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Brief an Augustinus Blarerus / von Alb[ertus] B[larerus] St. Gallen KB Vadiana Vadianische BriefsammlungSignatur: VadSlg Ms 39:98

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Brief an Augustinus Blarerus / von Alb[ertus] B[larerus] St. Gallen KB Vadiana ; Vadianische Briefsammlung

Signatur: VadSlg Ms 39:98


Heidelberg , 4. Apr[ilis] anno [15]77. - 1 Doppelbl., 3 S. beschrieben, 32 x 21-21,5 cm, Lateinisch. - Autograf, Handschrift, Briefsammlung

Es gelten die Benutzungsbestimmungen für den Sonderlesesaal.

Inhaltsangabe: Albert hat die Briefe von Augustin und den Schwestern kurz vor der Ankunft des Bruders Thomas in Heidelberg [am 27. März; s. VadSlg Ms 39:97] durch die Kaufleute erhalten, die an die Frankfurter Messe reisten. Er hat Thomas auf dessen Reise nach Heidelberg in Oberhausen angetroffen. Von dessen Plänen weiss er nichts, ausser dass er eine Anstellung bei Johann Kasimir, dem Bruder des Kurfürsten [Ludwig VI. von der Pfalz] erhofft. Albert kann das stetige Streben nach einem Hofamt, das mit grossen Aufwendungen zulasten des Erbes von Thomas verbunden ist, nicht billigen. Thomas würde besser heiraten und einen Hausstand gründen. Einer Heirat scheint er nicht gänzlich abgeneigt zu sein, und in der Tat hat sich seinetwegen eine Frau aus Speyer noch nicht verheiratet. Diese wollte vor zwei Jahren einen Bruder der Ehefrau von Albert heiraten; dieser starb jedoch kurz vor der geplanten Hochzeit. Die Frau gehört zur Familie Ziegler, hat eine ansehnliche Mitgift und ist ca. 26 Jahre alt. Sie wäre eine angemessene Partie für Thomas. - Da der Neffe Johann Thomas krank war, holte ihn Albert aus Seltz zu sich, sodass nun alle drei Neffen mit dem ersten Namen "Johannes" bei ihm sind [Johann Thomas, Johann Jakob und Johann Ulrich von Landenberg]. Was aus ihnen werden soll, ist noch nicht klar. Johann Thomas wird er wieder ans Gymnasium ("collegium") von Seltz schicken, falls es dort nicht demnächst zu Reformen kommt. Johann Thomas beklagt sich zwar, weil ihm die Disziplin zu hart erscheint. Schon mehrmals sind Studenten, um der Strafe für nächtliches Herumschwärmen ("gassatum exire") zu entgehen, von der Schule geflohen. Ob Johann Thomas zu diesen Nachtschwärmern gehört, weiss Albert nicht. Jedenfalls fehlt es dem Neffen weder an Kleidern noch an Büchern noch an einer angemessenen Verpflegung. Für diese werden für ihn jährlich 24 Gulden ("floreni") bezahlt, obwohl es auch befriedigende Angebote zu 16 oder 12 Gulden gäbe. Zum Geld, das Albert für ihn nach Seltz geschickt hat, hat auch die allzu gutmütige Ehefrau von Albert vermeintlich heimlich noch mehr gegeben. Falls er sich nicht bessert, soll er nach Zürich oder anderswohin gehen, allerdings ohne die finanzielle Unterstützung von Albert. - Johann Jakob scheint sich für ein Studium der Theologie zu eignen. [Ulrich], der Jüngste scheint weniger begabt zu sein, aber das könnte im Lauf der Entwicklung besser werden. Johann Thomas scheint eher zum Studium der Jurisprudenz als zur Medizin zu neigen, aber die Entscheidung hat noch Zeit. Albert ist nicht bei bester Gesundheit, wie [der Überbringer des Briefs Lukas] Stöcklin ("Stocklius") berichten wird. Er litt seit einigen Monaten so heftig unter der Krätze ("scabies"), dass er eine Kur mit Guajakholz ("lignum gaiacanum") anwenden musste, die aber noch nicht zur Heilung geführt hat. - Am heutigen Tag ist der neue Kurfürst [Ludwig VI.] mit dem gesamten Hofstaat ("gynecaeum totaque aula") aus Amberg in Heidelberg eingetroffen, begleitet von den neuen [lutherischen] Theologen, mit welchen er die neue Religion einführen wird. Da Stöcklin zur Abreise drängt, kann er nicht ausführlicher schreiben, auch fehlt ihm die Zeit, für die jüngeren Neffen [Johann Jakob und Ulrich] eine Briefvorlage zu verfassen; Johann Thomas wird selbst schreiben. - Alberts Ehefrau erwidert die Grüsse Augustins und der Familie. Albert bestellt Grüsse an die Familie in Griesenberg und an Hans Gerwig, dessen Mutter [Katharina] und Familie.

https://swisscollections.ch/Record/991170478692705501 (Katalogeintrag in swisscollections)https://han.stadtarchiv.ch/inhalt/VadSlg_Ms_39_098.pdf (Digitalisat)

Bemerkung: Adressat: Domino Augustino Blarero, ecclesiae Christi apud Lutmercenses in Turgoia ministro, fratrique suo germano et plurimum dilecto. Absender: Alb[ertus] B[larerus] germanus t[uus] Eingangsvermerk unter der Adresse: Redditę X April[is] per Ulricum Hubanum Rückenvermerk: 4 Aprilis [15]77, HeydelbergaeSiegelspur

Pfad: Vadianische Briefsammlung / Vadianische Briefsammlung, Bd. 10

[Epistolae Tom. X:98 (Frühere Signatur)]

CH-002121-2-991170478692705501, http://kalliope-verbund.info/CH-002121-2-991170478692705501

Modifikation: 09.08.2023