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Brief von Paul Heyse an UnbekanntUniversitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität)Autographensammlung

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Brief von Paul Heyse an UnbekanntUniversitätsbibliothek (Berlin, Humboldt-Universität) ; Autographensammlung


Heyse, Paul (1830-1914) [Verfasser],Unbekannt [Adressat]

Gries, 27.03.1899. - 4 S., 8°, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: An einen "lieben Freund", mit der ausführlichen Beurteilung einer Komödie von Gustav Renner (1866-1945). Er teilt mit, daß "ich selbst in meinem Schauspiel 'Weltuntergang' mich mit dem Problem beschäftigt habe, welchen Eindruck die Erwartung des jüngsten Tages auf die Menschen im Guten und Bösen machen würde. In der Ausführung berühren sich die beiden Stücke fast nirgend. Meine Haupthandlung drehte sich um den Gegensatz der Confessionen, weßhalb außer in Berlin und Weimar, die größeren Bühnen Dresden, Wien und München an eine Aufführung nicht denken konnten. Leider wird das Renner'sche Stück aus anderm Grunde dem Theater fern bleiben. Es ist, wie bei einem dramatischen Erstlingswerk begreiflich, unbehülflich in der Composition, die nicht genug dafür gesorgt hat, daß die Hauptfiguren im Vordergrunde stehe, und doch keinen Raum gelassen hat, auch die Nebenfiguren uns nahe zu bringen. Die an sich recht hübsche Intrigue des Wunderdoctors sollte von vorn herein dem Zuschauer enthüllt werden. Schon im zweiten Akt müsste auch seine Liebste eingeweiht werden. Dazwischen steht die große, sehr eindrucksvolle Partie der Bekehrung des Schlemmerhans, die jedoch in das Lustspiel einen so erschütternden Hang hineinbringt, daß die Einheit des Stückes gefährdet wird.Mögen aber diese und andere Mängel der Bühnenwirkung im Wege stehen, erfreulich als Talentprobe ist jedenfalls zunächst der Griff des Stoffes selbst, dann die populäre Frische in der Zeichnung der Charaktere, und endlich die sehr glückliche Lebendigkeit des Dialogs, voller Volkswitz, Mannichfaltigkeit des Tons und geschickter Behandlung des Verses - nur hie und da in einer gewissen Manier des Abbrechens der Sätze ausartend, die leicht zu vermeiden wäre, ohne die Unmittelbarkeit des Gesprächs zu schädigen. Wäre von einer Aufführung die Rede, so würde der Dichter freilich den Rothstift stark zu bemühen haben, die vielen Längen u. Wiederholungen zu tilgen. Das aber wäre leicht gethan, wenn nur die einzelnen Episoden gegen die Haupthandlung entschiedener zurückgedrängt und die Steigerung des Interesses sorgfältiger beachtet worden wäre. Wie die Arbeit jetzt vorliegt, scheint mir der Poet darin sich vortheilhafter zu zeigen als der Dramatiker." [Heyse lag mit seinem Urteil richtig: Keines der Bühnenwerke Renners erreichte den Erfolg, den seine verschiedenen Gedichtbände erzielten. Das hier analysierte dramatische Erstlingswerk findet sich nicht in Renners Werkverzeichnissen.]

Renner, Gustav (1866-1945) [[Genannt] [nicht dokumentiert]]

Ausreifungsgrad: eigenhändiger Brief mit Unterschrift 

Erwerbungsgeschichte:Provenienz:J. A. Stargardt - Autographenhandlung, Berlin, Auktion 08.04.2025, Katalog 713, Nr. 127 Erwerbung:2025

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Autographensammlung

[2025.003 (Inventarnummer)]

DE-611-HS-4278181, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4278181

Erfassung: 6. Juni 2025 ; Modifikation: 6. Juni 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-06-07T00:17:21+01:00