Detailinformationen
Eigenhändiger Brief Richard Wagners an Wilhelm Taubert in Berlin Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Einzelautographen Signatur: Mscr.Dresd.Aut.3043
Eigenhändiger Brief Richard Wagners an Wilhelm Taubert in Berlin Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden ; Einzelautographen
Signatur: Mscr.Dresd.Aut.3043
Wagner, Richard (1813-1883) [Verfasser], Taubert, Wilhelm (1811-1891) [Adressat]
Dresden, 11.12.1847. - 3 Seiten auf Doppelblatt, handschriftlich mit Unterschrift, mit Adresse und Rest eines roten Wachssiegels. + 1 Druckgrafik: Porträt Richard Wagners, 27,2 x 21,8 cm, Deutsch. - Brief
Inhaltsangabe: Ein ausführlicher Brief des 34-jährigen Wagner über frühe Aufführungen von Rienzi in Berlin und Tannhäuser in Dresden: "Werthester Freund, durch den Bericht einer Freundin erfahre ich von einer Aufführung meines Rienzi am 3. Dec. Es wird mir darin versichert, daß trotz der Kälte des Publikum's die Sänger und vor Allem der Dirigent sich in ihrem Eifer nicht im Mindesten hätten irren laßen, u. dadurch die ganze Aufführung zu einer ausgezeichneten geworden wäre. Vieles soll vorher nie so gut gegangen sein. Nachdem ich Sie näher kennen gelernt, lieber Taubert, bin nie einen Augenblick über Ihre Vortrefflichkeit einem Zweifel verfallen, so daß es mir ganz persönlich durchaus unnütz erscheinen muß, Ihnen Lobsprüche zu ertheilen. Ich danke Ihnen aber von ganzem Herzen für diesen letzten Freundschaftsbeweis, der zugleich meine Jugendarbeit weit über ihren Werth ehrt. Um so mehr fühle ich mich Ihnen verpflichtet, weil Ihr ausdauernder Eifer eben nur eine schöne Aufführung, nicht aber auch einen äußeren Erfolg derselben hat bewirken können, sonst hätten Sie ja für Ihren guten Willen den besten Lohn schon empfangen. Ich bitte Sie inständigst, den lieben Sängern und Sängerinnen, die an diesem Abende der Mattigkeit des Publikums zum Trotz die liebenswürdigste Wärme für die Sache gezeigt haben sollen, meinen besten Gruß u. herzlichsten Dank zu sagen: ihre treue Theilnahme macht mich glücklicher u. ehrt mich mehr als die von mir verscherzten Acclamationen der Berliner Synagoge - die besprochene Aufführung fand, wenn ich nicht irre, schon auf Veranlaßung, die ich verwirkt habe. Wenn ich mich nicht irre, fand die Aufführung, von der ich spreche, auf Drängen des Königs, den ich um Schutz meines Interesses angegangen hatte, statt; Wäre für die Oper noch etwas zu thun, so wäre dies wohl, wenn Sie noch noch einmal an einem Sonntage gegeben würde. Herr von Küstner hat ja, so viel ich weiß, die günstige Hülfe des Sonntags, im vollständigen Bewußtsein derselben, seinem Freund Lachner mit großer Unverdroßenheit zugewandt. Da meine Oper noch nie Sonntags gegeben ist, wäre mein Wunsch wohl als höchst billig von Hrn. v. Küstner zu berücksichtigen: an ihn selbst kann ich mich jedoch jetzt, wo ich ihn bereits beim König gewißermaßen verklagt habe, wohl nicht mehr füglich wenden; dem Könige kann ich doch auch nicht sobald wieder einen Befehl für seinen Intendanten zumuthen. Demnach könnte ich mich wohl nur noch an Sie u. die verehrten Sänger meiner Oper halten, ob es Ihnen vielleicht möglich wäre, mittelbar es dahin zu bringen, daß Rienzi an einem nächsten Sonntag gegeben würde? Sehen Sie doch, was möglich ist. Im Uebrigen bin ich über das Ausbleiben von Erfolgen in der Mark Brandenburg so ziemlich beruhigt: ich habe viel zu viel Hochachtung für Berlin, um die Gründe meiner Beruhigung hier aufzuzählen. - Dagegen macht mir nun das Gedeihen unsrer Dresdner Oper immer mehr Freude: eine hübsche Revanche war es für mich, daß ich kürzlich Ihrem Könige hier eine vortreffliche Aufführung meines "Tannhäuser's" vorführen konnte : die Sache hatte sehr auf ihn gewirkt u. er sagte nur unter andren, er wolle mir nicht zumuthen unter den jetzigen Verhältnißen diese Oper in Berlin aufzuführen. (Naiv genug!!). Was macht denn Ihr biedrer College Palestrina - ich wollte sagen: Nikolai? Besucht er noch fleißig die königliche Tafel u. versieht sie mit geistlichen Tränken? Viele geben ihm die preußische Note an der Schweiz schuld, - ich kann nicht glauben, daß sich sein Einfluß auch auf das Cabinet erstreckt. Wenn Sie ihn sehen, grüßen Sie ihn nicht von mir. Mit unsren Conzerten denke ich nun zu Stande zu kommen, bald sollen Sie etwas davon erfahren. Uebrigens hätte mir nichts vortheilhafter sein können als die mir denn so unnütz dünkende Rederei, die mich in Berlin wahrhaftverdroß u. peinigte, Sie wißen, wegen meiner eingebildeten Berliner Anstellung: - mein Intendant läßt es sich nicht ausreden, daß, als ich nach Dresden zurückkehrte, ich einer großen Berliner Verlockung mich gewaltsam entrißen habe; er behandelt mich mit der größten Dankbarkeit u. Belobung meiner Treue. Sie sehen, wie gut die Schwätzer für Einen sorgen können. Es ist wirklich sehr komisch. Nun, bester Taubert, laßen Sie einmal von sich, Sie erfreuen mich dadurch sehr! - Nehmen Sie nochmals meinen innigsten Dank für Ihre Freundschaft u. Ihr liebenswürdiges Verdienst um mich; geben Sie mir aber Gelegenheit zur Erwiderung! Meine Frau grüßt Sie schönstens. Leben Sie wohl u. gedenken Sie in guter Laune Ihres Richard Wagner."Küstner, Karl Theodor von (1784-1864) [Erwähnt], Lachner, Franz Paul (1803-1890) [Erwähnt], Nicolai, Otto (1810-1849) [Erwähnt]
Schubertiade Music & Arts [Vorbesitzer]
https://www.schubertiademusic.com/items/details/22127 (Katalogbeschreibung) http://digital.slub-dresden.de/id1852668628 (Digitalisat)
Begleitmaterial:Beilage: Porträt Richard Wagner. Photogravure Bruckmann nach einem Gemälde von Franz von Lenbach. [München, 1874.] (= 1 Blatt. Maße: Platte 21,8 x 15,9 cm - Blatt 29,5 x 20,4 cm)
Material: Papier
Erwerbungsgeschichte: Provenienz: Erworben durch Musikabteilung von Schubertiade Music & Arts, Brooklyn NY, im Juni 2023.
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Einzelautographen
[2023 0 002934 (Inventarnummer)]
DE-611-HS-4126565, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4126565
Erfassung: 12. Juli 2023 ; Modifikation: 14. Mai 2024 ; Synchronisierungsdatum: 2024-12-09T10:58:17+01:00