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Stammbuch des Johannes Gallus von Fayburg Staatsbibliothek Bamberg Stammbücher und Stammbuchblätter der Staatsbibliothek Bamberg Signatur: Msc.Add.2103
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Stammbuch des Johannes Gallus von Fayburg Staatsbibliothek Bamberg ; Stammbücher und Stammbuchblätter der Staatsbibliothek Bamberg
Signatur: Msc.Add.2103
Wien, Znojmo, Prag, Siena, Rom, Neapel, Bologna, Rabensburg, Jena, Venedig, Preßburg, Bruck an der Leitha, Krakau, Mantua, Spielberg, auch Polen und Ungarn als Ortsangaben, 1585-1598. - 117 Blätter; enthält 122 Stammbucheinträge, 14,0 x 9,5 cm [Blattmaß]; 15,3 x 11,0 cm [Gesamtmaß], Deutsch Latein Italienisch Französisch Niederländisch. - Dokument, Stammbuch
Inhaltsangabe: Blatt 1r: niederländischer Text über das Stammbuch von "S: De Wind MedDoctr Mediob Zeld: 1802", das ist Samuel de Wind (1742-1803), Arzt in Middelburg, Zeeland (von ihm auch die Übersetzung eines Stammbucheintrags auf Blatt 82v). Blatt 5r bis 11r (entspricht der jetzigen, bis Blatt 12 reichenden zweiten Lage): in extrem sorgfälitger, einem Druckwerk gleichenden Handschrift ein Eröffnungstext. Dieser Text Johannes Gallus von Fayburgs in Reimform handelt über die Freundschaft, über Stammbücher allgemein (bezeichnet als "Stammbuech", "GsellnBuech", "Geselln Bŭecher") und über die Geschichte seines eigenen Stammbuchs. Dieses vergrub er während der Schlacht bei Pitschen (Byczyna, Polen; 24. Januar 1588), nach dem Rückzug der Truppen Erzherzog Maximilians III. in die Stadt und kurz vor der Einnahme dieser durch die polnischen Truppen sowie seiner folgenden Gefangenschaft. Er ließ sich nach seiner Freilassung in Wien ein neues Stammbuch anfertigen. Das vergrabene Stammbuch entging den in der abgebrannten Stadt Pitschen nach vergrabenen Gütern suchenden Polen, wurde aber später von einem ebenfalls nach Wertsachen suchenden Schlesier aus Brieg gefunden. Über diesen gelangte das Stammbuch vermutlich 1594 ("Im Sechsten Jar" seiner Zeit in Italien) an den Hof Joachim Friedrichs Herzog von Brieg (1550-1602). Edelmänner des herzoglichen Hofes berichteten Johannes Gallus von Fayburg (damals noch Fayg von Anhausen) davon, so dass dieser seine Bitte an den Herzog richtete, welcher das Stammbuch an den Eigner zurückgeben ließ. Johannes Gallus von Fayburg musste allerdings viele Blätter herausschneiden, weil sie beschädigt waren, und ließ dann das alte mit dem neuen Stammbuch zusammenbinden. Eine nach dieser Vereinigung beider Bücher mit schwarzer Tinte in den oberen Ecken vorgenommene Zählung der Einträge reicht bis zur Nummer 466 (Blatt 113v), so dass die heute vorhandenen 122 Stammbucheinträge nur einen Bruchteil der ursprünglichen ausmachen. Laut der 1802 niedergeschriebenen Angaben Samuel de Winds auf Blatt 1r hat dieser die noch erhaltenen, losen Blätter zum heutigen Zustand zusammenbinden lassen, wobei jedoch nur teilweise eine die ursprüngliche Zählung berücksichtigende Sortierung erfolgte. 122 Stammbucheinträge (inklusive der unbeschrifteten Wappen), davon 111 (mit) Wappenminiaturen. Biographisches zum Stammbuchhalter: Johannes Gallus Fayg (von Anhausen) war Reiterfähnrich der Landschaft in Niederösterreich, am 23.03.1582 wurde ihm oder wahrscheinlicher seinem Vater Gallus Fayg eine Wappenbesserung verliehen (RAA 109.16); ein Testament seiner Eltern "Gall Fayg von Anhausen" und Sabina Fayg, geborene Schallerin, mit Nennung der Kinder "Hans Gall" und Sabina, stammt von 1585; am 16.06.1588 immatrikulierte er sich als "Johannes Gall Fayg ab Anhausen" an der Universität in Siena; die Wappenbesserung von 1582 wurde wiederum am 17.10.1595 bestätigt (RAA 109.17), wobei Johannes Gallus zusätzlich das Prädikat "von Fayburg" erhielt und ihm gestattet wurde den bisherigen Familiennamen "Fayg" wegzulassen. Ein Stammbucheintrag mit Wappenminiatur des "Hannß Gall. Faӱg. Von Anhaúsen" vom 20.06.1587 in Wien findet sich im Stammbuch des Paul Baumgartner (Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Stb 388, Blatt 150r), einen weiteren Stammbucheintrag des "Hannß Gall. Faӱg. Von Anhausen" mit Wappenminiatur vom 13.04.1588 in Wien enthält das Stammbuch des Caspar von Abschatz (Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. in scrin. 198a, Seite 549). [Wien, Östereichisches Staatsarchiv, AVA Adelsarchiv, RAA (Reichsadelsakten) 109.16 und RAA 109.17; Frank, Karl Friedrich von (Herausgeber): Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich österreichische bis 1823 mit einigen Nachträgen zum "Alt-Österreichischen Adels-Lexikon" 1823-1918, 2. Band, Senftenegg 1970, Seite 8; [ohne Autor]: Einige genealogische Auszüge aus den bei der niederösterr. Regierung 1566-1782 publicierten, derzeit im Archive des k. k. Landgerichtes Wien befindlichen Testamenten adeliger oder als adelig gegoltener Personen, in: Monatsblatt der kais. kön. heraldischen Gesellschaft "Adler", Band 4, Nummer 203 (1897), Seite 237-239 (hier Seite 238); Klose, Wolfgang: Frühe Stammbücher (Alba amicorum). Stammbuch Hans Gal (1585-1598), in: Librarium. Zeitschrift der schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft, Band 26, Heft 3 (1983), Seite 150-164 (hier Seite 157-159); [ohne Autor]: Fortsetzung des Verzeichnisses hervorragender Gelehrten, Schriftsteller hohen u. niederen Adels, aus Stammbüchern der Großherzogl. Bibliothek zu Weimar, in: Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde, 12. Jahrgang (1904), Seite 157-240 (hier Seite 199); Radway, Robyn Dora: Caspar von Abschatz's Album Amicorum: Collecting (in) the Ottoman World, in: Manuscript Albums and their Cultural Contexts. Collectors, Objects, and Practices, Berlin/ Boston 2024, Seite 63-124 (hier Seite 69, 114).]Fayburg, Johannes Gallus von [Dokumentiert], Wind, Samuel de (1742-1803) [Vorbesitzer], Neidhardt, Fritz (1925-2007) [Vorbesitzer]
Literaturhinweise: [Hildebrandt, Adolf Matthias]: Ein Stammbuch aus dem 16. Jahrhundert, in: Der Deutsche Herold. [...], Band 36, Nummer 12 (1905), Seite 229-230; Verkaufskatalog J. Halle, München: [...] Katalog 38, München 1907, Seite 296-297, Nummer 2264; Auktionskatalog Hartung & Karl, München: [...]. Auktion 3, 28. Mai 1973, München 1973, Seite 20-21, Losnummer 11; Klose, Wolfgang: Frühe Stammbücher (Alba amicorum). Stammbuch Hans Gal (1585-1598), in: Librarium. Zeitschrift der schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft, Band 26, Heft 3 (1983), Seite 150-164 (hier Seite 153-163); Klose, Wolfgang: Corpus Album Amicorum. CAAC. [...], Stuttgart 1988, Seite 127; Auktionskatalog Hartung & Hartung, München: [...], Auktion 119, 5.-6. Mai 2008, München 2008, Losnummer 28; Radway, Robyn Dora: Portraits of Empires. Habsburg Albums from the German House in Ottoman Constantinople, Bloomington, Indiana, 2023, Seite 39, 45, 58, 86-88; Grießmayr, Ulrike: Farbenfroh und glanzvoll. Buntpapiere aus den Beständen der Staatsbibliothek Bamberg, Bamberg 2023, Seite 46-49, Katalognummer 10.
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:22-msc.add.2103-1 (Digitalisat) https://gateway-bayern.de/BV045485802 (Bayerischer Verbundkatalog) https://www.zotero.org/groups/4950475/staatsbibliothek_bamberg/collections/FDJBMRYT (Forschungsdokumentation) https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1823473 (1582, Fayg, Gallus, Adelsstand, Wappenbesserung) https://archive.org/details/monatsblattdesh01adlgoog/page/n248/mode/2up (1585, Testament der Eltern) https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/image/1553875761/118/LOG_0014/ (1587, Stammbucheintrag im Stammbuch des Paul Baumgartner, Blatt 150r [urn:nbn:de:gbv:32-1-10000886423]) https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/HANSh4370/page/497 (1588, Stammbucheintrag im Stammbuch des Caspar von Abschatz, Seite 549)
Bemerkung: Hanß Galln vom Anhaŭsen (Blatt 62r); Hannß Gall F[aig] (73r); Joanni Gall (74v); Hanns Gallenn Von Anhaȗssen (75v); Hansen Gall (77v); Joanni Galo[?] Faӱg ab Anhausen (82v); Hannß Gall vonn Faӱbȗrg (Blatt 91v); Hannß Gall [f...] (108v); Hanß gal (115v) - weitere online verfügbare Informationen und Literatur: https://archive.org/details/derdeutscheherol3536unse/page/228/mode/2up (Aufsatz von Hildebrandt, 1905) https://doi.org/10.11588/diglit.57137#0326 (Verkaufskatalog J. Halle, München, 1907) https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=lib-006:1983:26::282 (Aufsatz von Klose, 1983) https://www.antiquariat-neidhardt.de/ueber-uns/ (Fritz Neidhardt, Vorbesitzer bis 2007) http://www.hartung-hartung.de/DB_Objekte_Details.aspx?N=126920 (Auktionskatalog Hartung & Hartung, München, 2008) https://www.academia.edu/38653173/Türkische_Papiere_in_europäischen_Stammbüchern_des_16_Jahrhunderts_Mit_zwei_Beispielen_aus_der_Württembergischen_Landesbibliothek_Stammbuch_Georg_Ringler_und_Stammbuch_Johannes_Weckherlin (Aufsatz von Sönmez, 2016)
Illustrationen: zahlreiche Wappenminiaturen, bei Sterbevermerken teilweise aufgebahrte Särge, diese gelegentlich mit Kerzen und Totenschädeln; auf Blatt 86r Miniatur eines Dogen von Venedig in Amtstracht aus langem, beigem Gewand mit Hermelinfutter sowie einem Hermelinumhang und der typischen roten Kopfbedeckung (dem Corno Ducale), auf Blatt 111r zusätzlich zur Wappenminiatur ein Fähnrich in Wams, Koller und Kniebundhose mit breiter Halskrause, Degen und Dolch; zahlreiche Buntpapiere und Silhouettenpapiere. Material: unter den 117 Papierblättern sind 33 türkische Silhouettenpapiere, 33 Marmorpapiere, davon 19 einseitig und 14 zweiseitig marmorierte Buntpapiere, 23 Sprenkelpapiere auf rotem, blauem und gelbem Hintergrund. Einbandbeschreibung: Dunkelroter Schafslederband mit Gold- und Blindpressung, Supralibros in Form eines Granatapfels, vermutlich von 1802.
Erwerbungsgeschichte: Provenienz: Samuel de Wind, Middelburg, 1802. - Adolf Matthias Hildebrandt oder Verein Herold, Berlin, um 1905. - Antiquariat J. Halle, München, 1907. - Antiquariat Hartung & Karl, München, 1973. - Fritz Neidhardt, Stuttgart, wohl 1973-2007. - Antiquariat Hartung & Hartung, München, 2008.
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Stammbücher und Stammbuchblätter der Staatsbibliothek Bamberg
[2008/636 (Akquisitionsnummer)]
DE-611-HS-4205686, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4205686
Erfassung: 18. April 2024 ; Modifikation: 27. März 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T19:13:23+01:00