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Manuscripte zur Geschichte der Päpste: Römischer Entwurf, 1830. Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung Nachlaß Leopold von Ranke
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Manuscripte zur Geschichte der Päpste: Römischer Entwurf, 1830. Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachlaß Leopold von Ranke
Ranke, Leopold von (1795-1886) [Verfasser]
Rom, 1830. - 4 Blatt, 1 MS., Deutsch
Inhaltsangabe: Überschrieben mit „Entwurf“, zeigt dies MS (4Bl.) Rankes Versuch, auf Basis zumal römischer Funde und Erkenntnisse eine kommende Darstellung der Geschichte der Päpste von ca.1450-1750 in 7 Hauptfeldern zu überblicken, dabei Gedanken zur Textgestaltung festzuhalten und zuletzt (Bl.2‘) den „großen Verfall des kirchl. Institutes“ zu resumieren. Man kann sagen, daß mit diesem Entwurf Rankes Plan einer einfachen Fortsetzung der "Fürsten und Völker" zu wanken beginnt, ja vielleicht schon umgestürzt sein mag. Rankes Blick fällt zuerst auf das Problem der „Verweltlichung“ der Kirche, damit zusammenhängend auf die Finanzen, auf die „vollendete Feilheit“ aller Ämter. Das von Ranke Bl.1 angesprochene „Document über die Datari“ meint wohl sein zur selben Zeit aufgrund seiner röm. Archivforschungen verfasstes Papier über die „Finanzen der Päpste“ (vgl. Nachl. Ranke/Segment II: Italienische Geschichten/ Päpste - „Kirchenstaat I“ Nr.7: "Finanzen der Päpste" - vgl. allg. SW37 S.261f./SW39 S.7.). Als Antagonisten der fortschreitenden "Verweltlichung" schildert Ranke die Bewegungen der "Reformation". [Bl.1] Entwurf. 1. Nach dem Schisma gehen die Pp. zuletzt siegreich hervor. Umfang der [päpstlichen] Macht. Die Christenheit kommt das Jubiläum von 1450 zu Rom zu feyern. Plane des Pp Nicolaus [V.], die Stadt ausserordentl[ich] herrl[ich] zu machen und d Staat zu sichern. Wie nun hier eins auf das andere führt und man den Staat allm[ählich] erobert. Wie sich alsdann die Kirche völlig verweltlicht. Diese Verweltlichung aus dem Document der Cle[Cardinäle] zu schildern. Zugleich die Verwirrung der Geschäfte und vollendete Feilheit an dem Hofe, aus dem Document über die Datari. - Theorie von der höchsten absoluten Gewalt. – Der über Italien und die Welt ausgebreitete Unglaube. – Aus Caracc. daß es zum guten Ton gehört, nicht zu glauben [wahrscheinlich: Carraciolus „Vita S. Cajetani Thienaei" vgl. SW 37 /S.114, vgl. auch SW 37 S.48f. und überhaupt S.112f.]. Im Allgem. müßte an die Bemühung Nicc. V auch das überwältigende Eindringen des Alterthums geknüpft werden: was sich in jedw[edem] Schriftwerk; und in der Kunst geltend macht. Die Vorstellungen des Mittelalters werden auf der einen Seite durch neue Meinungen gesprengt, auf der anderen durch das Leben selbst vernichtet. 2. Bewegung der Reformation. Es ist aber unmöglich, daß die Religion der Verweltlichung ganz verfalle. Nur der dumpfeste Aberglaube, wie bey Halbbarbarischen oder wilden Völkern, könnte die Folge davon seyn. Wie sich das Gefühl der inneren Religion d.i. des unmittelbaren Bezuges des Menschen auf Gott in protestantischen Grundsätzen hervorthut, und sich mit einer nur allzunatürl[ichen] Opposition gegen den Druck der Priester verschwistert. Hier ist nun der Lauf der Reformation, und ihre Ausbreitung durch die verschieden[en] Länder in kurzen Zügen zu schildern. Man darf ihres Eindringens in Italien, in Spanien nicht vergessen. Mich deucht das Beste, dieß bis gegen 1570 sofort fortzuführen. [Bl.1':] 3. Erneuerung des Katholizismus. Es erscheinen zwey Parteien, die eine versöhnend: vornehmlich entschlossen [beflissen?] die Mißbräuche wegzuschaffen. Um das Jahr 1540 hätte man glauben sollen, es sey eine Aussöhnung möglich Gaspar Contarinis Vorschläge. [vgl. etwa MS Muir 341 „Relazione die Gasparo Contarini Carlo V, 1525“ und MS 282 „Tractatus de compositionibus 1536“ ebfs. Contarini; SW 37 S.98 und SW 39 S.19*f.] Absichten Carls V. Jedoch zugleich eine [korrigiert in: die] Andere, durch deren Bemühung der Cath[olizismus] verjüngt werden sollte. Theatiner. Somascen. Entstehung der Chierici bis zu den Jesuiten. Hier mag eine Vergl[eichung] aus dem 13:Jhrh. Platz haben, wie auch damals die sich erhebende Opposition nicht durch Reformation, sondern durch die Religion der Bettelmönche erdrückt wurde. Hauptsache: Festhalten der [päpstlichen] Obergewalt. Instruct[ionen] des Papstes. Neue Inquisition. Wie es ihr gelingt, [den] Protestantismus in Italien zu erdrücken. Tnt. Concilium. Es muss hier schlechterdings die dogmat. Grundlage des neuen Catholizismus ins Auge gefasst, u dargestellt werden. Zugleich ist von dem Umschwung aller Cultur und Kunst zu handeln. Diesen Glauben, diese Sinnesweise auszubilden, ist ein sehr natürl Bemühen, es hat aber der so entwickelte Catholicism. den Vortheil vor den Protestanten, ein[en] Mittelpunkt, im Innern einen mächtigen und einflußreichen Fürsten zu haben. 4. Päpste und ihr Staat. Die merkwürdig. Naturen Pauls IV, Pius IV, V., Gregors XIII, Sixtus V ausführlich. Die allm[ähliche] Entwicklung der Priesterherrschaft, und der Finanzen. Vierfacher Bezug 1.) Türken 2.) Immunitet 3.) die span. u französ. Partey 4.) Protestanten 5. Gegenreformation. Ursprung. Würzburg. Julius Hechter [von Mespelbrunn] [Bl.2]: Österreich. Frankreich. Weitere Entwickelung dieser Sache bis zum dreissigjährigen Krieg. Wirksamkeit der Propaganda. Verhältnisse zu den verschiedenen Ländern. England. Missionen in Holland und ganz Deutschland. Polen Schweden Moskau. Asien. Amerika Es ist wie natürlich hinreichend, die Grundzüge anzugeben. Worauf die Wirksamkeit beruht. 6. Einhalt. Stillstand der katholischen Entwicklung [wenigstens] in Italien und Spanien überhaupt. Literatur u Kunst wesentl. Rede. Politik. Übermächtige Einwirkung des Nordens. Untersuchung in wie fern der Grund hierzu im Wesen des Kathol[izismus] und der Staatsform liegt. 7. Unglückliche Entwicklung des Staates. Wir können sie bis ungefähr 1740-50 fortsetzen. [Bl.2‘ sowie Bl.3 – die Schrift wird ungeduldiger: Weitere, vermutlich leicht spätere Zusätze, Einfälle, Notizen etc., u.a. eine Art Resumee Bl.2‘ oben:] Wenn man den großen Verfall des kirchl Institutes ins Auge gefaßt hat, so kann man finden[sehen?], daß man (..) von zwey Seiten begann die Kirche zu reformieren; Von der einen in Deutschland, wo man zuletzt den Begriff der unsichtb[aren] Kirche feststellte [Luther - Vom Papsthum zu Rom, 1520]; von der anderen in Italien, wo man das Papstth. beybehielt. Einer der wesentlichen Unterschiede liegt darin, daß dort nach Luther, jeder Christ ein Priester ist [Luther - Von der Freiheit des Christenmenschen, 1520]; hier aber der Begriff des Papstes festgehalten, und [so] eine Reformazion des Institutes garantiert wird. - Es ist zu bedenken daß beyde Reformazionen sich hier und da berühren, wie zB. die Capuziner lutherische Meinungen hegen. - Nothw[endig] die Schildrg der Charactere nicht aufeinander zu häufen, schon weil sie doch etwas einförmig werden würden sondern einzuflechten.Literaturhinweise: MS Muir 341 „Relazione di Gasparo Contarini Carlo V, 1525“(erwähnt SW 39 S.19*f.);, MS Muir 282 „Tractatus de compositionibus 1536“ ebfs. Contarini (vgl. SW 37 S.98);, Carraciolus „Vita S. Cajetani Thienaei“, in: Collectanea Historica, Coloniae 1612 (vgl. SW 37 /S.114 und SW 39 Nr.29/S.48*).
Editionshinweise: Ranke: Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert, Bd.1-3, Berlin 1834-36; Ranke: Die römischen Päpste in den letzten vier Jahrhunderten. Sechste Auflage, SW 37-39(1874);, Ed Muir: The Leopold von Ranke Manuscript Collection of Syracuse University, Syracuse 1983.
Bemerkung: 4Bl.; beiges italienisches Bütten; 19,3x26,8cm.
Ausreifungsgrad: Entwurf zur Darstellung der Geschichte der Päpste von ca.1450-1750 Wasserzeichen: WZ: Taube auf Dreiberg im Kreis.
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Nachlaß Leopold von Ranke / Segment II: Italienische Geschichten / Päpste
DE-611-HS-3719990, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3719990
Erfassung: 20. April 2021 ; Modifikation: 31. Mai 2021 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T18:38:18+01:00