Detailed Information
Jahresbericht//1854-55 Geschichte des 28. Tunneljahres (1854/55) Universitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität) Tunnel über der Spree
Functions
Jahresbericht//1854-55 Universitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität) ; Tunnel über der Spree
Geschichte des 28. Tunneljahres (1854/55)
Lepel, Bernhard von (1818-1885) [Verfasser]
12.1854-12.1855. - 5 S. (Bl. 40-42), 2, Deutsch. - Werk
Inhaltsangabe: Für das 28. Tunneljahr verfasste Schenkendorf den Jahresbericht, den er als Rede formuliert hat.;Die besondere "Natur" des Tunnels, die, wie er an Beispielen erklärt, von anderen "Organisationen" abweichen muss, da der Tunnel auch im Jahr 1855/56 weiterbestehen wird, vergleicht der Sekretär mit der "immer wiederkehrenden Ebbe u. Fluthbewegung des Meeres".;Er verschweigt nicht, dass sich der Tunnel "in einer Zeit der Ebbe" befindet, doch nach seiner Empfindung sei man "bereits in der Uebergangsperiode von der absteigenden zur aufsteigenden Bewegung".;Als "Stützpunkte" dienen ihm die Zahlen des letzten Monats, die "fast den 4ten. Theil des in dem ganzen Jahre geleisteten ausmachen".;Im 28. Tunneljahr traf man sich zu 32 "ordentlichen" Sitzungen (im Vorjahr: 36), die von 48 Mitgliedern und "ungefähr ebenso viel im Fremdenbuch" eingetragenen Gästen besucht wurden.;Vier neue Mitglieder sind in den Verein aufgenommen worden:;Johann Eduard Schüller (Tunnelname: Taxis), Gustav Lüderitz (Tunnelname: Chodowiecki), Eduard von Tempeltey (Tunnelname: Gellert) und Hans Christian Bodo Karl Friedrich August Borries (Tunnelname: Tempelhoff).;Aus dem Verein ist Theodor Hosemann (Tunnelname: Hogarth) ausgetreten.;Als "auswärtige" Mitglieder werden geführt: H. Borries [s. o.] und Theodor Fontane (Tunnelname: Lafontaine). Sigismund Stern (Tunnelname: Collin) hat einen Ruf nach Frankfurt / a. M. angenommen.;Richard von Arnim (Tunnelname: Lenau[1]) und Richard Lucae (Tunnelname: Schlüter) sind nach Berlin zurückgekehrt. Schlüter besuchte aber bisher keine Sitzungen.;Von den in Berlin wohnenden Mitgliedern ist niemand verstorben.;Die Zahl der Berliner Mitglieder beträgt 46, von denen 42 an den Sitzungen teilnahmen. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl beträgt 20 Mitglieder, denen sich häufig "Runen" anschlossen.;Aus der im Bericht enthaltenen Liste geht hervor, dass Bürger "der fleißigste Besucher" war (31-mal), dann folgen Metastasio (30-mal), Peter Vischer (30-mal), Schenkendorf (28-mal).;Zinzendorf und Fouque werden namentlich benannt, da sie den Tunnel im vorletzten Jahr "spärlich" und im letzten jedoch gar nicht besucht haben, obwohl beide in Berlin wohnen.;Mit fünf Besuchen ist Lenau[1] von den "auswärtigen" Mitgliedern am häufigsten bei den Sitzungen erschienen.;Unter den 32 Sitzungen waren 4, "als solche anberaumte Deliberationstunnel", und weitere 3, die ausschließlich der Deliberation gewidmet waren;;aber auch in den übrigen Sitzungen hat die Deliberation "eine ungewöhnlich große Stelle" eingenommen.;Es lässt sich damit feststellen, dass die Deliberation "mindestens den 4ten. Theil" der Tunnelzeit beanspruchte.;Die 29 "Tunnel-Beschlüsse" hat der Sekretär im Bericht einzeln aufgeführt.;Von den Beschlüssen sind 17 "ausgeführt" und 4 "modificirt" worden, "wirklich aufgehoben wurde keiner", 7 blieben "unausgeführt" oder sind "später" "beschlußmäßig ausgeführt [...] worden".;In den Sitzungen sind 71 Späne, davon 55 von Mitgliedern und 16 von "Runen", von denen 15 Mitglieder und "Runen" gearbeitet haben, vorgetragen worden,;dazu kommen 4 Arbeiten der Künstler Callot, Graff, Maler Müller und Raphael Mengs, insgesamt waren es 75 Späne.;Die Bewertung und Anzahl der Späne, die die einzelnen Mitglieder und "Runen" vorgelegt haben, können einer detaillierten Übersicht, die sich neben dem Jahresbericht befindet, entnommen werden.;Bürger (7 Späne), Schenkendorf (7 Späne) und Petrarca (6 Späne) führen diese Liste an.;Die 5 Konkurrenz-Arbeiten tragen "sämtlich" den Titel "Der Gast"; keiner dieser Späne erhielt das Prädikat "sehr gut", deshalb wurde der erste Preis nicht vergeben, und Lafontaine siegte mit seiner Ballade "Lord Athol" und bekam dafür den zweiten Preis.;In dem Bericht werden die 20 Späne, die das Prädikat "sehr gut" und "Acclamation" erhielten, mit Verfasser- und Titelangabe aufgelistet, außerdem findet man dort eine Einteilung der 71 Späne nach ihren Gattungen.;Das entschiedene Übergewicht lyrischer Späne machte sich auch schon im vorletzten Jahr bemerkbar, dagegen fiel die Beurteilung epischer Werke besser aus.;Nach Auswertung der Anzahl der von den einzelnen Mitgliedern gelieferten Späne können 5 Mitglieder "statutenmäßig" als "arbeitende" Mitglieder, das heißt, dass sie "durch Lieferung von mindestens 4 Spänen" hervortraten, betrachtet werden.;Da Lafontaine derzeit nicht in Berlin ist, bleiben zu nennen: Bürger, Schenkendorf, Petrarca und Lessing.;Die Späne anderer Mitglieder, wie von Anakreon, Claudius, Tiedge und Cook, konnten nicht mehr gelesen werden, so dass sie "außer Stande gesetzt wurden, die etatsmäßige Zahl zu erreichen".;Folgende Mitglieder haben dem Tunnel "Exemplare ihrer in diesem Jahre im Druck erschienenen Werke" überreicht: Claudius (2), Willamow (2), Macchiavell (1) und Waiblinger (1). Angaben zu den Titeln sind im Bericht zu lesen.;Als Nachfolger von Petrarca im Amt des Haupts ist Anakreon gewählt worden.;Ein Betrag von rund 200 Talern befindet sich in der Tunnel-Kasse. Die Verwaltung der Kasse hatte Ernst Schulze übernommen.;Der Kassierer wird in der nächsten Sitzung über die Einnahmen und Ausgaben im vergangenen Tunneljahr berichten. Ein von Ernst Schulze verfasster und geschriebener Abschlussbericht ist dem Jahresbericht beigefügt; 191 Taler, 28 Silbergroschen und 3 Pfennige werden nachgewiesen.;Die Verfassung des Vereins ist "interimistisch"; es gelten die alten Statuten, zu deren Revision eine Kommission ernannt wurde.;Zur im Tunnel geäußerten "Kritik" wird eingeschätzt, dass sie in diesem Jahr "nicht viel zu thun" hatte, "gelegentlich launenhaft genug" war, "ihre Fühlhörner zurückzuziehen", obwohl "Platz zu ihrer Entwicklung" vorhanden gewesen wäre,;auch "Richtungen" aufwies, die als "zu streng" bezeichnet werden können, und "der Vorwurf des Zerpflückens" manchmal zu Recht erhoben wurde.;"In der Strenge u[nd] Aufrichtigkeit" der Kritik des Tunnels liegt "sein Wesen", das dadurch "seine besten produktiven Kräfte" herausgebildet hat.;"Gerade seine Strenge" übt einen "Anziehungspunkt" aus und trägt zum Beitritt neuer Mitglieder bei.;"Der Unterzeichnete selbst" räumt ein, vor kurzem "empfindliche kritische Schläge erlitten" zu haben, die er "indeß dankbarst acceptirt" hat.;Der Jahresbericht schließt mit den Worten: "Es lebe der Tunnel!"Jahresbericht 28. Jg.
In: Protokolle, Jg. 28 - 29 (1854/55 - 1855/56) [in 1 Bd.] [Dokument]
Pfad: Tunnel über der Spree / Protokolle, Jg. 28 - 29 (1854/55 - 1855/56) [in 1 Bd.]
DE-611-HS-3676269, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3676269
Erfassung: 25. Juli 2003 ; Modifikation: 26. Februar 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-02-26T14:54:31+01:00