Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff  Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 381

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Berlin, 05.03.1872. - 8 Seiten, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe:   (MB plant Pressekampagne für Hermione)  Gratuliert zum Konzert gestern.  „Nun ein paar Worte in Bezug auf Hermione, und auf alles, was drum und dran hängt. Ich habe in diesen Tagen darüber nachgedacht, wie ich zur Presse stehe, und bin zu dem Resultat gekommen, daß die Oper von den meisten Eseln und Ureseln und Lumpenkerlen dieser Sorte* nichts Gutes zu erwarten hat. Weil es sich aber in diesem Falle um mehr handelt als um das einzelne Werk, weil es sich jetzt u. in den nächsten 10 Jahren mehr denn je um die Frage handeln wird: soll die Musik wieder die ihr gebührende Stelle in der Oper einnehmen, als organische Kunst, oder nicht? – Etc. etc. (Vieles gehört noch hierher, was Du ebenso gut weißt, wie ich) – also weil es sich um wichtige Principien handelt, die ich in diesem Werk vertrete u. in allen späteren derartigen in immer größerer Reinheit zu vertreten hoffe, - so glaube ich wirklich, daß man sich auch in der Presse schon jetzt einiger Unterstützung versichern muß. Aide toi et dieu t’aidera! Ich habe nie für solche Unterstützung früher gesorgt, aber diesmal, und da es sich um Theatersachen handelt, und bei der ungeheuren Publicität der Theater-Angelegenheiten, halte ich es nicht allein für erlaubt, sondern für nötig, daß das Rechte so oft wie möglich öffentlich gesagt wird. Andererseits wird’s auch an Gekläffe nicht fehlen! - Vorläufig habe ich nun folgende Maßregeln getroffen (Du sollst hinter die Coulissen sehen!) 1. wird Reg. Präsident Bitter zur Schleswig kommen u. schreiben (der ... ) ich habe ihn selbst eingeladen u. er selbst hat es angeboten! 2. J. Rodenberg wird an die Köln. Ztg, d. Allgemeine (Augsb.) u. an Wiener Zeitungen berichten. 3. Marchesi nach England. 4. Einiger großen Holländischen Blättern bin ich durch meine Amsterdamer Verbindungen sicher. 5. Joachim könnte doch wohl etwas Vernünftiges in der Chrysander’schen Zeitung veranlassen. Sie ist, wie man sagt, sehr langweilig, aber anständig. 6. Wenn Bitter’s Aufsatz gut ausfällt, ich meine lesbar, objectiv belebt, mit hinreichender Betreuung der großen Gesichtspuncte (nicht alle des speciellen vorliegenden Falls) so wird es leicht sein, die Aufnahme in die Köln. u. vielleicht sogar in die National-Zeitung zu veranlassen. -  Dich, Theuerster, wollte ich nun Folgendes fragen: 1. Weißt Du in unsern Kreisen irgend Jemanden, der in einem längeren, ganz objectiven Aufsatz nachempfinden könnte, was ich in Hermione gewollt habe, und wollen werde, später? 2. Wäre allenfalls Janitzsch im Stande, etwas Gutes zu leisten? Verdorbene Musiker mit übrigens tüchtiger Bildung, ehrenhafter Gesinnung und nicht erstorbener Begeisterung für gute Kunst, sind oft gerade die rechten für so etwas. 3. Würdest Du die Redaction des „Pionier“ – die Dir doch einigen Dank schuldet - für die Aufnahme eines solchen Artikels, oder mehrerer, gewinnen können? Das scheint mir nicht unwichtig, u. bei der schönen Tendenz des Blattes sollte man denken, die Redaction würde sich unsern Wünschen geneigt zeigen. – Graff u. Janitzsch sind ja in der Nähe; würden nicht beide zusammen etwas Gutes bauen können?! Bitte überlege allesm inspicire allen möglichen Succurs, u. sage mir bald, was Du denkst. Diesen Bf. Gieb unter keiner Bedingung aus der Hand, u. sieh dir Alles als höchst confidentielle Mittheilung an.

Bemerkung:   Max Bruch 

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4308224, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4308224

Erfassung: 10. Dezember 2025 ; Modifikation: 10. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-10T15:46:00+01:00

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