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General-Bericht über das 17. Tunnel-Jahr Geschichte des 17. Tunneljahres (1843/44) Universitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität) Tunnel über der Spree
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General-Bericht über das 17. Tunnel-Jahr Universitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität) ; Tunnel über der Spree
Geschichte des 17. Tunneljahres (1843/44)
Loos, Woldemar von [Verfasser]
03.12.1844. - 3 Bl. (Bl. 03-05), 2, Deutsch. - Werk
Inhaltsangabe: Das 18. Tunneljahr wird als Flegeljahr bezeichnet, denn es "war reich an Unordnung, Enttäuschungen und Verlusten, arm an Thaten, die vor den Musen gerecht sind -;und nur gegen das Ende ist von einem reuigen Insichgehen des jugendlichen Sünders zu berichten".;Die Sommertunnel erfreuten sich nur geringen Besuches, wogegen auch das Haupt wenig unternehmen konnte, da es durch Amtsgeschäfte "fast immer" vom Erscheinen abgehalten wurde.;Die Verlegung der Sitzungen "in einen öffentlichen Garten und in die Nachmittagsstunden" brachte keine Besserung, wegen der "fast fortwährend ungünstigen Witterung" und "der Abwesenheit vieler Mitglieder von Berlin".;Die Unordnung im Verein ("Anarchie") war so groß, daß von acht Sommersitzungen die Protokolle fehlen, denn es wurde "längere Zeit" versäumt, einen Nachfolger für den wegen seiner Amtsgeschäfte ausgeschiedenen Sekretär zu bestimmen.;Als schließlich ein Stellvertreter gefunden war, "folgte der Thätigkeit des letzteren wieder eine dreiwöchentliche Pause.";Da "auch der stellvertretende Kassierer fast nie erscheinen" konnte, gerieten "selbst die Finanzen des Tunnels in einen empfindlichen Nothstand", und es gab Schwierigkeiten, die letzte Miete zu bezahlen.;Das Stiftungsfest wurde am 2.12.1843 gefeiert, das Eulenspiegelfest am Fastnachtsabend ("Fastelabend") 1844.;Ein verspäteter Sommertunnel wurde am 22.9. in Tegel abgehalten.;Die im letzten Jahr vorbereitete Veröffentlichung einer Sammlung von im Tunnel vorgestellten Werken konnte nicht erscheinen. Die dafür von Hogarth versprochenen Illustrationen wurden nicht geliefert.;Am 3.11. gab der Verein den Plan, die Sammlung zu veröffentlichen, endgültig auf.;Obwohl das seinerzeitige Lokal des Tunnels, ein Saal des Weinhändlers Wassmann in der Leipziger Straße, kurz zuvor den Studenten verboten worden war,;erlangte ein Vereinsmitglied und Student vom Universitätsrichter ein Schreiben vom 1.1.1844, das ihm den Besuch des Lokals "ausnahmsweise" gestattete.;Campe ist mit der "Beschaffung eines großartigen Diploms" zur "Beglaubigung für die gegenwärtigen Mitglieder" beauftragt worden.;Immermanns "Ausarbeitung eines neuen, kürzeren und einfacheren Aufnahme-Formulars" wurde zweimal angewendet, soll aber noch einmal diskutiert und mit dem alten Zeremoniell verglichen werden.;Kurz nach Beginn des Winterhalbjahres kündigte der Wirt Wassmann das Lokal dem Tunnel. Das Bedauern darüber hielt sich angesichts der dort im Winter herrschenden "sibirischen Temperatur" in Grenzen.;Das neue Lokal fand sich bald (insbesondere durch das Engagement Campes) "in den Räumen des englischen Hauses", wo am 24.11. erstmals getagt wurde.;Außerdem wurde vorläufig beschlossen, dort monatlich ein gemeinsames "Mittagsmahl" einzunehmen.;Die am 6.10. versammelten Mitglieder erörterten die "bemerkbaren Uebelstände", ihre Gründe und Folgen, und es wurden Verbesserungsvorschläge gemacht und zu Protokoll gegeben.;In einem Deliberationstunnel am 20.10. wurden diese Vorschläge "dem Plenum" vorgelegt und "zu Gesetzen erhoben". Sie sind vor allem "eine ausdrückliche Erneuerung und Bestätigung" der bereits in den Statuten aufgeführten Rechte und Pflichten.;Es wird "Rücksicht gegen den vortragenden Dichter" verlangt, "unbillige Ansprüche der Kritik, besonders an lyrische Gedichte, werden zurückgewiesen".;Die "Herstellung einer strengen Ordnung der Debatten und aller alten Ordnungsgesetze mit Berücksichtigung sowohl der Einzelfreiheit als auch der nothwendigen Machtvollkommenheit des Hauptes wird beschlossen".;Schließlich werden die arbeitenden Mitglieder aufgerufen, mehr Späne vorzulegen ("ihr Pfund nicht zu vergraben").;Diese Beschlüsse wirkten sich in den vergangenen 1,5 Monaten bereits positiv aus.;Cocceji, dem Haupt des Winterhalbjahres, folgte für den Sommer Campe als Haupt und auf ihn ist nun Schenkendorf gefolgt.;Das Amt des Sekretärs legte Platen im Juni nieder, wonach es zeitweise von Collin übernommen worden ist, während es seit dem 20.10. Immermann innehat, der es auch im folgenden Tunneljahr ausüben wird.;Am 20.10. übernahm Campe von Carnot das Amt des Kassierers und gleichzeitig auch die Verantwortung für das Archiv, das auf Grund der langen Krankheit des Archivars Cujacius "in eine hinreichende Verwirrung gerathen war.";Die Ordnung der "verwilderten Bibliothek" soll Sappho wiederherstellen.;Mit Camaes (am 10.3.1844) und Goetz (am 7.4.) verließen "zwei der talentvollsten und fleißigsten unter unseren jüngeren Genossen" den Verein.;Collin, eines der ältesten Mitglieder, das "durch Scharfsinn und gewandte Rede in der Debatte" dem Verein "nützte", schied vor wenigen Tagen aus.;Die im Frühjahr aus beruflichen Gründen ausgeschiedenen Militärs Archenholtz und Caesar sind in den Verein zurückgekehrt.;Es traten im letzten Tunneljahr in den Verein ein: Sappho (am 24.3.), Machiavell (am 1.9.), Lafontaine (am 29.9.), Boileau (am 24.11.).;Von den auswärtigen Mitgliedern besuchten den Verein: Ulpian, Lucian, Feuerbach, Robert Burns, Vitruv, Wilhelm Müller, Paracelsus, Schröder, Tasso, Heineccius, Hiob. Die beiden letzten legten auch Späne vor.;Das Archiv weist aus dem letzten Tunneljahr 150 Späne auf, damit stieg die Gesamtzahl der Späne auf 3290.;Die Verteilung der Beurteilungen ist folgende: 24mal sehr gut; 48mal gut; 33mal mittelmäßig oder ziemlich gut; 10mal schlecht; 36mal unbeurteilt oder ohne nachweisbares Urteil.;Die Auflistung der arbeitenden Mitglieder mit der Zahl der jeweils vorgelegten Späne zeigt, daß Lafontaine (21 Späne), Matthisson (15), Bürger (14) und Spinoza (13) am meisten Arbeiten vorstellten.;Gäste ("Runen") legten 4 Späne vor.;Mittlerweile hat der Tunnel nur noch 10 arbeitende Mitglieder ("Makulaturen"), d.h. diejenigen verbliebenen Mitglieder, die mehr als drei Späne im letzten Jahr vorlegten.;Die Gesamtheit der Späne, zu der auch 15 Übersetzungen gehören, kann nach folgenden Gattungen unterteilt werden:;"Erzählende Gedichte" (28 Späne); "Allgemein, Schilderungen, Lyrisch-Reflektierend" (38); "Rein-Lyrisch" (43); "Dramatisch" (2: ein Monolog und die Übersetzung eines Aktes"); "Satirisch oder humoristisch" (11);;"Gelegenheitsgedichte" (10); "Zeitgedichte" (4); "Zeichnungen" (1); "Referate" (1); "Erzählungen in Prosa" (12).;Abschließend appelliert der Protokollant noch einmal an die Mitglieder, die Beschlüsse und Vorsätze vom Oktober zum Wohle des Vereins auch in Zukunft umzusetzen.Jahresbericht 17. Jg.
In: Späne, Band 18 (1844/45) [Werk]
Pfad: Tunnel über der Spree / Späne / Späne, Band 18 (1844/45)
DE-611-HS-3674838, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3674838
Erfassung: 23. April 1996 ; Modifikation: 18. Mai 2022 ; Synchronisierungsdatum: 2024-12-19T04:01:01+01:00