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Unterrichtsvorbereitungen: Geschichtschreiber von Procop bis Rodericus von ToledoStaatsbibliothek zu Berlin. HandschriftenabteilungNachlaß Leopold von Ranke

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Unterrichtsvorbereitungen: Geschichtschreiber von Procop bis Rodericus von ToledoStaatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachlaß Leopold von Ranke


Frankfurt/Oder, Berlin, 1819-1826. - 30 Bl., Bl.1-2: 19,5x11,7cm; Bl.3: 10,5x9,5; Bl.4-6: 21,6x17,4; Bl.7: 19,4x11,7; Bl.8: 21x16,5; Bl.9-14: 21,8x17,5; Bl.15-16: 17,5x10,5; Bl.17-20: 23,9x19,1; Bl.21-24: 21x17,5; Bl.25-30: 23,6x19,2., Deutsch Latein

Inhaltsangabe: Die diversen Bl.Formate mögen ein Hinweis sein, daß Ranke die hier versammelten Fragmente nicht in einem Durchgang beschrieben hat - vermutlich zunächst je nach unterrichtsbedingtem Anlass; dabei sind im angebenen Zeitrahmen die Octav-Bl. früher, die auffallend auf Halb-Octav zurückgeschnittenen Bl. zumeist später ergänzend eingefügt. Bl.1-2(1/2 Octav) zeigen zuerst Bemerkungen zu Procop "Die gothischen und vandalischen Gemüther weiß er nicht genug in ihrer Eigenthümlichkeit zu fassen"(Bl.1), dann Bl.2-6 vor allem zum Verfasser der Historia Langobardorum, zu Paulus Diaconus, dessen Kurzbeschreibung Ranke zunächst aus Buch 2/Cap.30 der "Historicis latinis libri III" des Vossius übernimmt. Bl.7(1/2 Octav) werden "Witichind" und dessen Sachsengeschichte nach der Edition von Meibohm beschrieben - "Die Geschichten sind mit erstaunlicher Kraft geschrieben; wenn auch nicht mit völliger Unbefangenheit"(Bl.7v). Bl.8-10 betreffen Thietmar und dessen Chronik - "Er erzählt nicht aus einem höhern Begriff"(Bl.8);Bl.11-14 folgen Bemerkungen zu Bischof Adalbold von Utrecht, Arnulf von Mayland, Wipo, Lambert von Aschaffenburg bzw. deren Schriften zu Heinrich II, Konrad II, Heinrich III und Heinrich IV - Ranke resumiert Bl.9v: "Man könnte von vielen dieser Schriftsteller sagen, daß sie gleichsam als Quellen geschrieben sind. Sie haben ein ahnungsvolles Gefühl, daß sie nun aufbewahrt sind, nicht die Darsteller." Bl.15-16(1/2 Octav) kommt "Wilhelm, Bischof von Tyros, um Friedrich Rothbarts Zeit, [er] hat die Kreuzzüge beschrieben von 1096-1180."(Bl.15): Das Zitat aus Tyros, das Ranke später seiner Vorlesung über "Die Idee der Universalhistorie" hinzufügt, findet sich hier auf Bl.15: "In der Vorrede warnt [Tyros] vor zwey Dingen; der Vorwahrheit und der den Thaten unangemessenen Schreibart. Verba enim rebus decet esse cognata." Bl.17-18 betreffen Otto Morena und seine Schrift ebenfalls über die Zeit Friedrich Barbarossas "de rebus laudensibus", aus der Ranke mit Bezug auf "Leibn[iz, I], 812" zitiert: "Das Ganze ist ohne Frage von einem wohlunterrichteten, lebendigen und wichtigen Mann geschrieben; der Unglück erfahren. So ergeben, fromm, achtsam ist es"(Bl.18). Bl.19-20 folgen Rankes Notizen zu "Otto von Frisingen", dessen "Chronicon in 8 Büchern" und dessen "zwey Bücher von Friedrich" Barbarossa kurz zusammenfasst werden:, "Ottos Eigenthümlichkeit wird besonders in der Einheit seiner Philosophie, die etwas Antikes allerdings bewahrt hat, (..) und der Geschichts-Erläuterung gefunden. Er scheint gänzlich entfremdet zu seyn von jener anderen Gattung, der Schriftsteller, in die die Poesie des Tages eingegangen war als ein bildendes, geltendes Element."(Bl.19v)Auf Bl.21-22 hat Ranke Notizen zum Chronicon Urspergensis, zu Sigbert von Gemblacensis, Gottfried von Viterbo gesammelt - und sagt zu Letzterem: "Conrad III, Friedrich I, Heinrich VI Capellan und Geheim Schreiber (..). Nun hat er einen sonderbaren Gedanken ausgeführt. Was rein historisch, hat er prosaisch, was sagenhaft, hat er in Versen beschrieben. Die Sagen sind eben Sagen, nicht bewährt, nicht unbezweifelt; indes das sich Gottfried einiges erdacht (..) ist völlig unglaublich."(Bl.22)Bl.23-24 zeigt Notizen zu "Rodericus von Toledo" - später zitiert Ranke aus dessen Werk "de rebus Hispaniae" in der Einleitung zu seinen "Geschichten" von 1824.Bl.25-30 fassen Zitate der meisten genannten Geschichtschreiber zusammen, und rubrizieren teils unter wirklichen "Überschriften", oder teils im Text versteckten 'Stichworten' wie z.B.: "Ruhm der Einzelnen"(Bl.25), 'Meinung und guter Wille des Volkes'(Bl.26), 'Das Schwert des Attila"(Bl.27), 'Von der Erbauung der Städte'(Bl.27v), "Von dem Wandern der Deutschen"(Bl.28v), "Tadel"(Bl.30). Abschließend Bl.30v zeigt einen in Berlin gemachten Nachtrag von 1826: "Mittelalter. Link (über die ältere Geschichte der Getraide-Arten. Abh. der Berliner Akademie 1816.17.) hält den Roggen für eine den Alten ganz unbekannte Getraideart; die erst im Mittelalter nach Europa gebracht wurde. Danach kam auch der Büffel, ein vorher in Europa nie gesehenes Hausthier, nach Italien; man fing an Buchweizen zu säen; man pflanzte Spinat in den Gärten; man würzte die Biere mit Hopfen und die Katze verdrängte die Wiesel aus den Häusern. p.135."

Literaturhinweise: Fuchs hat aus den hier zusammengetragenen Bl. nichts ediert - freilich in den von Fuchs herausgegebenen, Ranke'schen "Vorlesungseinleitungen"(WuN IV/1975; S.314f./328f.) finden sich u.a. in der Einleitung zur Vorlesung über "Deutschen Geschichte" von 1842 (bes. Teil II.) viele der hier genannten Geschichtschreiber des Mittelalters wieder - Zeichen, das Ranke seine frühen Papiere immer wieder nutzte: Das Zitat aus Wilhelm von Tyros - verba enim rebus decet esse cognata - ist im selben Band in Rankes Einleitung zur "Idee der Universalhistorie" eingefügt (WuN IV/1975, S.78).

Editionshinweise: Zu Procop vgl. Rankes Weltgeschichte IV.2(1883; S.285f.); Rankes ebenfalls für WG IV vorgesehene (Analekten-)Schrift "Paulus Diaconus" wurde erst in SW 51/52(1888; S.79f.) veröffentlicht, ebd. S.125f. "Über die Annalen des Lambertus von Hersfeld"; über die ottonische Geschichtschreibung vgl. WG VIII(1887; S.627f.). Vgl. zu Rodericus von Toledo WG V.2(1884; S.288f.), und Ranke: Geschichten der germanischen und romanischen Völker, Leipzig 1824, S.XXVI.

In: (Frühe) Arbeiten zum Mittelalter I: Geschichten und Geschichtschreiber von den Langobarden bis zu den Kreuzzügen

Bemerkung: Gerhard Vossius: De historicis latinis libri III, Leiden 1851 (Bibl.Syr. Ra 937 V97); Heinrich Meibom: Rerum germanicarum tomi III, Helmstedt 1688 (Bibl.Syr. Ra 943 M49F); Gottfried W. Leibniz: Scriptores rerum brunsvicensium, Hannover 1707-11 (Bibl.Syr.Ra 943.54 L52); Lodovico A. Muratori: Rerum italicarum scriptores, Mailand 1723-51(Bibl.Syr.Ra 945 M97AF); Heinrich Fr. Link: Über die ältere Geschichte der Getreidearten, Abhandlungen der Königlichen-Preussischen Akademie der Wissenschaften; 1816/17, Berlin 1819; Link: Über die ältere Geschichte der Getreidearten: Zweite Abhandlung, Berlin 1826 (Bibl.Syr.Ra 060 B51ab).Bl.29 rechts oben (erste 4 Zeilen) teils ausgeschnitten. Blaue Aufschrift auf B.15 "Wilhelm zu Tyros 1096" wohl aus der Zeit von Joachimsens Katalogisierung. Bl. zumeist mittig angefaltet - vorwiegend rechts beschrieben, linke Hälfte mit teils späteren Zusätzen versehen.

Wasserzeichen: Bl.1-2&7&17-20&25-30: CDE Söhne, Posthorn in Kartusche; Bl.4-6&8&13-14: Adler, ROSENKRUG; Bl.9-10: EGRAEPSCH; Bl.11-12&21-22: KOENIGSWALD, Stern; Bl.15-16: GHI(?); Bl.23-24: WANZKA.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Nachlaß Leopold von Ranke / Segment VII: Welt-Geschichten / (Frühe) Arbeiten zum Mittelalter I: Geschichten und Geschichtschreiber von den Langobarden bis zu den Kreuzzügen

DE-611-HS-1648960, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-1648960

Erfassung: 26. April 2010 ; Modifikation: 27. Mai 2010 ; Synchronisierungsdatum: 2024-12-09T15:34:56+01:00