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Brief von Mathilde Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut KölnMax-Bruch-ArchivSignatur: Br. Korr. 154, 439

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Brief von Mathilde Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 439


Bruch, Mathilde [Verfasser],Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]

Bonn, 12.10.1874. - 8 Seiten, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Wiederherstellung der Freundschaft Mathilde-Rudorff, über das eigene sich ändernde Verhältnis zu MB und seine schwierige, suchende Phase, Details zur Aussöhnung MB mit Spitta. Transkription:Lieber Herr Rudorff! Am liebsten hätte ich gleich auf Ihren Brief geantwortet, doch war ich etwas närrisch vor Freude darüber und wollte gern erst wieder vernünftig werden. Ich hatte schmerzlich auf irgend ein Zeichen aus Lichterfelde geharret, weil ich doch besorgte, zu viel gesagt zu haben und mir nun in Gedanken nur ein finsteres mir abgewandtes Antlitz vorstellen mußte; daß aber nun gerade das erschien, was ich mir am meisten gewünscht und doch nicht recht zu hoffen gewagt hatte, in Brief von Ihnen selbst und so treu und freundschaftlich wie in alten Zeiten, das rief so viel Freude in mir hervor, daß ich vorerst am liebsten gar nichts unternahm sondern mich nur freute. Haben Sie reichsten Dank, Daß Sie selbst das erklärende Wort geschrieben, u. so freundlich und mild erklärend, und daß Sie auch meine so flüchtige Generalbeichte gelten lassen und Absolution erteilen; wie sollte ich da nicht von ganzem Herzen mein Siegel unter den Friedensschluß setzen!Ein Wort, das einst geschrieben, liegt mir im Sinn; es hat mich manchmal traurig gemacht im Zurückdenken und macht mich nun wieder froh: Einen unverlierbaren Besitz nannten Sie nicht nur Maxens Freundschaft, sondern auch die Meinige. Was Sie in bezug auf meine Zusammengehörigkeit mit Max sagen, hat manche Gedanken in mir aufgeregt. Wie ist man sich doch so fern gerückt und keiner weiß mehr etwas Rechtes vom Andern! Wohl ist meine Liebe zu dem Bruder immer die alte, auch zweifle ich nicht an ihm in diesem Punkte, allein schon längst hat er mir nicht mehr das alter Vertrauen geschenkt und dem entsprechend ist auch mein Einfluß auf ihn geschwunden. Ich habe manchmal auch darunter gelitten, sehe aber jetzt Alles ruhiger an weil ich fest überzeugt bin, daß sich das wiederherstellen wird, und auch weil die Sorge um Max bei mir sowohl als bei den vielen wahren Freunden, die er neben den falschen glücklicherweise besitzt, jedes andere Gefühl verdrängen muß. Er ist seit längerer Zeit in einem krampfhaftem Suchen nach einer festeren inneren und äußeren Gestaltung seines Lebens begriffen, ist dabei mit sich selbst uneinig u. fühlt sich unglücklich in einem Grade, daß seine Gemüthsruhe und damit auch die Fähigkeit zu schaffen sehr ernstlich gefährdet werden. Jetzt endlich scheint eine Arbeit (mit Graff) zu Stande zu kommen, doch habe ich kaum den Muth so recht daran zu glauben. Wenn Sie vielleicht jetzt gerade, wo Sie wohl darauf rechnen könnten, dennoch wenig von Max hören, so ist es durch alles dies erklärt; er ist so leidenschaftlich in sich selbst eingesponnen, daß alles Andere, was nicht in ganz direkter Verbindung steht mit den ihn beherrschenden Ideen, nur ... auf ihn wirkt. Daß er sich gedrungen fühlte an Sie zu schreiben, an Spitta, schien mir eigentlich ein gutes Zeichen zu sein; hoffentlich habe ich mich nicht getäuscht. Die Aussöhnung mit Spitta ist wirklich von ihm ausgegangen; nächste Veranlassung dazu war wohl ein Zusammentreffen mit Volkland in der Schweiz. Spitta hat aber bereitwilligst die dargebotene Hand ergriffen und einen Theil der Schuld auch auf sich genommen. Ich freute mich so sehr über diese Aussöhnung und freue mich nun noch mehr darüber, weil diese guten Gedanken nun an andere noch bessere und mir noch werhvollere anklingen. Seine Sie mit Ihrer lieben verehrten Mutter von Herzen gegrüßt in wiedergeborener Freundschaft! (Den Ausdruck hat aber Spitta erfunden.) Ihre ganz getreue Mathilde Bruch

Bemerkung: Mathilde Bruch

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4309138, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4309138

Erfassung: 15. Dezember 2025 ; Modifikation: 15. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-15T10:07:32+01:00