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Brief von Oswald Heer an Karl Ernst von Baer, 18.04.1876 [18 Apr. 1876]Universitätsbibliothek (Giessen)Nachlass Karl Ernst von BaerSignatur: Nachl. Baer, Briefe 10, Bl. 283-287

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Brief von Oswald Heer an Karl Ernst von Baer, 18.04.1876 [18 Apr. 1876]Universitätsbibliothek (Giessen) ; Nachlass Karl Ernst von Baer

Signatur: Nachl. Baer, Briefe 10, Bl. 283-287


Zürich, 18.04.1876 [18 Apr. 1876]. - 1 Brief, 5 Blatt (10 beschriebene Seiten), 8°, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Zu Baers Abhandlungen über Zielstrebigkeit und Darwinismus. Der Streit über Darwins Lehre werde in Deutschland so leidenschaftlich und mit unwürdigen Mitteln geführt, desto wohltuender sei die ruhige und überzeugende Sprache seines Buches. Ähnlich habe er sich selbst in seiner "Urwelt der Schweiz" (Zürich 1865) und "Flora tertiaria Helvetiae" (3 Bände, Winterthur 1855-1859) ausgesprochen. Gerade die fossile Flora zeige die Transmutation der Arten, doch bleibe eine Menge grosser Lücken, die sich nicht mit der Selektionshypothese und dem Kampf ums Dasein erklären liessen. Die Tatsachen der Paläontologie sprächen gegen die Umwandlung von Arten, insbesondere die Pflanzenwelt, die die Kohlenlager erzeugt hat. Gewiss gebe es in der Botanik einzelne Pflanzen, über deren Artrechte man noch streite, doch daraus könne man nicht schliessen, es gebe keine Arten. Er habe die Pflanzen der Pfahlbauten erforscht und beschrieben. Auch Beispiele aus der Tierwelt gebe es genug. Führt weiteres Material an, das ihm u.a. von Nordenskiöld und Schmidt beschafft wurde, und zieht den Schluss, dass während sehr langen Zeiträumen die Pflanzentypen in denselben Formen ausgeprägt wurden. Die dennoch beobachtbaren grossen Umwandlungen in der organischen Natur führten jedoch nicht unbedingt zu neuen Arten, wie Zittel meine. Darwin selbst bekämpfe die Ansichten seiner Gegner sehr angemessen, während das Verhalten der deutschen Darwinisten, die ihre Gegner nicht nur wissenschaftlich bekämpfen, sondern moralisch töten möchten (am Beispiel Haeckel gegen Agassiz), ganz anders sei. Weitere Diskussion der Evolution am Beispiel der Dikotyledonen.

Literaturhinweise: J. Justus Heer (Hg.): Oswald Heer. Lebensbild eines schweizerischen Naturforschers. Zürich 1885, S. 365-366 (Brief von Baer an Heer, Dorpat, 21.5./2.6.1876).

Editionshinweise: Urs B. Leu: "Ihre Abhandlungen haben mir einen so hohen Genuss gewährt ..." Der estnische Anatom und Embryologe Karl Ernst von Baer im Briefwechsel mit den Zürcher Forschern Oswald Heer und Jakob Messikommer. In: Hanspeter Marti (Hg.): Kulturaustausch. Baltisches Echo auf Gelehrte in der Schweiz und in Deutschland. Köln 2014, S. 259-291, hier S. 280-286.

https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:26-digisam-135959 (Digitalisat)

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Nachlass Karl Ernst von Baer / 1. Briefe / 1.10 Band 10

DE-611-HS-135071, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-135071

Erfassung: 29. September 1998 ; Modifikation: 18. Dezember 2020 ; Synchronisierungsdatum: 2024-12-09T13:44:34+01:00