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S.S. 1932 Social-Philosophie IV. Sexual-Ethik Universitätsbibliothek Heidelberg Nachlass Heinrich Rickert Signatur: Heid. Hs. 2740 II C - 105
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S.S. 1932 Social-Philosophie IV. Sexual-Ethik Universitätsbibliothek Heidelberg ; Nachlass Heinrich Rickert
Signatur: Heid. Hs. 2740 II C - 105; Blatt 210-487
Rickert, Heinrich (1863-1936) [Verfasser]
Heidelberg [ermittelt], 1932. - 2 Umschl. mit 273 Bl., masch., mit zahlr. hs. Korrekturen und Ergänzungen (Pag.: 147, 147a, 147a1-147a3, 148-156, 156a, 157-168, 168a, 168a, 169-177, 177a, 177a1-177a3, 178/1-178/2, 179-182, 183/1-183/2, 184/1-184/2, 185, 186/1, 186/2a, 186/2a1-186/2a2, 186/2, 187/1-187/3, 188-190, 191/1-191/3, 192-195, 195a, 195a1-19a2, 196-200, 201/1-201/3, 201a, 201a1-201a2, 202/1-202/8, 202a, 202a1-202a4, 203-211, 211a, 211a1-211a3, 211a1, 212-220, 220a, 221-233, 233a, 233a1-233a2, 234-243, 243a, 243a1-243a2, 244-245, 246/1-246/2, 247-256, 256a, 256a1-256a3, 257-266, 266a, 266a1-266a3, 267-277, 277a, 277a1-277a3, 278-292, 292a, 292a1, 293-306, 306a, 306a1-306a2, 307-319, 319a, 319a1, 320-329, 329a, 329a1-329a3, 330-341), Deutsch. - Vorlesung, Vorlesungsmanuskript
Benutzbar - Verfügbar, am Standort.
Inhaltsangabe: Sozialethik soll mit der Ethik der Geschlechtsliebe (Sexualethik) beginnen. Die geschlechtliche Liebe zwischen Mann und Frau betrachtet R. als das "primitivste soziale Verhältnis von ethischer Bedeutung" und als "naturnotwendige Grundlage jeden sozialen Lebens". R. versteht den Begriff der "Natur" umfassend: Das Wirkliche ist immer natürlich; die Natur enthält alles, was wirklich ist. R. beschäftigt sich im Folgenden mit vier Naturbegriffen: 1. das empirisch Wirkliche, 2. das naturgesetzlich Notwendige, 3. das Durchschnittliche und 4. das Ursprüngliche, vor der Kultur Vorhandene. Überlegungen zum Verhältnis von Natur- und Geschichtswissenschaft bzw. von Natur und Sittlichkeit. Unterscheidung von Naturgesetzen und ethischen Pflichten: Alles, was naturgesetzliche Notwendigkeit besitzt, scheidet als Inhalt des ethischen Pflichtbewusstseins aus. "Natur" ist "ethisch indifferent", d.h. sie besitzt keinen ethischen Wert. Der Begriff des "Natürlichen" wird zwar als "Durchschnitt" gesetzt, kann jedoch nicht in allen Fällen auch als "ethische Norm" gelten. Das "Unnatürliche" ist nicht mit dem "Unsittlichen" gleichzusetzen. Bestimmung der Grenze zwischen "Natur" und "Kultur" ist unmöglich; stattdessen gebe es einen kontinuierlichen Übergang zwischen verschiedenen Entwicklungsstadien, jedoch kein allgemeines Fortschreiten. Ein "Naturvolk" könne so niemals "kulturlos" sein, höchstens "kulturarm". Auseinandersetzung mit ethischer Tradition des Christentums. R. stellt "antinaturalistische" Traditionen fest, die von Platon über das Christentum und von den "Indern" über Schopenhauer bis in die Gegenwart hineinreichen. Im Antinaturalismus wird das "natürliche", sexuelle Leben als minderwertig betrachtet. R. strebt ontologische Neubestimmung des Sexuellen an. Dazu muss zunächst der durch das Christentum geförderte dichotomische Gegensatz aus Körper und Seele, Unsittlichem und Sittlichem überwunden werden. Sexualethik soll auf der Grundlage einer umfassenden Ontologie und Wertphilosophie betrieben werden. Anschließend umfassende Thematisierung der sexualethischen Debatte auf dem "Evangelisch-sozialen Kongreß 1917". R. lehnt sowohl die extreme Position der "Heiligsprechung" als auch der "Verteufelung der geschlechtlichen Natur" ab. Bestimmung der Beziehung zwischen Natur und Sittlichkeit am Beispiel der "Keuschheit". Kritische Wiedergabe der Positionen Schopenhauers, Weiningers und Tolstojs. R. hält im Gegensatz zu den genannten Befürwortern der Keuschheit die sexuelle Zeugung für eine naturnotwendige Tatsache, deren ethischer Wert geprüft werden müsse. Ein vollständiges, "normales Sexualleben" habe zwar keinen "Eigenwert", aber als "Bedingungsgut" ethische Bedeutung für das Leben. Um den Wert sozialen Lebens habe sich die "Gattungshygiene" zu kümmern; sie gestaltet die sexuellen Beziehungen im Sinne der Gattungsgesundheit. Anschließend ausführliche Kritik an Christian von Ehrenfels' Sexualethik. Gattungshygiene und Ethik sind für R. voneinander zu trennen, da hygienische Werte wie "Gesundheit" oder "Vitalität" keine ethischen Güter sind. Hygiene muss der Ethik untergeordnet sein. Im "natürlichen Geschlechtsleben" sei die Norm die geschlechtliche Verschiedenheit von Mann und Frau. Hier kritische Auseinandersetzung mit Freuds psychoanalytischen Theorien. Der Mann hat für R. als der "aktive Verführer" größere ethische Verantwortung als die Frau. R. äußert sich ablehnend zu Hedonismus, Polygamie und Prostitution. Der Sexualtrieb sei notwendig über soziale Ordnungen einzuschränken, z.B. in der Institution der Ehe.Descartes, René (1596-1650) [Behandelt], Paulus, Apostel, Heiliger [Behandelt], Harnack, Adolf von (1851-1930) [Behandelt], Wegener, Hans (1869-1946) [Behandelt], Weber, Marianne (1870-1954) [Behandelt], Freud, Sigmund (1856-1939) [Behandelt], Darwin, Charles (1809-1882) [Behandelt], Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832) [Behandelt], Bismarck, Otto von (1815-1898) [Behandelt], Bebel, August (1840-1913) [Behandelt], Adler, Alfred (1870-1937) [Erwähnt], Jung, C[arl] G[ustav] [Erwähnt], Husserl, Edmund (1859-1938) [Erwähnt]
Evangelisch-Sozialer Kongreß (18. : 1907 : Straßburg) (1907-) [Behandelt]
Bemerkung: Verarbeitet bzw. übernimmt Teile des Vorlesungstextes "Sexualität-Ethik" (Heid. Hs. 2740 II C - 112) u. der Abschrift "Altes Kolleg über Ethik als Sozialphilosophie" (Heid. Hs. 2740 II C - 135) einschl. der dortigen Korrekturen. Zu dem vorlieg. Ms. gibt es den Durchschlag einer Abschr. unter Heid. Hs. 2740 II C - 143.
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Nachlass Heinrich Rickert / Nachlass Heinrich Rickert II. Werk / Nachlass Heinrich Rickert II. Werk C / Sozialphilosophie (Grundzüge der Ethik und Erotik) [Titel wie Vorlesungsverzeichnis Univ. Heidelberg SS 1932]
[Standort: Handschriftenabteilung ; Heid. Hs. 2740/100 (Frühere Signatur)]
DE-611-HS-2957721, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-2957721
Erfassung: 18. Januar 2016 ; Modifikation: 2. März 2017 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T14:42:17+01:00