfen nehmen wollen; 2., sich die ganze Expedition vom Halse schaffen, und deßhalb mit Gebauer oder Schwetschke verbinden. Glauben Sie mir, l. Frd. dieß ist ein wesentlich nöthiger, unerläßlicher Punct, und mein Rath deßhalb ist treu und gut gemeint. Am besten wäre es freylich immer, Sie könnten sich mit N. associiren.Für die Expedition lege ich eine GeschäftsNota bey. Daß [Ludwig Friedrich von] Froriep meinen guten Rath wegen seines Rufs nach Tübingen angenommen hat, und jetzt schon auf der Reise ist / denn ich erwarte ihn übermorgen hier /, dancke ich dem Himmel! Berlin wird wie ein durchlöcherter Luftballon zusammenfallen, da sein Mechaniker fehlt der ihn sonst füllte und hielt.Leben Sie wohl, Lieber; und Sie können es da Sie jezt wieder in Ordnung und voller Besoldung sind. Wenn Sie mich aber, als Ihren alten Freund, lieben, so tragen Sie durch gute und leichte Beendigung unserer A.L.Z. Geschäfte zur Ruhe und Erleichterung der mancherley Plagen Ihres Freundes jezt ein Großes bey.Ewig Ihr FJB.

Bemerkung: FJB.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel / Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel, Briefe von Friedrich Justin Bertuch

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Erfassung: 30. November 2015 ; Modifikation: 2. Dezember 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:38+01:00