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Brief von Max Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut KölnMax-Bruch-ArchivSignatur: Br. Korr. 154, 441

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Brief von Max Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 441


Bruch, Max (1838-1920) [Verfasser],Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]

Bonn, 05.03.1876. - 6 Seiten, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: ER Verlobung – Überschwänglich-humorvolle GratulationTranskription:Mein lieber Freund, Nimm meinen und meiner Schwester herzlichsten Glückwunsch zu Deiner Verlobung. Ich zweifle keinen Augenblickdaran, daß Dein guter Genius Dich das Rechte (oder die Rechte) hat finden lassen. Nun wird für Dich ein neues Leben, ein reiches Liebesleben erblühen, und ich bin sicher, daß Dir schon jetzt Dein früherer Zustand unbegreiflich erscheinen wird! Deine liebe Braut trägt einen illustren Namen; wenn etwas von dem Geist ihres herrlichen, von ganz Deutschland verehrten Vaters auf sie übergegangen ist, woran ich nicht zweifle – und echte Weiblichkeit sich dazu gesellt, (wovon ich ebenfalls a priori überzeugt bin) so wirst Du Mühe haben, Dein Glück zu tragen! Die Engel im Himmel tanzen in vergnügen, daß Du, der bereits zu den halb Aufgegebenen gehörte, nun doch noch das sanfte Joch der Ehe auf Dich nimmst. Denn über einen Sünder, der – nach 36-37 Jahren heirathet, ist jedenfalls im Himmel oder in Walhalla mehr Freude als über 99 „Gerechte“, die im „normalen“ Alter heirathen und in unserm Alter bereits ein halb Dutzend Kinder haben.Die Wirkungen der freudigen Nachricht im Rheinland waren verschiedenartig. Als ich Freitag Abend von B. Gladbach nach Cöln fuhr, bemerkte ich schon von Ferne einen hellen Schein über Cöln; als ich näher kam, erkannte ich, daß alle Bach-Vereine glänzend illuminirt hatten. Schildergasse 26 war wie in Ohnmacht gefallen; auch waren, unsicherem Vernehmen zufolge an demselben Abend noch mehrere Krampfanfälle vorgekommen. In Bonn angekommen, erschrak ich über einen Leichenzug, der mir in der Nähe des Bahnhofs begegnete; eine Dame, A. E., habe sich mit Cyankali vergiftet, hieß es – ich kann es aber nicht glauben. Kaum hatte ich mich von diesem Schrecken erholt, und wandelte die Coblenzer Straße entlang, so fiel dicht vor mir, in der Nähe von Arndt’s Garten, etwas Weiches nieder, wie aus dem 3. Stock eines Hauses geworfen; als ich näher zusah, war es eine gute Bekannte, Frl. A. B.. Obgleich sie sich nicht weh gethan hatte, war ich doch von all diesen seltsamen und schrecklichen Vorfällen so erschüttert, daß ich nur noch die Kraft hatte, nach meiner Wohnung zu wandern, und mit dumpfen Hirn dem erlebten weiter nachzudenken! – Verzeih allen Unsinn, mein Bester; ich bin so vergnügt, wenn ich an Dich und Dein lange ersehntes großes Glück denke, daß ich nothwendig ein bißchen Unsinn machen muß! - Welch eine Freude auch für Deine l. Mutter! – Willst Du nicht ein Signalement Deiner Braut in die Kölner Ztg. einrücken lassen, zu Nutz und Frommen Deiner vielen Rheinischen Freunde und Bekannten? Man wüßte dann doch, ob sie braune oder blaue Augen etc. hat – was man ohne das schwerlich von Dir erfahren wird!Weiteres melde ich heute nicht, da Du jetzt unmöglich für Anderes, als Liebe, Sinn haben kannst. Nochmals tausend Glückwünsche! Herzlichst Dein tr. M. Bruch

Bruch, Mathilde [Erwähnt],Rudorff, Gertrud [Behandelt]

Bemerkung: Max Bruch

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4309154, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4309154

Erfassung: 15. Dezember 2025 ; Modifikation: 15. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-15T10:20:25+01:00