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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 04.03.1818Universitätsbibliothek LeipzigChristian Gottfried Schütz, BriefwechselSignatur: Rep. III 1a/1/162

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Brief von Friedrich Justin Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 04.03.1818Universitätsbibliothek Leipzig ; Christian Gottfried Schütz, Briefwechsel

Signatur: Rep. III 1a/1/162


Weimar, 04.03.1818. - 2 Bl. (3 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Herzlichen Dank, mein Theurer alter Freund, für Ihr LebensZeichen vom 23 Fbr. - Es that mir wohl einmal Ihre freundliche Hand wiederzusehen.Allerdings haben wir, ich u. [Ludwig Friedrich von] Froriep (der Sie herzlich grüßt) bisher viel Amfechtung und Kampf wegen der PreßFreyheit gehabt, der zum Theil auch noch fortdauert; aber glauben Sie doch ja dem elenden und schändlichen Geträtsch davon in der Allg. Zeit. Hambrg. Corrresp. - Ber. Zeit. u. Wiener Obscuranten Trompete, nicht, denn nicht der 6: Theil davon ist wahr. Das Meiste ist elendes Machwerk aus Dreßden - wo jezt der Sitz einer schänd. diplomat. Cabale ist - und stammt selbst größtentheils von hier, von einem Schurken u. Spion her [August von Kotzebue], der sich unter eine fremde Aegide gesteckt, HofCabalen drein verwickelt, und Geld- u. Protections-Speculationen damit verbunden hat, und aus diesem Hinterhalte seine Pfeile schießt. - Kurz, der Bube v. K. macht uns viel böse Händel, ist aber dafür schon von ganz Teutschland verabscheut, und durch das Franckfurther Auto da fé / vid. N.Rhein.Merk. No. 29) schon öffentlich geächtet! - Die Geschichte seiner neuesten Infamie, und seiner Buberey mit [Heinrich] Luden finden Sie in [Christoph Martin] Wielands lezten Blättern seines VolksFreunds, und in Okens Isis, lezten Hefte. - Ich kann Ihnen die gedruckten Bogen der Nemesis nicht mittheilen, weil es mir gerichtlich verboten ist, und ich darüber mein Ehrenwort gegeben habe. - So viel ist indeßen wahr, und können Sie glauben:1., daß der Gr.Herzog die PreßFreyheit nicht zurückgenommen hat; sondern nur ein bestimtes Gesetz über ihren Mißbrauch geben will; worauf wir Alle gedrungen gedrungen haben. 2. Daß das Opp.Blatt keine Censur bekommen hat, sondern jezt, nachdem seit vor. Novbr. Der exaltirte, bißige Wieland von der Redaction entfernt ist, wahr, freymüthig u. bescheiden fortspricht, seitdem auch keine höhren Anfechtungen gehabt hat; 3., daß die Nemesis nicht verboten oder unterdrückt, sondern sogar das XI Bds. 1: Stck. - mit Auslaßung des Kotzeb. BulletinsArtickels - mit Genehmigung der hies. Reg*. erschienen ist; und daß Luden, außer der von Kotzeb. veranlaßten Untersuchung wegen seines gestohlnen saubern Bulletins, noch weiter keinen Verdruß gehabt hat. Das Prorectorat trug man ihm von der Akademie extra ordinem an, er aber verbot sich es jezt zu übernehmen.4. Mir u. Froriep ist der Hof nicht eigentlich u. offiziell verboten, sondern der Gr. H. hat nur geäußert, daß wir so lange die Ruß. Kotzeb. Cabale daure, nicht würden gebeten werden, um ein unangenehmes Zusammentreffen mit der Gegenparthie am Hofe zu vermeiden; welches mir auch unendlich lieb ist.5., Wieland u. Oken sitzen übrigens ganz ruhig in Jena, und treiben ihr Wesen für sich, so gut es jeder kann. Ich nehme von keinem von Beiden Notiz. So viel einstweilen. Könnten wir uns nur 1 Stunde vertraulich sprechen, wie sonst, mein bester, so könnte ich Ihne neine Menge Dinge sagen, und den Schleyer über manches Mystere d'iniquité wegziehen, was ich aber schriftlich nicht kann. - Wir leben jezt in einer sehr bedenklichen Zeit, und gefährlichen Crise. Halten Sie fest an der Wahrheit und guten Sache der PreßFreyheit, mein Bester! Ich werde dieß Palladium bis zum lezten Hauche meines Lebens vertheidigen.Ich komme zur O.Meße vielleicht zum leztenmale noch einmal nach Leipzig. Sie hoffentlich auch! Möchten wir uns doch, ehe wir von hinnen scheiden, noch einmal sehen, und umarmen!Ewig der IhrigsteFJB.

Bemerkung: FJB.

Objekteigenschaften: Handschrift

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Erfassung: 2. Dezember 2015 ; Modifikation: 2. Dezember 2015 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T14:04:38+01:00