Detailed Information

Festtunnel//zur Fastnacht den 5. Februar 1856 Protokoll 1856/02/05 Universitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität)Tunnel über der Spree

Functions

Festtunnel//zur Fastnacht den 5. Februar 1856Universitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität) ; Tunnel über der Spree


Protokoll 1856/02/05

Hahn, Werner (1816-1890) [Verfasser]

05.02.1856. - 6 S. (Bl. 53-56), 2, Deutsch. - Dokument

Inhaltsangabe: Anwesend (im Text erwähnt): Schenkendorf, Cartesius, Claudius, Bürger, Anakreon, Ernst Schulze, Zschocke, Immermann, Lessing, Schlüter, Salvator Rosa, Petrarca, Spinoza, Hufeland, Dittersdorf, Maler Müller, Chodowiecki;Weiteres aus dem Protokoll:;Das Eulenspiegelfest im 29. Tunneljahr wurde "dem Geist der Zeit gemäß mit allem Pomp einer außerordentlichen Narrheit" im Café Belvedere gefeiert.;Bereits vor Beginn des Festes wird Cartesius von dem Sekretär, Schenkendorf, aufgefordert, das Protokoll anzufertigen.;Um 6 Uhr [abends] finden sich die ersten Personen im Café ein, unter diesen findet man Claudius und Bürger, "den treuen, auf den man immer rechnen kann".;Viele Mitglieder und Gäste sind mit auffälligen Kostümen erschienen, andere Narren haben nur "ihre Pflicht, was den Anzug betrifft, wohl verstanden".;Einige Kostüme werden im Protokoll beschrieben, wie zum Beispiel das von Claudius, "der zu dem steten Glanze seiner Erscheinung noch den des Goldes, Silbers u[nd] der Seide auf Haupt u[nd] Schulter gesellt" hat,;und das vom Haupt, Anakreon, der als Magier, "in weichem Roth von Schulter bis zur Zeh, um's Haupt die blühenden Rosen", erschien.;Zschocke, mit einem der "gelungensten" Kostüme, trug "ein weißes Nachtmützchen, ein glänzendes seidenes Schürzchen, ein zierliches Pantöffelchen".;Die Ideen für die Kostümierung waren sehr unterschiedlich.;Immermann hat "Rad und Morgenmütze" mitgebracht;;Lessing trägt "ein Taschentuch, durch einige Knoten zur Mütze geformt, auf dem Haupt" und "ein[en] verblichene[n] rothe[n] Gardinenstoff um die Schultern";;Schlüter schmückt sich "mit einem Gehänge um den Hals" aus "Rübezahls Gärten";;Salvator Rosa "hat einen Storch getödtet" und ist mit Flügeln und Schnabel gekommen;;Schenkendorf "hatte eine Nase gestohlen, was gar nicht nöthig gewesen wäre, da seine durchaus für alle Fälle genügend ist".;Um "halb 8 Uhr" [abends] beginnt die Tunnelsitzung.;Das Haupt ruft zum "Sängerkampf" auf, "den Stiefelknecht zu besingen". Auf die Sieger warten zwei Preise: ein "moderner Reisestiefelknecht" und ein "ordinärer großväterlicher".;Bevor Petrarca "den ersten Schuß im Sängerkampf" tun konnte, kann Schlüter einen von ihm gefertigten Grundriss des künftigen Tunnelpalastes aushängen. "Alles an dem Gebäude war in Stiefelknechtform" und "ebenso praktisch wie sinnreich".;Schlüter singt ein Sonett "Der Herr seinem Stiefelknecht! Aus der Zeit von 1356 bis 1856".;Schenkendorf liest darauf eine "Große deutsche Originalballade vom Stiefelknecht".;Als Dritter sang Immermann ein Stiefelknechtslied.;Hufeland hält "zu Ehren des Fasching=Stiefelknecht[s]" eine längere ungebundene Rede.;Die Zuhörer sind sich einig, dass alle Arbeiten "wegen ihrer gleichen Vollendung auch gleich preiswürdig seien".;Über das Prinzip der Bewertung folgt eine längere Debatte.;Noch vor der Entscheidung über den Sieger meldet sich Dittersdorf als weiterer Sänger und trägt "am klappernd näselnd ausgespielten Tafel=forte=piano" des Cafés ein Stiefelknechtslied vor.;Der Aufforderung des Hauptes, Anakreon, folgend, geben die Anwesenden daraufhin "ein irgend wie - u. wenn auch unsinnig - motivirtes Votum über den Preis" ab.;Neben den vorgetragenen "Eulenspiegeleien" bleibt nur Zschocke "philosophus in principio", der ausführlich begründet, weshalb er Schenkendorf den ersten Preis und Dittersdorf den zweiten Preis übergeben würde.;Sein Votum ist auch "das überwiegende der Gesellschaft".;Schenkendorf erhält den Reisestiefelknecht, Dittersdorf den "andern größeren großväterlichen" Stiefelknecht,;den er, falls er bereits einen Stiefelknecht hat, als Lyra umgebaut, dem Tunnel "an Stelle des ihm mangelnden Klaviers" zurückschenken könnte, nachdem er das Gestell des Stiefelknechts mit Saiten bezogen hätte.;Nach der Preisverleihung wird der Tunnel geschlossen.;Während des anschließenden Abendessens werden "liebenswürdige" Toaste ausgebracht, Maler Müller buchstabiert "prächtig" das ABC, Hufeland singt ein Eulenspiegellied,;Chodowiecki erzählt eine "erlogene" Geschichte, Dittersdorf und Spinoza tragen Lieder vor;;"launige" Vorträge, von Gästen, ein Vortrag über eine "Reise um die Ringmauern Berlins" sowie "humoristische" Vorträge, die "der närrischen Versammlung unverständlich blieben", von Salvator Rosa und Zschocke, werden gehalten.;Um "halb 4 Uhr" ruft Zschocke die Anwesenden zum Nach-Hause-Gehen auf.
Protokoll 29. Jg., [11.] Tunnel.

In: Protokolle, Jg. 28 - 29 (1854/55 - 1855/56) [in 1 Bd.] [Dokument]

Pfad: Tunnel über der Spree / Protokolle, Jg. 28 - 29 (1854/55 - 1855/56) [in 1 Bd.]

DE-611-HS-3675659, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3675659

Erfassung: 27. August 2003 ; Modifikation: 26. Februar 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T16:51:41+01:00