Detailed Information
Berlin (Rauen) den 8ten Oktober 43//Reise-Tunnel im Rauener Bergwerk Protokoll 1843/10/08 Universitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität) Tunnel über der Spree
Functions
Berlin (Rauen) den 8ten Oktober 43//Reise-Tunnel im Rauener Bergwerk Universitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität) ; Tunnel über der Spree
Protokoll 1843/10/08
Loos, Woldemar von [Verfasser]
08.10.1843. - 3 Bl. (Bl. 156-158), 2, Deutsch. - Dokument
Inhaltsangabe: Anwesend (im Text erwähnt): Immermann, Schenkendorf, Robert Burns, Platen, Fugger, Cook, Canning, Carnot; als nicht anwesend erwähnt: Cocceji, Götz, Collin, Petrarca, Camaes, Bürger;Folgende Späne werden vorgelegt:;Immermann, Die Kindesmörderin (Span 3101.167) (Bewertung: gut);Schenkendorf, Katakombe bei Rom (Span 3102.168) (Bewertung: ziemlich gut);Robert Burns, Genossenes Glück (Span 3103.169) (Bewertung: gut);Weiteres aus dem Protokoll:;Zum "Reise-Tunnel" nach Rauen treffen sich "in einem riesenhaften Waggon der Frankfurter Eisenbahn [...] 11 bis 12" Mitglieder nebst einigen Gästen um 6.30 Uhr.;In Fürstenwalde werden sie von Robert Burns empfangen.;Während der Wagenfahrt nach Rauen herrscht heitere Stimmung. Von einem Aussichtspunkt aus gibt Burns Erklärungen zur "erforschenden Gegend".;Aus dem Spreetal kommend erreicht der "Reisetunnel" das auf einer Hochebene liegende Dorf Rauen und sieht von dort ein weitgestrecktes Hügelland. Dort befinden sich "einige Fuß unter der Oberfläche" in "beträchtlicher Ausdehnung die Braunkohlenlagen".;Nachdem das Dorf erreicht und eine "erste Höhe" erklommen ist, nimmt die Gesellschaft im dortigen Steigerhäuschen einen Imbiß ein.;Bis auf Campe bekleidet sich nun jedes Mitglied des "Reisetunnels" mit der "rauhen Bergmannstracht".;Alle erhalten ein Grubenlicht und betreten die Mündung des ersten Stollens.;Bis auf Immermann müssen sich alle Mitglieder beim Gang durch den Stollen bücken, an dessen Ende Tische und Bänke stehen. Dort wird untertage der Tunnel abgehalten.;Nach der Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung wird beschlossen, den nächsten Tunnel (am 15.10.) noch morgens stattfinden zu lassen, da am Nachmittag mehrere Mitglieder zum "Königs-Geburtstags-Dinner" müssen.;Nach der Behandlung des Spans von Immermann sind die Luft und das Licht im Schacht so schlecht, daß der Tunnel unterbrochen werden muß.;Die Besichtigung des Bergwerks wird fortgesetzt. Man besichtigt einen zweiten Stollen und die dortigen Gesteinsstrukturen und Spuren von Vegetation.;"An dem Durchschnittspunkt mehrerer Gänge, unter einem senkrecht aufsteigenden Schachte, in welchem hundert und einige sechzig Fuß überaus bleiches Tageslicht der Oberwelt" hineinscheint, trennt sich der Verein "in zwei Kolonnen".;Eine begibt sich wieder nach oben. Ihr gehören "die meisten beweibten und beleibten Mitglieder an.";Die andere, "eine todesmutige Kohorte", steigt in den untersten Stollen hinab und betrachtet in dem "horizontalen Gange [...] die verschiedenen Sand- und Kohlenschichten". Danach klettert sie "an endloser senkrechter Leiter wieder [...] empor.";An einer Stelle des Bergwerks, wo "die Festigkeit des Gesteins erlaubt, hohe ungestützte Gänge zu führen", begibt sich der Verein noch einmal in die Tiefe, bis man einem "matten Wetter" begegnet, "welches sich durch das Ausgehen mehrerer Grubenlichter und das Unwohlwerden Campe's" ankündigt.;Beim Verlassen des Ganges, sieht man "im Vorbeigehen den Abbau und das Zusammenstürzen des ausgebeuteten Raums nach Hinwegnahme der Stützen an".;Burns führt den Verein durch den Wald zu einem kleinen See. Dort erzählt er ein mit diesem See verbundenes Märchen.;Demnach war ein kleines Mädchen mit einer Suppe für ihren holzfällenden Vater im Wald unterwegs, als ein Mann erschien und versuchte, sie mit verschiedenen Geschenken dahin zu bringen, ihm die Suppe zu geben. Doch es gelingt ihm nicht.;Daraufhin will er sie "morden", doch sind "zwei helle Engel zu ihrem Schutz herangeflogen. Nun "habe sich der Teufel von der Erde verschlingen lassen".;Es seien "mächtige Flammen" emporgeschlagen, die den ganzen Wald verkohlten. An dem Ort aber, wo der Teufel in der Erde versunken sei, ist der "Teufelssee" entstanden.;Man geht nun ins Dorf zurück, bewundert vorher aber noch "zwei ungeheure Granitblöcke, von denen der eine nur die abgesprengte Hälfte desjenigen ist, aus welchem die leider vor dem Museum [Altes Museum in Berlin] aufgestellte Granitschale gehauen wurde,;der andere aber vortrefflich zu einem Piedestal für die (gleichfalls leider!) dort placirte Amazonen-Gruppe geeignet schien (welchen Gedanken der Sonntags-Verein in einer Petition an S. Majestät auszuführen gedenkt)".;Im Dorf isst man Mittag und führt den unterbrochenen Tunnel fort.;Nach dem Tunnel verhindert ein starker Regenguß, den Rest des Anlagen von Burns zu besichtigen.;Die Gesellschaft besteigt von Pferden gezogene Transport-Waggons und fährt "die fast 0,75 Meilen lange Eisenbahn von dem Bergwerk zur Spree hinab.";Hier sieht sich die Gesellschaft "die Verrichtungen zum Verladen der Kohlen auf die Schiffe" an.;Anschließend fährt man mit den [vermutlich bereits vormittags benutzten] Wagen durch den Wald zum Fürstenwalder Bahnhof.;Da noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt des Berliner Zuges bleibt, wird noch einmal der Tunnel eröffnet und Cook liest ein Gedicht: "Der Tunnel".;Dieses Gedicht bleibt unbeurteilt, da der Verfasser es als noch unvollendet ansieht.;Nach fast zweistündiger Rückfahrt kommt die Gesellschaft um 10 Uhr in Berlin an, und trotz 15stündigen Zusammenseins herrscht immer noch eine lebendige Unterhaltung.Protokoll 16. Jg., 45. Tunnel.
In: Protokolle, Jg. 16 (1842/43) [Dokument]
Pfad: Tunnel über der Spree / Protokolle, Jg. 16 (1842/43)
DE-611-HS-3674784, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3674784
Erfassung: 8. Mai 2002 ; Modifikation: 24. Februar 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-02-24T12:50:35+01:00