Detailinformationen
Brief von Gerhart Hauptmann an Bruno Ablaß, 14.02.1926 Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung Nachl. Gerhart Hauptmann Signatur: GH Br NL A: Ablaß, Bruno, 2, 7-8
Brief von Gerhart Hauptmann an Bruno Ablaß, 14.02.1926 Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachl. Gerhart Hauptmann
Signatur: GH Br NL A: Ablaß, Bruno, 2, 7-8
Hauptmann, Gerhart (1862-1946) [Verfasser], Ablaß, Bruno (1866-1942) [Adressat]
Rapallo [erschlossen], 14.02.1926. - 1 Brief, 2 Bl., Deutsch. - Brief, Entwurf
Inhaltsangabe: [Antwortet auf Ablaß' mutmaßliche Anregung, Italien zu verlassen; Hintergrund sind vermutlich deutsche Boykottaufrufe gegen Italien angesichts dessen Südtirol-Politik.] Nimmt Abstand von dem Gedanken, Italien zu verlassen; "die neue politische Sachlage" mache diese Idee obsolet: "Die bewunderungswürdige Rede Stresemann's wurde hier noch am gleichen Tage bekannt, als Ihr Brief eingetroffen war. Ich glaubte zu wissen, was kommen, und wie eine zweite Rede Mussolini's den ganzen Zwischenfall bis auf weiteres aus der Welt schaffen würde: so wie es denn auch geschehen ist." Zwar habe er sofort nach der ersten, "kriegerischen" Rede Mussolinis eine Abreise erwogen und beschlossen, aber sein hiesiger Haushalt und seine Verantwortung für dessen "schlesische Leute" hätten einen "sofortigen Abbruch" verunmöglicht. Zudem fürchtete er, ein falsches Signal zu senden: "Im übrigen gestehe ich Ihnen offen, dass ich eine Demonstration meinerseits, die nur Oel ins Feuer gegossen hätte, im wohlverstandenen deutschen Interesse nicht für angezeigt halten konnte." Verweist darauf, dass "die Deutschen" niemals "auf das so nahe Schönheitsbad Italien verzichten" könnten; es wäre "für unsere nationale Seele, deren Atmungs- und Verjüngungsorgane, sofern es doch geschehen müsste, katastrophal." Äußert Mitleid mit Südtirol, "aber das Wohl meiner 60 und mehr Millionen Brüder und Schwestern innerhalb der Grenzen des Reichs ist im Augenblick wichtiger." Auch sei der "ganze" italienische "Fascismus", bevor "die Campagne mit der böswilligen Erfindung des Weihnachtsbaumverbots und der Waltherdenkmalvernichtung begann" und "abgesehen von den Tiroler Grenzfascisten" "leidenschaftlich deutschfreundlich". Es sei "nicht gleichgültig" Italien "als eine Macht zu wissen, von der unter Umständen allerlei Gutes zu erwarten und unter keinen Umständen etwas zu fürchten ist. Eine solche Lage darf das deutsche Reich nicht leichtsinnig verscherzen." Insofern habe er "die deutsche Campagne", die "den armen Tirolern im Augenblick nichts helfen" könne, "mit Bedauern gesehen". Verweist erneut auf die Vorrangigkeit der Reichsinteressen: "Wir haben Kräfte zu sammeln, Kräfte aufzuspeichern in aller Ruhe und in allem Frieden auf lange hinaus. Dann werden hoffentlich auf friedlichem Wege eines Tages viele Probleme, ich möchte sagen, in Wohlgefallen aufgelöst vor uns liegen, hoffentlich auch das südtirolische." Verteidigt erneut seine Entscheidung, zu bleiben: "nach den in hohem Masse starken, würdigen und friedlichen Aeusserungen Stresemanns und endlich auch des neuerlichen Helden" [gemeint ist der bayerische Ministerpräsident Heinrich Held], wäre es ein Fehler, "wenn ich Boykott markierend meine Zelte hier abbrechen würde": Sowohl "Stresemann als Held wenden sich ganz ausdrücklich gegen den Boykott. Und dieser Standpunkt ist auch der meine."Stresemann, Gustav (1878-1929) [Behandelt], Mussolini, Benito (1883-1945) [Behandelt], Held, Heinrich (1868-1938) [Behandelt]
http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001192000000000 (Digitalisat)
Bemerkung: Vgl. auch die weiteren Entwürfe GH Br NL A: Ablaß, Bruno, 2, 9 sowie GH Br NL A: Ablaß, Bruno, 3, 4-14 (Nachlieferung).
Ausreifungsgrad: Diktatabschrift
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Nachl. Gerhart Hauptmann / Briefnachlass A: Prominente, Freunde und Bekannte / Ab-Av
DE-611-HS-1743613, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-1743613
Erfassung: 22. Juli 2011 ; Modifikation: 10. Januar 2013 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T16:44:49+01:00