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2 frühe Excurse: „Über die sogenannte Reformation Kaiser Friedrichs III vom J. 1441“ sowie über die „Brüder vom gemeinsamen Leben“ (Thomas a Kempis) (Manuscripte) Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung Nachlaß Leopold von Ranke
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2 frühe Excurse: „Über die sogenannte Reformation Kaiser Friedrichs III vom J. 1441“ sowie über die „Brüder vom gemeinsamen Leben“ (Thomas a Kempis) (Manuscripte) Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachlaß Leopold von Ranke
Ranke, Leopold von (1795-1886) [Korrespondenzpartner]
Berlin, 1838. - 2 MS mit zusammen 8 Bl., diverse Zählungen., Deutsch Latein
Inhaltsangabe: Bl.1-8 zeigen 2 kurze, von Ranke vermutlich später mit „Zweiter Excurs“ und „Dritter Excurs“ überschriebene, quellenkritische Abhandlungen, offenbar für Analecten-Excurse vorbereitet (ein entsprechend mit „Erster Excurs“ überschriebenes MS fand sich nicht: Wahrscheinlich aber plante Ranke Bl.1-5 aus dem „Auszug aus den Reichstagsacten 1441-1445“ als „Ersten Excurs“ zu bringen, s.d.) – im Analecten-Anhang der „Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation“ fanden diese MS jedoch keine Aufnahme; sie sind indeß später von Joachimsen aus dem verwirrten Ranke-Nachlass gezogen, einleitend kommentiert und ediert worden, dort fehlende Verweise auf Rankes Werke sind hier nachgetragen. MS 1 Bl.1-6: „Zweiter Excurs. Über die sogenannte Reformation Kaiser Friedrichs III vom J.1441“ – in seinem der Edition vorgeschalteten Kommentar vermutet Joachimsen, daß dies MS als (Quellen-)Kritik auch an Aussagen Eichhorns in dessen Staats- und Rechtsgeschichte (Bd.3/1822 S.102f. über eine bei Goldast und Müller mitgeteilte Quelle „Friedrich III. Reformation“ angeblich aus der Regierungszeit Friedrichs III., auch unter dem Titel „Deutscher Nation Nothdurft“ gedruckt) mitveranlasst sei – da Eichhorn jedoch in der späteren Ausgabe der Staats- und Rechtsgeschichte (Bd.3/1836 S.116f) die Quelle ganz im Sinne Rankes auf Anfang der 1520er Jahre datiert habe, sei alles ungedruckt geblieben. Diese Vermutung mag auch dadurch bestätigt sein, daß Ranke beide Ausgaben von Eichhorns Staats- und Rechtsgeschichte in seiner Bibliothek hatte. Allein ganz ungedruckt geblieben ist Rankes Excurs nicht – er findet sich heftig zusammengekürzt und mit ausdrücklichem Verweis auf Eichhorn als Anmerkung in Ref.Gesch.Bd.2(1839) S.204 (SW 2 S.143). MS 2 Bl.7-8: „Dritter Excurs Es ist eine recht artige Erzählung (..) daß das Institut der Brüder vom gemeinsamen Leben die Wiedererweckung des Studiums der alten Literatur in Deutschland unmittelbar veranlaßt und damit die Reformation vorbereitet habe. Man behauptet, der fromme Thomas v. Kempen habe einige junge Westphalinge, die unter ihm studiert, aufgefordert, sich den classischen Studien zu widmen, die ärmern zu Haus, die reichern in Italien selbst. Dann seyen diese wirklich nach Italien gegangen von wo sie unterrichtet und mit Büchern der neuen literarischen Richtung versehen zurückgekommen, von jenen dagegen seyen Schulen gegründet worden, welche eben diese Studien weiter ausgebreitet. Das ganze Fundament dieser Erzählung ist Hamelmann“. Mit zügiger Quellen-Kritik erweist Ranke diese von Hamelmanns Relatio Historica sowie der Oratio auf Rudolf Lange (aus den Opera Genealogico-historica) herrührende Erzählung indeß als Märchen und schliesst Bl.7‘: „Ich sehe nicht anders, als daß wir diese Erzählung aufgeben müssen“. Freilich zu Kempis und der Brüderschaft schrieb Ranke noch in den „Römischen Päpsten, ihre Kirche und ihr Staat“ Bd.1(1834)S.74f. (SW 37 S.49): „Wenn es in Italien Poeten wie Boccaz und Petrarca waren, die zu ihrer Zeit das Studium beförderten (..) so ging es in Deutschland von einer geistlichen Brüderschaft, den Hieronymiten des gemeinschaftlichen Lebens, aus (..) Es war eines ihrer Mitglieder, der tiefsinnige, unschuldige Mystiker Thomas von Kempen, in dessen Schule alle die würdigen Männer gebildet wurden, die von dem in Italien aufgegangenen Licht der alten Literatur zurerst dahin gezogen, dann zurückkehrten, um es auch in Deutschland auszubreiten“. Recht eigentlich gegen diese Auffassung richtet sich Rankes Dritter Excurs - später in der Ref.-Geschichte übergeht Ranke Thomas a Kempis und die Brüderschaft und schreibt in Bd.1(1839) S.261 Anm.1 (SW 1 S.175) zu den „Bewegungen in der gelehrten Literatur“ nur: „Hamelmann gab 1580 eine oratio de Rodolpho Langio heraus, die einiges Gute enthält, aber doch auch viele Irrthümer veranlaßt hat“.Literaturhinweise: Johannes Joachim Müller: Des Heil. römischen Reichs, teutscher Nation, Reichs Tags Theatrum, Jena 1713; dort in der 1.Vorstellung S.57f. “Von Keyser Friedrichs Refomation (..) 1441“ (Syr.Bibl. Ra 943.028 M94 F);, Melchior Goldast: Reichs Satzungen, Frankfurt 1712; dort S.166f. “Keyser Friedrichs des Dritten Reformation Im Heiligen Römischen Reich teutscher Nation fürgenommen“; , Georg Wolfgang Panzer: Annalen der älteren Literatur, Nürnberg 1788f.;, Hermann Hamelmann: Opera Genealogico-historica, Lemgo 1711 – „Oratio de Rodolpho Langio“, S.261f; „Relatio Historica Quomodo hominibus Westphalis potissimum debeatur, quod lingua Latina et politiores artes per Germaniam restitutae sint“ S.321f.; vgl. August E. Rauschenbusch: Hermann Hamelmanns (..) Leben, Schwelm 1830 (Syr.Bibl.Ra 922.4 H21);, Ferdinand Friedrich Oechsle: Beiträge zur Geschichte des Bauernkrieges, Heilbronn 1830 (dort als Nro.22 „Welcher gestalt ain ordnung Reformation Zu Nutz (..) sey“);, Karl Friedrich Eichhorn: Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte, 4Bd. Göttingen – in beiden Auflagen in Rankes Bibliothek: 1818-23 (Syr.Bibl. Ra 342.43 E34D) und 1834-36 (Syr.Bibl. Ra 342.43 E34DA).
Editionshinweise: Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Bd.1-6, München 1925-26 - (=Gesamtausgabe der Deutschen Akademie (GA): Leopold von Ranke's Werke, Hg. Paul Joachimsen): Hier in GA Bd.6(1926) die Edition der beiden Excurse, S.61f. „Über die sogenannte Reformation Kaiser Friedrichs III“, und S.65f. über Thomas a Kempis und die Brüder vom gemeinsamen Leben, hier auch Joachimsens Datierungen.
Bemerkung: Zur Datierung: Joachimsen datiert die Entstehung des „Zweiten Excurses“ „wahrscheinlich gleichzeitig mit der ersten Ausarbeitung aus den Reichstagsakten“, mithin 1836/1837, und den „Dritten Diskurs“ allgemein auf die Phase der „unmittelbaren Vorbereitungen der Ausarbeitung der Reformationsgeschichte“ – nun hat Ranke für beide Excurse dasselbe Papier (mit Wasserzeichen JFN) verwendet, wie für seinen Academie-Vortrag „Über einige noch unbenutzte Sammlungen deutscher Reichstagsacten“ vom 1.Feb.1838: Bei früheren MS zur Ref.-Geschichte, auch bei den ersten Ausarbeitungen der Frankfurter Reichstags-Acten, findet sich indeß Papier mit dem Wasserzeichen LOK - das hier verwendete Papier mit WZ JFN spricht für eine Datierung beider MS auf 1838, übrigens auch für einen Zusammenhang der Excurse zunächst mit dem Akademie-Vortrag. 8Bl., beiges Velin (MS 1 Bl.1-6: 17,1x22,3cm, WZ: JFN; MS 2 Bl.7-8(17,7x22,6, WZ: Krone); teils angestaubt, Tintenflecke u.a. Bl.1&6‘, kleinere Einrisse zumal Bl.7-8, leichte Knickspuren (Bl.1-6 waren zur Hälfte gefaltet).
Ausreifungsgrad: Zum Vortrag oder Druck ausgearbeitete Analecten-Excurse.
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Nachlaß Leopold von Ranke / Segment III: Deutsche Geschichten / Reformation
DE-611-HS-3889876, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3889876
Erfassung: 5. August 2022 ; Modifikation: 26. August 2022 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T18:38:20+01:00