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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 10.10.1811Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/156

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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 10.10.1811Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/156


Weimar, 10.10.1811. - 2 Bl. (4 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Ich fühle es gar wohl, mein Theuerster, alter, geliebter Freund, daß ich zu lange geschwiegen, Ihnen ganzer 4 Monate lang nicht geschrieben, und die Beendigung unsrer Geschäfte, immer von Posttag zu Posttag, auf einen guten ruhigen Tag, der immer nicht kommen wollte, verschoben habe, so daß ich zulezt ein solcher Procrastinator gegen Sie geworden bin, daß ich mich vor mir selbst schämen muß. Aber, Gott weiß auch wie mirs jezt geht. Die Plackerey und Arbeit wird durch die unglückseelige Zeit jezt bey den Geschäften unsäglich vermehrt; dies diem trudit; man weiß nicht wo ein Tag hingeschwunden ist; der Anlauf von Fremden, u. Zerstreuung ist bey mir ungeheuer; ich werde immer älter, und misanthropischer, auch bin ich zuweilen kranck, und die Arbeit fleckt mir nicht mehr so wie sonst; - und so bleiben oft wichtigere Geschäfte - gerade ihrer Wichtigkeit wegen -, und weil sie Ruhe erfordern - zu meinem Verdruße länger bey mir liegen als sie sollen. - Doch bey Ihnen, mein Bester, bedarfs in solchen Fällen keiner Entschuldigung, da Sie auch wißen, was GeschäftsUeberladung, und ewige Stöhrungen u. Zerreißungen sind. - Aber mein Vorsatz ist gefaßt, es muß mit mir Anders- werden; und die ersten Schritte, mir für die Paar Tage die ich noch zu leben habe, Ruhe und Erhohlung zu schaffen, sind schon gethan, und ich verfolge aus allen Kräften meinen Plan. - Komt Freund Hein früher als ich damit fertig bin, nun so gehe ich auch mit ihm zur Ruhe! Jezt, mein Bester laßen Sie uns vor allen Dingen, unsre Sachen und Geschäfte / die indeßen auch reifer worden sind / wie sichs so alten treuen Freunden, als wir einander sind, ziemt, freundlich in Ordnung bringen und beendigen. Ich will also, more solito, Nummern machen; und meinen GeschäftsFaden an Ihren GeschäftsBrief vom 18n: May den Sie mir nach Leipzig schrieben, machen.1., Daß ich von Ihren mir unterm 25n: Ju. v. Jahres mitgetheilten SeparationsPlanen unsers A.L.Z. [Allgemeine Literaturzeitung] Geschäfts, den zweyten, nemlich eines Vergleichs in Pausch u. Bogen, angenommen habe, weil er uns Beiden viele Mühe und Arbeit erspahrt, wißen Sie schon seit vorigen Novbr. mein Bester. Ich wollte wie Sie wißen, zwar noch ein Paar Modificationen, die ich für billig hielt, machen, allein es mag drum seyn, und wir wollen als alte Freunde und treue Socii, es nicht so genau miteinander nehmen. Ich nehme also pure Ihren RechnungsZug und Abschluß an, nach welchem mir, wie Ihnen, zur Hälfte Rh. 3669.12gh. zu Gute kommen.Diese rh. 3669.12 gh. wollten Sie mir in einjährigen Terminen, also jähr. mit rh. 917.9gh. abtragen, un dnach Ihrem Briefe vom 28: May d. J. sollte der erstre ZahlungsTermin zu Michaelis dieses Jahres seyn. - Da ich also Ihren Vorschlag pure ratificirt habe, und wir also über das Wesentliche unsers Vergleichs einig sind, so will ich unsern Separations-Accord in forma unverzüglich entwerfen, und Ihnen den Entwurf sogleich schicken, so wie ich Ihre Antwort auf Gegenwärtiges erhalte.2., Die Rh. 400 Rest auf das Kalbische Kapital sind endlich mit Sturm und Drange auch eingegangen, nebst 7/4 jähr. Zinsen vom 14: Mrt. 1809 bis ult. Decbr. 1810. - Bis 1809 hat sie das Ind.Compt. der A.L.Z. [Allgemeinen Literaturzeitung] Exped in bey. Conto Crrt. berechnet. - Wie ich Ihnen nun diese Post gewähre ersehen Sie aus Folgendem.3. Da wir jezt durchaus aufräumen und nichts mehr anstehen laßen wollen, wie auch nicht nöthig ist; folglich auch sowohl das A.L.Z. Exp. als auch Ihr Privat-Conto Crt. mit meinem Comptoir abthun können, so habe sowohl Ihr Privat-Conto, als auch den Saldo, für die A.L.Z. Exped. und die v. Kalb. rh. 470. auf bey. Nota, mit den dazu gehör. Belegen verwilliget, nach welcher also alle diese Posten abgethan sind, und Ihnen darauf pro Saldo Rh. 193.8 gh. 1 d. gut bleiben, welche Sie mir auf den ersten Termin unsers VergleichsQuantums mit zurechnen können. Dieß ist der kürzeste und einzige Weg sogleich ins Reine zukommen; und muß Ihnen einerley seyn, da die A.L.Z. Casse ja jezt ohnedieß Ihr Eigenthum ist, und Sie den Kalb. Rest dort nun verrechnen laßen können wie Sie wollen.4., Die 1500 Ex. der gedruckten ersten 6 Bogen Ihrer Literat.Geschichte, welche Sie nach Ihrem Briefe vom 28: May d.J. übernahmen, und Ihnen für Druck u. Papier mit rh. 80.9 gh. sub. B. in Rechnung gebracht sind; stehen gepackt zu Ihrer Disposition fertig, und können auf den ersten Wink von Ihnen abgehen.So wären wir denn mit unsern Geschäften auf einmal ins Reine, und es fehlte weiter nichts als noch die förmliche Ausfertigung unsers Vergleichs, welche nun auch sogleich erfolgen soll. Es ist mir damit ordentlich ein Stein vom Herzen, und hoffentlich wird es Ihnen, mein Bester auch so seyn. Bey unserm Vergleiche hätte ich noch eine Erinnerung und Bitte beyzufügen, durch deren Erfüllung Sie mich höchlichst erfreuen und verbinden würden; nem. ich wünschte, daß Sie mir dieAbtragungsZahlungen an Statt 4 Terminen auf 1+3 Termine setzten, damit wir also mit dem Jahre 1813 ganz damit fertig wären. Wie sind Beyde sterblich, und unserm Ende nahe, und ich wünschte sehr daß auch dieß Geschäft noch bey unserm Leben abgethan wäre; und Sie nun frey über Ihr ganzes Vermögen disponiren könnten; und mich würde dieß bey meinen vielen Ausgaben auch sehr unterstützen. Thun Sie also Ihr Möglichstes, mein lieber alter Freund; und Alles was möglich ist für seinen Freund zu thun, ist - edler Geister Art.Schreiben Sie mir auch bald, wie sie jezt leben; und wie es mit der A.L.Z. geht. Ich hänge immer noch mit Liebe an meinem Kinde. Ach wären wir doch beysammen, und Sie in Jena geblieben! Doch - fuimus Troes! und ich mag nicht mehr an diese schändliche muthwillige Zerrüttung denken.Mit der Gesundheit unsers lieben Griesbachs, gieng es diesen Sommer und Herbst schlecht, und mir war sehr bange für einem totalen Marasmus oder einer Brustwassersucht. Allein, dem Himmel sey Danck! er erholt sich wieder. Wenn man ihn nur bereden könnte daß er diesen Winter nicht läse; denn diese Anstrengung fürchte ich, wirft ihn wieder nieder.Von Tübingen habe ich nun auch wieder gute u. beruhigende Nachrichten. Der König ist von seinen Gewaltstreichen mit der Universit. abgegangen; hat der Univ. eine neue ziemlich gute Organiation gegeben, und es kommt zu keiner Commission. Die Universit. behält ihre Fonds, welche separat für sie administrirt werden. Der Reg. Pres. v. [Karl August von] Wangenheim / ein trefflicher Kopf, und humaner Mann / ist Curator d. Un. worden, und wohnt nun als Ob.Apel. TribunalPräsid. in Tübingen selbst, und wird gute Ordnung halten. Diese Sache hat mich auch, [Ludwig Friedrich von] Frorieps wegen, heuer sehr bekümmert.Mein Sohn grüßt Sie herzlich! Leben Sie wohl lieber Alter Freund, u. verzeihen Sie mein langes Schweigen. Sie sollen von nun an einen fleißigern Correspondenten an mir haben. Ewig Ihr treuerFJBertuch.

Bemerkung: FJBertuch.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel / Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel, Briefe von Friedrich Justin Bertuch

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Erfassung: 2. Dezember 2015 ; Modifikation: 2. Dezember 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:38+01:00