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Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln Max-Bruch-Archiv Signatur: Br. Korr. 154, 444
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Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv
Signatur: Br. Korr. 154, 444
Bruch, Max (1838-1920) [Verfasser], Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]
Bergisch Gladbach, 09.01.1877. - 8 Seiten, Deutsch. - Brief
Inhaltsangabe: Transkription: Lieber Freund, Herzlichst dankend für Deine Glückwünsche (die ich schon jetzt Hinblick auf Deinen bevorstehenden Geburtstag freundschaftlichst erwidere) und für Deinen Bf., theile ich Dir gleichzeitig mit, daß die Sache, wegen der Du mich interpellirst, zunächst die Weiber angeht; aber doch nicht ganz allein diese. Mich alles Generalisicans enthaltend, melde ich Dir so präcise wie möglich, was des Pudels Kern ist. Als meine Schwester im April d. J. nach Düsseld. kam und mit ihrer Freundin V. Waldm. Vieles besprach, warnte diese (also eine ganz unverdächtige und zuverlässige Zeugin, bei der von Zwischenträgerei im gewöhnlichen Sinn gar nicht die Rede sein kann) Mathilde vor der schrankenlosen midisana der Anna Ernsts, und theilte derselben u.A. Folgendes mit: Nachdem soeben das trübe Gewölk wegen der Barmer Geschichte (an der ich factisch so unschuldig war, wie ein Kalb) durch gesunde Windstöße zerstreut war (Frühjahr 1875) und Du dabei bei uns in Friede und Freude und Eintracht gegessen hattest, bist Du nach Düsseldorf gekommen, und hast, nach dem übereinstimmenden Zeugnis Deiner Schwägerin oder Cousine Rudorff und der V. Waldmann Folgendes gesagt: Ich war so glücklich über das völlig wiederhergestellte Verhältnis zu Bruch u. seiner Schwester; leider sagte mir aber unmittelbar, nachdem ich dort zu Tisch gewesen war, Frl. Ernsts so viel Nachtheiliges über Bruch’s, daß ich war wie mit kaltem Wasser übergossen.“ Die letzten Worte waren der Verstorbenen sehr genau im Gedächtnis geblieben; / wenn Du auch solche Dinge stets vergißt / und wenn man einen solchen Ausdruck gebraucht, so muß dann doch eine recht consistente und tüchtige Verleumdung vorhergegangen sein. – Das erzählte mir Math. Anfangs Mai; und da sie gleichzeitig von der sehr zuverlässigen und neuen Freundin Frau Wittgenstein in Bonn erfuhr, daß auch dort Frl. Ernsts fortwährend gegen sie gearbeitet habe, so machte ich der Sache ein Ende; wir brachen den Verkehr mit dem klatschsüchtigen Frauenzimmer gänzlich ab, und wollen nichts mehr mit ihr zu thun haben. Sie hat den Versuch gemacht, mir einen eben erst wiedergewonnenen Freund, nämlich Dich, unmittelbar nach stattgefundener Verständigung, wieder abspenstig zu machen; ich finde das tout simplement – gemein. Ob und inwiefern Du sie damals gebührend zurechtgewiesen hast, weiß ich nicht; hoffe aber, daß es geschehen ist; Du wirst hoffentlich nie glauben, was Dir so ein Frauenzimmer über mich oder Math. in die Ohren hängt. – Das Alt. Jungfernthum äußert bei ihr, wie bei Frl. Böcking, bedenkliche Wirkungen; beide Damen können dreist auf die große goldene Medaille für Klatsch (erfolgreichen?) Anspruch machen. Das Beste an der A. E. war doch immer, daß sie nicht ganz unempfindlich gegen Deine Vorzüge war; haha, hihi, lala ... etc. Der JHW JHW aber sei gelobt, der Dir diesen Sinnentönen (fis-Dur) gegenüber die nöthige Festigkeit verliehen und Dir spät, aber nicht zu spät ein liebliches und beglückendes Weibchen geschenkt hat. Mit Elias singe ich nun bald: Und ich bin allein übrig geblieben! – Zwischen unendlicher Arbeit am Feuerkreuz (welches in 4 Wochen fertig ist und noch vor dem Arminius kommt) und vielen Reisen so viel Papier an Frl. A. E. zu verschwenden – an die ich sonst nicht denke – ist eigentlich eine Schande. Es ist aber nicht ihretwegen, sondern Deinetwegen, daß ich schreibe, und ich freue mich, daß dieser kräftige Reiz Dir 4 und mir 8 Seiten entrissen hat. Daß Du schreiben sollst, kann man gar nicht verlangen,; denn wenn Einer seit einem halben Jahr glücklich verheirathet ist, so müssen die Freunde vorläufig das Maul halten, und nichts für sich verlangen. Und ich, mein Gott, ich habe eine Part. von 600 S. zu schreiben, und reise dazwischen so viel, kann meine Correspondenz gar nicht mehr bewältigen; also auch ich müßte besser sein als ich bin, wenn ich viel u. ausführlich schriebe! – Hoffentlich sieht man sich einmal wieder. Aber wann und wo? – Willst Du mir schreiben, so adressire bitte nach Zürich, Capellmeister Hegar; ich dirigire dort am 21. den Armin; reise aber schon am 14. d. ab. – Deine Lieder enthalten viel Reizvolles; im Uebrigen bin ich mit Deinem Schaffen so wenig au fait, wie Du mit dem Meinigen. Herzl. Gruß Dir und den Deinigen Dein tr. Max.Waldmann, Virginie [Erwähnt], Bruch, Mathilde [Erwähnt], Ernsts, Anna [Erwähnt], Hegar, Friedrich (1841-1927) [Erwähnt]
Bemerkung: Max Bruch Intrige der Anna Ernsts (siehe Briefe der Mathilde Bruch vom Dezember 1876)
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz
DE-611-HS-4309187, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4309187
Erfassung: 15. Dezember 2025 ; Modifikation: 15. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-15T11:21:22+01:00
