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Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln Max-Bruch-Archiv Signatur: Br. Korr. 154, 385
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Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv
Signatur: Br. Korr. 154, 385
Bruch, Max (1838-1920) [Verfasser], Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]
Koblenz, 15.01.1870. - 6 Seiten, Deutsch. - Brief
Inhaltsangabe: Glückwünsche zum Geburtstag; „Heute endlich auch eine lang verschobene Anfrage: Du hast in Sondersh. den jungen Geiger Richard Himmelstoß kennen gelernt – vielleicht erinnerst Du Dich seiner noch. Der hat ein ganz außerordentliches Geigentalent, hat aber den dummen Streich gemacht, sich schon im 23. Jahr zu / (Cöln, Freitag 21. Januar) / verheirathen, ist nun bereist glücklicher Vater von 2 Töchtern, denen sich wohl ehestens ein Sohn anschließen wird – man darf also sagen, mit der Frau sind es 4 Bleigewichte, die ihm weitesten beide Füße hemmen und in Sond. zurückhalten. Dazu den 275 Thlr Gehalt, in unermeßlicher, nebelhafter Form die Aussicht auf den Kammermusikus-Titel und 400 Thlr. Gehalt. Die vielfachen Beziehungen, die ich zur Welt habe, scheinen auch ihn aus der dumpfen Apathie und Hoffnungslosigkeit, in die er schon zu versinken drohte, aufgerüttelt zu haben, - um so mehr mußte er das Drückende und Aussichtslose seines jetzigen Zustandes empfinden. Da habe ich mich endlich gefragt, ob nicht jetzt noch zu helfen sei – ob ein braver, tüchtiger, für sein Instrument ungewöhnlich begabter Mensch, bloß wegen des Mangels einiger lumpiger 100 Thlr zu langsamem Hinsiechen in der Stille verdammt sein solle, – und habe gefunden, daß man ihm helfen kann und helfen muß. Spitta und ich wollen etwas thun, H[...], Landau (Coblenz), Lumpp – Freunde, deren Edelsinn ich kenne – werden gerne beisteuern, und so hoffe ich, 250-300 Thlr zusammenzubringen. Damit soll er nach Berlin zu Joachim gehen; er gehört gerade in die Kategorie von bereits vorgeübten jungen Musikern, deren periodisches Eintritt in das Institut ausdrücklich vorgesehen ist. Es ist da die Rede von Musikern, die den Unterricht ein halbes Jahr genießen wollen. Nun kann ich aber Himmelstoß beim allerbesten Willen nicht füglich ein halbes Jahr hintereinander beurlauben, da er sein Dienstverhältnis nicht aufgeben kann u. darf; aber zweimal 1 Vierteljahr kann ich ihm den Urlaub auswirken. Also zuerst: April, Mai, Juni d. J., dann wieder Oct., Novb., Decb. Geht das? Wird Joachim damit einverstanden sein? Ich denke doch wohl. Dann noch eines. Wäre es möglich, daß ihm in Berücksichtigung seiner Mittellosigkeit auch die 50 Thlr erlassen würden? Sehr talentvoll wird er sich sogleich erweisen - ... vielleicht läßt es sich machen. Ich wollte Dich nun bitten, Lieber, mit Joachim (der ihn vielleicht von Hannover her vielleicht noch auf ihn besinnt) darüber zu sprechen, und mir baldigst Nachricht zu geben (hierher). Was Du in seinem Interesse thun kannst, thue ja. Er ist sehr tüchtig, und darf nicht verkümmern. Er macht eigentlich Alles, aber nichts ganz vollkommen. Ein halbes Jahr bei Joachim, und dann die Luft der großen Öffentlichkeit werden ihm schon den nöthigen Schliff geben. Ich komme noch nicht. H]...] ist noch zurück, und das häusliche Behagen bei meiner Schwester ist mir zu werthvoll, als daß ich es unnöthig schon jetzt wieder aufgeben sollte. Ich arbeite en attendant, und lebe sehr angenehm theils hier, theils auf Tage mit auswärtigen Freunden. Das Quartier kann warten. Es läuft nicht fort, und meinetwegen bezahle ich umsonst die erste Monatsmiethe. [Grüße...] Stern bringt „des Beethoven-Jahr wegen“ die Messensätze diesen Winter noch nicht, auch nicht die Sinfonie! Lauter hübsche Neuigkeiten!Himmelstoss, Richard [Erwähnt], Spitta, Philipp (1841-1894) [Erwähnt], Joachim, Joseph (1831-1907) [Erwähnt], Stern, Julius (1820-1883) [vermutlich] [Erwähnt]
Königliche Akademische Hochschule für Musik (1869-1902) [Behandelt]
Bemerkung: Max Bruch Richard Himmelstoß (1843-1938), Violinist und Konzertmeister. Stipendium für ein Studium von 1863 bis 1864 bei Joseph Joachim in Hannover. Danach nahm Himmelstoß wieder seine Stellung als Kammermusiker in Sondershausen auf. 1867 übernahm Max Bruch das Kapellmeisteramt in Sondershausen. Im Frühjahr 1870 veranlasste Max Bruch Richard Himmelstoß, zu Studien auf die Hochschule für Musik in Berlin zu gehen. Hier wurde er ein zweites Mal Joseph Joachims Schüler. Dieser entließ ihn nach neun Monaten mit dem Zeugnis der Reife.
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz
DE-611-HS-4308359, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4308359
Erfassung: 11. Dezember 2025 ; Modifikation: 11. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-11T09:48:44+01:00
