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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 16.08.1813Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/158

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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 16.08.1813Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/158


Weimar, 16.08.1813. - 2 Bl. (3 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Mein werthester Freund,Ich komme eben von einer Badereise zurück, die ich machen mußte um meine Gesundheit, die seit Jahr und Tag sehr gelitten hat, wenigstens einigermaasen wieder herzustellen. Dieß ist mir aber nur halb gelungen, denn Leiden des Gemüths und Kummer laßen sich durch kein Waßer auswaschen, sey es auch noch so kräftig. Die unglückseelige Zeit, die uns hier, seit Ostern sonderlich, mit Centner - Lasten drückt, doppelte Militärstraße, tägliche Einquartirung, unerschwing. Lieferungen, gezwungenes Anlehn, Direction eines großen Milit. Hospitals, das sich organisiren und bisher führen mußte, gänzliche Stockung und Zerrüttung des Buchhandels, keine Oster- und vielleicht auch keine Mich. Meße, haben mir bisher das Leben so verleidet, daß mir alle Geschäfte anekeln, und ich mich lange schon in der traurigsten Stimmung befinde. Die einzige Hoffnung bleibt mir und erhält mich noch, daß diese abscheuliche Lage nicht lange mehr dauern könne, da es nun wieder zum Schwerdtschlage gekommen ist, Oesterreich sich erklärt, und ebenso wie Preußen die Hostilitäten bereits bey Peterswalde angefangen hat. Es wird noch enige schreckliche Schlachten kosten, aber diese werden Teutschland endlich einen soliden Frieden, andere Formen, Ruhe u. freyen Handel geben, und uns manchen Stein vom Herzen nehmen, der uns bisher drückte, und immer schwerer wurde. Vielleicht hat in ein Paar Monaten schon Alles eine andere Gestalt.Ich sehe und fühle es allerdings peinlich, daß die Verwickelung unsrer Geld und BerechnungsGeschäfte uns Beyde zusammen in eine Lage gebracht hat, in welcher sich so alle treue Freunde, als wir nicht gegeneinander befinden sollten. Allein, lieber Freund, Sie sind größtentheils selbst Schuld daran. Als wir uns vor. Jahr in der O.Meße in Leipzig sprachen, nahmen Sie Ihren mir gethane VergelichsVorschlag zurück, verwarfen meinen Berechnungs und Auseinandersetzungs Entwurfvom 10 Oct. 1811, und versprachen binnen 8 Tagen einen BilanzAuszug und andern Vorschlag zu schicken. Diesen habe ich umsonst erwartet, und ließ also die Sache, bey diesen ohnehin so trüben Zeiten ruhen; als welches, wie ich glaubte, Sie auch thun wollten, um einen günstigern ZeitPunct zu erwarten. Nun kam aber die fatale Rejal. Klagegeschichte hinzu, und diese, ich muß es bekennen, verstimmte mich, in meiner ohnedieß höchst gereizten Lage, so gewaltig, daß ich nichts mehr davon sehen u. hören mochte. - Doch genug davon für heute, da dieser Brief nur ein Vorläufer meines nächsten ausführlichen GeschäftsBriefs seyn soll, in welchem ich mich, wenn ich unsre Papiere nochmals durchgangen habe - wozu mir heute die Zeit mangelt - bestimt erklären, und Ihnen einen Vorschlag zu unsrer völligen Auseinandersetzung thun werde, der hoffentlich sicher Ihren Beyfall u. Beytritt erhalten soll. Hemmen Sie also sogleich alles fernere gerichtliche Verfahren, bis zu meiner / nächsten Erklärung. Ja mein Freund, ich suche Ruhe, und will durchaus aufräumen und mein Hauß bestellen, denn ich weiß nicht wie lange ich noch lebe. Auch Sie sind alt, und wir wollen also suchen so schnell als möglich ins Reine zu kommen. Also Groll und üble Laune bey Seite; geben Sie mir freundlich die Freundes-Hand, und laßen Sie uns einander mit alter Biedertreue helfen und beystehen.Halle hat indeßen ein Schlag getroffen, der mich zugleich tief erschüttert hat. Es war als wenn mich der Blitz rührte, als ich dies Todtesurthel der Universität las! Ihr und aller meiner dort. Freunde Schicksaal trat mir zusammen vor die Augen, und drückte mich auf die Seele. - Aber um Gottes Willen, warum denn nicht nur einstweilen suspendiren, und die Studenten alle fortschicken, wie 1806, wenn man mit ihrem Betragen unzufrieden ist? Warum denn zugleich alle wißenschaft. Anstalten u. Fonds vernichten? Ist denn gar kein Mittel keine Hoffnung da, dieses Unglück abzuwenden, und den Schlag zu mildern? Schreiben Sie mir doch ja bald etwas über Ihre jetzige Lage, und was Niemeyer, Sprengel, Ersch, Bruns u. andre brave Männer machen, und welche Parthie sie ergreifen werden? - Man sagte mir, es sey Ihnen eine Translocation nach Göttingen an Heynes Stelle angetragen worden. Ist dieß gegründet? Ich glaube dieß würde für Sie u. die A.L.Z. [Allgemeine Literaturzeitung] nicht übel seyn. - Ich bin begierig auf Ihre Antwort.Leben Sie wohl lieber, alter Freund; und lieben Sie ferner wie zuvorIhren alten, treuen, leidenden Frd.FJB.

Bemerkung: FJB.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel / Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel, Briefe von Friedrich Justin Bertuch

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Erfassung: 2. Dezember 2015 ; Modifikation: 2. Dezember 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:38+01:00