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Brief von Max Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut KölnMax-Bruch-ArchivSignatur: Br. Korr. 154, 452

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Brief von Max Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 452


Bruch, Max (1838-1920) [Verfasser],Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]

16.11.1891. - 4 Seiten, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Konzertkritik – Alte Musik unter ER – Ablehnung der Bach-Texte, ohne zu wissen, dass der Text von Luther ist. Transkription:Mein Lieber, Ich konnte Dir gestern leider nicht mehr die Hand drücken, weil ich vor dem Schlußchor der Bach’schen Cantate fortmußte – wir erwarteten Gäste. Alles gelang sehr schön, man hatte durchweg das Gefühl, daß die Leute sich schon sehr in den Geist dieser alten Meisterwerke hineingesungen hatten u. mit rechter Freudigkeit bei der Sache waren. Du´wirst wohl hierbei mehr künstlerische Freude empfinden, als früher manchmal im Stern’schen Verein! – Sie „Sonate“ war ganz hin reißend und überwältigend. Welche Macht und Pracht – und das staut und wogt immer so fort, wie das unendliche Weltmeer! Im Lotti haben mir die langsamen Sätze am besten gefallen, vor allem das „Et in terra pax“ und das herrliche „Qui tollis“. Die bach’sche Cantate ist ein unschätzbares Stück. Es ist mir ein bißchen zu viel E-moll, und dann solltest Du doch vielleicht bei einer wiederholten Vorführung einmal ernstlich überlegen, ob man nicht die ungeheuerliche Reimereien des Textes durch Besseres ersetzen könnte. Daß „ein Tod den andern frißt“, daß das rechte Opferlamm am Kreuz in heißer Lieb‘ gebraten wird (!!!) etc. das sind denn doch Geschmacklosigkeiten und Albernheiten, die heute geradezu unmöglich sind. Man weiß sich nicht vor Lachen zu halten, und darunter leidet momentan der Eindruck der herrlichen Musik. Man sieht aber wieder, wie groß das Genie des Mannes war, der durch die harte Schale dieser erbärmlichen Reimereien unfähiger Scribenten immer zum Geist der Sache durchdrang und Unvergängliches hinstellte. So lange ich denken kann, warne mir die Texte der meisten Bach’schen Cantaten ein Gräuel – denn sie gehören der schlimmsten Periode der deutschen Literatur an u. verderben zum Theil geradezu den Eindruck der wunderbaren Musik. Mit herzlichen Grüßen und der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen Dein getreuer M. Bruch.

Bemerkung: Max Bruch

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4309261, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4309261

Erfassung: 15. Dezember 2025 ; Modifikation: 15. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-15T12:07:48+01:00