Detailinformationen
Brief Stadtgeschichtliches Museum Leipzig Sammlung Autographe Stadtgeschichtliches Museum <Leipzig> Signatur: A/2014/451
Brief Stadtgeschichtliches Museum Leipzig ; Sammlung Autographe Stadtgeschichtliches Museum <Leipzig>
Signatur: A/2014/451
Zehme, Albertine (1857-1946) [Verfasser], Zehme, Felix (1849-1924) [Adressat]
Bayreuth, 1892/1892. - 3 Bl., 18,1 x 11,4 cm. - Brief, Handschrift
Inhaltsangabe: Verf. schreibt, dass sie sich wünschte, ihr Brief hätte Flügel, um sich möglichst schnell beim Verf. für die "La France"-Rosen zu bedanken, die sie am heutigen Sonntag Vormittag erreichten; Verf. freut sich, dass sie heute die Farben des Adr. tragen könne; Verf. teilt mit, dass sie sich bei Schnobbi persönlich für dessen hübschen Brief bedanken wird und freut sich über sein Interesse an seinem Schulunterricht; Verf. gesteht, dass das Leben hier [Bayreuth] das aufregendste sei, was man nur träumen könne, ohne zu wissen, ob es an der Musik, den Menschen oder der unruhigen Leitung des Ganzen durch Frau Wagner läge; Verf. berichtet, dass sie nach dem aufregenden Donnerstag mit "Isolde", "Kundry" und "Wahnfried" mit Nachspiel den Freitag ganz allein verbracht und nur eine Promenade zum Hofgarten gemacht habe; Verf. schreibt, dass am Sonnabend die Proben zu den "Meistersingern" sein sollten und sie morgens zu Fuß über die Wiesen hinauf gegangen sei und schon von außen den "Tannhäuser"-Marsch hörte; Verf. berichtet, dass alle Dispositionen über den Haufen geworfen worden waren und sie am Nachmittag die "Venus" singen sollte, so dass sie gleich wieder in ihre "Klause" ging, sich für "Venus" ein bequemeres Kleid anzog und eine Übung machte; Verf. erzählt, dass sie sich gut bei Stimme fühlte und um 4 Uhr zur Probe fuhr; Verf. berichtet, dass das Orchester für die Sänger hier den wundesten Punkt bilde, da es sehr leise sei und man an manchen Stellen absolut nichts hören würde und man nicht einschätzen könne, ob man richtig oder falsch sei, rein oder unrein; Verf. berichtet, dass bis auf den Beginn "Ha! Was vernehm ich? Welche tör'ge Klagen!" das Orchester fast einen Takt voraus war, die Verf. wohl mitging und dass sie die herrliche Stelle "Gelieber komm! Sieh dort die Grotte" so gesetzt habe, wie Mottl dirigiert habe; Verf. berichtet, dass es den Wagners nicht missfallen habe und dass sie glaubt, singen zu werden, sofern Mottl und Mailhac kein Veto einlegen; Verf. berichtet, dass morgen die "Meistersinger"-Proben seien und sie daher erst nachmittags auf den Hügel gehe; Verf. erzählt, dass sie gestern das Telegramm um 7 Uhr aufgab, dann vom Hügel kam, solo im "Anker" ein Beefsteak verzehrte, Fräulein Mitchschiner [verh. Gura] traf und dann ins Bett ging; Verf. wünscht, den Adr. ein paar Tage um sich zu haben und bittet ihn, gleich nach den Gerichtsferien zu kommen; Verf. schreibt, dass sie durch ihre Hausleute gut mit allem versorgt sei und dass sie höchstens jemanden bräuchte während der Aufführungen, da ihre Leute in dieser Zeit fortzögen; Verf. erwähnt, dass die Wohnungsfrage sehr günstig gelöst sei; Verf. berichtet, dass sie gestern den armen "Tristan" sah, der sehr ernst und traurig wirkte, der Verf. allerdings nur einen bittersüßen Blick zuwarf; Verf. erzählt, dass Kaschmann fragte, ob sie in den "Anker" käme und dass er sehr betreten war über "Tristans" brüsken Akt, die Verf. aus dem "Wahnfried" zu entführen und dass er sich wohl nicht ganz klar sei, wie sich die Verf. "Tristan" gegenüber verhalte; Verf. gesteht, dass sie seine Ungewissheit nähren würde und ganz gleichgültig versprach, in den "Anker" zu kommen; Verf. erklärt, dass seine Verehrung ihr gegenüber angenehm sei und sie sich ganz unbefangen und ruhig ihm gegenüber benehme, zumal er ebenfalls verheiratet sei; Verf. erklärt, dass sie noch etwas müde von der gestrigen Probe sei, ihr die Hände noch etwas flögen und dass sie die pikante und kluge Unterhaltung mit Kaschmann als ein Beruhigungsmittel sähe; Verf. vermutet, dass der Adr. gerade seinen Ritt beendet habe, sie selbst habe gerade ihr Ei und Rotwein genossen und fühle sich wieder widerstandsfähiger; Verf. erzählt, dass sie jetzt Toilette machen und sich mit den Rosen des Adr. schmücken will; Verf. berichtet, dass sie wohl aussehe, allerdings viel Gewicht verloren habe, obwohl sie hier sehr viel Fleisch äßeZehme, Eugen (1817-1903) [Schnobbi], Wagner, Cosima (1837-1930) [Genannte Person], Mailhac, Pauline (1858-1946) [Genannte Person], Gura, Alexandra (1869-1909) [Genannte Person], Kaschmann, Giuseppe (1847-1925) [Genannte Person], Mottl, Felix (1856-1911) [Erwähnte Person]
https://www.stadtmuseum.leipzig.de/document/objekt/Z0109285 (Digitalisat)
Material: Papier
Pfad: Sammlung Autographe Stadtgeschichtliches Museum <Leipzig>
DE-MUS-853418-Z0109285, http://kalliope-verbund.info/DE-MUS-853418-Z0109285
Erfassung: 09.02.2017 ; Synchronisierungsdatum: 2024-02-09T07:24:22+01:00