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Brief von Johann Ernst Stieff an Abraham Gotthelf Kästner, 15.07.1750Universitätsbibliothek LeipzigAutographensammlung KestnerSignatur: Slg. Kestner/II/A/IV/2140/Nr. 1

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Brief von Johann Ernst Stieff an Abraham Gotthelf Kästner, 15.07.1750Universitätsbibliothek Leipzig ; Autographensammlung Kestner

Signatur: Slg. Kestner/II/A/IV/2140/Nr. 1; Mappe 2140; Blatt Nr. 1


Breslau, 15.07.1750. - 2 Bl. (3 hs. S.), Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Nach einigen Wochen Verspätung übersendet der Absender, wie versprochen den Aufsatz weger Vieh Seuche. Falls der Adressat diesen "ein oder mehrmal in das Hamburg. Magazyn einrücken wolle, so beliebe er, doch in einer Anmerkung oder Vorerinnerung beizufügen, daß der Verfaßer die Untersuchung dieser Seuche auf Anmuthung einiger vornehmer Freunde vorgenommen hatte, die ihm nachgehnds befohlen seine Beobachtungen und die angestellten Versuche zu Papier zu bringen, woraus gegenwärtige Abhandlung entstanden, welche mit Beifall unserer allhiesigen Konigl. Kreis und domainen Cammer in die Breßlauischen Intelligenz Bogen (ein Wochen blat wie die Hallischen Anzeiger) haben eingerückt werden müßen. Da nun der Verfaßer nicht bloß vor Arzney Gelehrte und vor erfahrne Naturlehrer schreibt, so hat er uns anderen Lesern auch verständlich zu seyn, sich genoethigt gefunden einige allgemeine und bekannte Wahrheiten mit einzuschalten. Diese Schrift war Ihme unvermuthet in die Hände gerathen und sie hätten solche vor wert geachtet in dieser Monatsschrift auch in anderen Gegenden bekannt zu machen. Sie glaubten wenn die Vieh Seuche dergestalten untersucht und die Beobachtungen denen Gelehrten mitgetheilt würde, so würde man dadurch desto ehender die Krankheiten der Thiere einsehen und zum Nutz des gemeinwesens glücklich heilen lernen.""Im Vertrauen melde ich Eurer HochEdelgeb. daß die Untersuchung dergleichen Arten von begebenheiten eigentlich denen H. Craiß Physicis oblieget und sie haben auch ihre Berichte an das hiesige Collegium Medicum einsenden müßen, allein dies Collegium hat daran keine bekannt gemacht. Die Einkünfte eines Craiß Physicals sind sehr geringe, und ich weiß nicht, wie es kommt, daß zu diesen Ämtern aus Mangel anderer Compatanten oft die allerkleinsten Geisterlein ausgesondert werden. Ich bemühte mich einige aufzumuntern eben dergleichen Untersuchungen anzustellen, ihre mir zugeschickten Nachrichten aber zeugten von einer recht verwundernswürden Schwäche. Eben so wenig taugten auch die Berichte so mir ein Freund aus dem Collegio Medico insgeheim communicirt, weswegen ich sonst nichts als nur meine eigenen Erfahrungen brauchen konnte. Der Nutzen des gemeinen wesens wär freilich größer gewesen wenn ich noch mehrer Erfahrungen aus andern Orten hätte sammeln und beifügen können, weil aber diese so gar elende waren, und ihren Urhebern zum Schimpf gereichten, so trug ich bedenken sie anzuführen und meine Glaubensgenoßen selbst dadurch zu beflecken. Diß erwehne ich nur um sie zu überzeugen wie schlecht es in Schlesien um verschiedene Wißenschaften künftig aussehen möchte jedoch bitte ich alles diß mit Stillschweigen zu übergehen. Zugleich folget eine deutsche Beschreibung der von mir neulich beobachteten Feuer Kugel die ich in das Magazyn ein zurücken bitte. Ferner habe ich eine lateinische Beschreibung derselben mit beigelget, und da ich weiß, daß Ewr. HochEdelgeb. an den lateinischen Actis Eruditorum mit arbeiten, so erzeigten sie mir eine sehr werthe Gefälligkeit, wenn sie es möglich machten nächstens in einigen Paragraphen meine Schrifft vom Pulverthurm darinnen zu recensiren, und dabei die lateinische beschreibung der Feuer Kugel mit anzuhängen. Sind doch in dieser Monathsschrift mehrmalen allerhand Observationes mit eingeschaltet und ich habe bloß die Absicht diese Betrachtung auch an ein paar Orten bekannt zu machen an denen das Magazyn nicht gelesen wird. Belieben Sie aber nichts zu erwehnen, daß ich Sie um diese Freundschaft angesprochen. Mich deucht es möchte noch angehen diese Beobachtung in zwo verschiedenen Monats-Schrifften einzurücken, weil sie in zweierlei Sprachen abgefaßet.""H. Rolle mein Landsmann hört doch bei Ihnen die Mathematic; ich habe ihm dies nachdringlich befohlen und werde noch ferner trachten Ihnen von unsern Schülern wann es möglich Zuhörer zuzuschicken. Mir scheint die mathematischen Wahrheiten werden in seinem Kopfe keinen geschickten Platz sich fest zu setzen finden. Erlauben Sie ihm zu weilen einen Zutritt. Der weltberühmte Parisische Naturlehrer H. von Reaumür schrieb neulichen mich und begehrte eine Nachricht von denen neueren Entdeckungen so ich bei der Zergliederung der Heuschrecken gemacht habe, und welche haubtsächlich den Bau ihrer inneren Theile, ihren Congreß und die Art ihrer Fortpflanzung betreffen; von wohero ich ihnen ehestens die davon verfertigten Zeichnungen senden werde. Ich verhoffe Sie werden die an Sie gethane Bitte güttigst erfüllen und versichere daß ich mit vielem Verlangen von Ihnen die Gelegenheiten erwarte, wodurch ich zeigen kann mit wievieler Hochachtung ich bin Euer HochEdelgebohren gehorsamstergebenster Diener D. Johann Ernst Sieff der Kaiserlichen Reichs Academie der Naturkundigen Mitglied" "Nachschrifft Ich habe mich neulich geirrt, es ist der H. D. Hannerius nicht gewesen, an den ich die Abhandlung von der Vieh Seuche geschickt sonder der H. Doctor Hannaeus Garnisons Medicus in Hamburg welcher ein großes Physisches Werk von alle 3. Reichen der Natur herauszugeben willens war; woraus aber schwerlich etwas werden möchte, weil seine Vorschläge allzu groß, und die Kosten solche aus zu führen vor eine Privat Gesellschaft gar zu schwern waren. Seit der Zeit hat er mich nicht mehr geantwortet.

Bemerkung: hs. Vermerk: "An Kaestner"

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Autographensammlung Kestner / Merkwürdige Deutsche (Slg. Kestner/II/A/IV)

[Slg. Kestner/II/A/IV/1782 (Frühere Signatur)]

DE-611-HS-3060863, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3060863

Erfassung: 27. Oktober 2016 ; Modifikation: 19. Dezember 2019 ; Synchronisierungsdatum: 2024-03-29T16:06:18+01:00