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Sammelband zur Fürstenschule in MeißenForschungsbibliothek GothaBildungshistorische HandschriftenSignatur: Chart. B 212

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Sammelband zur Fürstenschule in MeißenForschungsbibliothek Gotha ; Bildungshistorische Handschriften

Signatur: Chart. B 212


1560-1569 [Datierung ca.]. - 20,5 x 16 cm

Inhaltsangabe: Weitgehend von einer Hand in den 1560er Jahren angefertigte Abschriftensammlung von annährend 500 Schriftstücken verschiedener Gattungen, die großenteils im Kontext der Fürstenschule Meißen stehen. Vorangestellt sind 68 Empfehlungsschrieben aus dem Zeitraum zwischen 1549 und 1564, die insbesondere der Rektor Georg Fabricius für Schüler verfasste (Bl. 4r-32r). Die Handschrift enthält zudem 25 Briefe aus Fabricius’ Korrespondenz von 1544 bis 1566 mit den folgenden 20 Personen bzw. Körperschaften: Georg Brixius, Georg Calensus, Joachim Camerarius d.Ä., Paul Eber, Andreas Fabricius, Jakob Fabricius, Peter Glaser, Michael Hempel, Georg Kettwig, Veit Kleinschmid, Wolfgang Leopold, dem Stadtrat von Meißen, Philipp Melanchthon, Wolfgang Meurer, Ulrich Mordeisen, Ernst von Ponikckau, Hugold von Schleinitz, Simon Mirichius von Schleinitz und Johannes Rivius (Bl. 51v-52r, 53v-55v, 57v-60v, 63v-65v, 67v-69v, 86v-88r, 125v-127r, 134v-139r, 141v-142v, 153v-154r, 164r-v, 286v-287r). Hinzu kommen 8 Gedichte des Rektors (Bl. 109r, 127v, 164v-165v, 194r-v, 202r, 260v-261v), Auszüge aus einer von ihm verfassten Chronik insbesondere zum Bauernkrieg 1525 (Bl. 109v-116r, 142v-143v), von ihm angelegte Sammlungen von historischen Exempeln und Aussagen (Bl. 258v-260v, 275v-280r) sowie Schriftstücke von anderen, die Fabricius verbesserte (Bl. 151v-153r, 155v-159r, 160r-v). Sammlungen von Inschriften auf Epitaphen und Grabmälern sind vermutlich ebenfalls auf Fabricius zurückzuführen (Bl. 165v-202r) und gelten somit als Vorarbeit zu seinen „Rerum Misnicarum Libri VII“ (VD16 F 367), denn die meisten Inschriften stammen aus sakralen Stätten in der historischen Landschaft Meißen. Dazu zählen der Dom, die St. Afra- und Frauenkirche und der Freidhof in Meißen, die Pauliner-, Thomas- und Johanniskirche in Leipzig, die Georgskirche in Altenburg und das Zisterzienserkloster in Altzella. Hinzu kommt das Dominikanerkloster St. Pauli in der erzgebirgischen Stadt Freiberg. Eingestreut sind Epitaphe auf berühmte Könige vergangener Jahrhunderte (Bl. 197v-198v) und Inschriften in der Pontano-Kapelle in Neapel (Bl. 200r-201r).Der Band enthält zudem Schriftzeugnisse der Meißner Schüler, darunter 61 Gedichte (Bl. 120r-v, 140v-141v, 143v-151r, 159r-160r, 202v-216r, 217r-219r, 220r-221v, 229r-230v, 233v-234v, 244r-250v, 251v, 256r-v, 263v-264v, 266r-27r), 7 Briefe an Förderer (Bl. 151r-v, 155r-v, 158v-159r, 160r-162v) sowie 6 Abschiedsreden und Danksagungen an Lehrer (Bl. 154r-155r, 163r-164r, 252r-v). In diesem Zusammenhang sind 2 Ermahnungen zum emsigen Studieren und eine entsprechende Ehrenauszeichnung zu nennen (Bl. 253r-254r). Besondere Schriftstücke zu Ereignissen von regionalem Interesse wurden ebenfalls aufgenommen, wie die Leichenpredigt auf den Meißner Superintendenten Johann Weiss 1561 (Bl. 100r-107v), ein Epitaph auf Katharina Zeuner, Gattin des Freiberger Superintendenten (Bl. 283r-284v), oder ein Gedicht des Leipziger Professors Joachim Camerarius d.Ä. auf die totale Mondfinsternis 1566 (Bl. 280v-282r). Gesammelt wurde auch zu einigen aktuellen theologischen Kontroversen in Mitteldeutschland, darunter der Streit um die „Declaratio Victorini“, eine Erklärung des Jenaer Professors Viktorin Strigel 1562 zur Willensfreiheit (Bl. 223v-228v), der 1565 in Nordhausen entstandene Streit um den dritten Gebrauch des Gesetzes (Bl. 284v-286v) und das Religionsgespräch zwischen den albertinischen und ernestinischen Theologen 1568/69 in Altenburg (Bl. 286v-295r).Hervorzuheben in dieser heterogenen Sammlung sind schließlich Studieneinleitungen, Briefe, Auslegungen, Urteile, Empfehlungen, Zeugnisse, historische Exempel und Lieder von Melanchthon, Luther und anderen Akteuren des größeren Wittenberger Kreises (Bl. 36r-43v, 51-53v, 55v-56r, 61r-63v, 65r-67v, 69r-83r, 84v-85r, 116r-120r, 216v, 221v-223v, 231r-v) sowie Schriftstücke von Johannes und Jakob Sturm und Johannes Sleidanus in Straßburg (Bl. 56r-57r, 88v-96v, 98v-100r), wo die Brüder von Georg Fabricius studierten.

Literaturhinweise: Corpus Reformatorum …, Bd. 1, hrsg. von Karl Gottlieb Bretschneider, Halle 1834, Sp. XCIV, Nr. 18., Theodor Flathe: Sanct Afra. Geschichte der königlich sächsischen Fürstenschule zu Meißen seit ihrer Gründung im Jahre 1543 bis zu ihrem Neubau in den Jahren 1877-1879, Leipzig 1879, S. 29f., Maria Mitscherling: Die Lutherhandschriften der Forschungsbibliothek Gotha, Gotha 1983, S. 223.

Bemerkung: Pappeinband, mit Kiebitzpapier bezogen

Hinweis zu Herkunft und Bearbeitung: Einzelne Datumsangaben sowie die Datierungen der jüngsten Schriftstücke deuten darauf hin, dass die Abschriften zwischen 1560 und 1569 angefertigt wurden. Der Schreiber hatte offenbar eine enge Beziehung zur Fürstenschule und zu Georg Fabricius (1516-1571), zumal Briefe aus der Korrespondenz des Rektors und dessen handschriftlich verfasste Chronik zu den Vorlagen zählten. Zahlreiche Randvermerke sowie Verweise (Bl. 1r) und Verzeichnisse (Bl. 295v-298v) stammen von der Hand des Arnstädter und später Gothaer Historiographen und Numismatikers Christian Schlegel (1666-1722). Er benutze die Handschrift für seine 1703 erschienene Schrift „De Cella Veteri“ (VD18 14584573) (siehe Notizen auf Bl. 165r-173r). Sein Nachlass gelangte 1722 in die Bestände der Herzoglichen Bibliothek Gotha.

Pfad: Bildungshistorische Handschriften

DE-611-BF-128935, http://kalliope-verbund.info/DE-611-BF-128935

Erfassung: 18. Februar 2025 ; Modifikation: 18. Februar 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T19:18:02+01:00