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Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln Max-Bruch-Archiv Signatur: Br. Korr. 154, 453
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Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv
Signatur: Br. Korr. 154, 453
Bruch, Max (1838-1920) [Verfasser], Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]
19.11.1891. - 4 Seiten, Deutsch. - Brief
Inhaltsangabe: Zu seiner Konzertkritik vom 16.11. mit der Ablehnung des Bach-Textes zur Osterkantate BWV 4, der aber von Luther ist. Transkription: Mein Lieber, „Donnerwetter war mein erster Gedanke“ sagt der richtige Berliner, wenn erzählt, welchen Eindruck ihm etwas sehr Ueberraschendes gemacht hat. So hätte ich auch sagen mögen, als Du mir gestern sagtest und schriebst, daß der Choral von keinem Geringeren als Luther sei!! Da sieht man wieder einmal, wie sehr man sich irren kann, und wie vorsichtig man sein muß! Der Anfang imponirt mir zwar jetzt wie früher, die verschiedenen barbarischen Wendungen der folgenden Verse (wozu freilich auch der „rechte Osterfladen“ in letzter gehört!) erzeugte aber in mir die Vorstellung, dem ersten Vers aus dem 16. Jahrhundert hätten unfähige Zeitgenossen Bach’s 150 Jahre später schlechte Verse angehängt. Bei den späteren Versen dachte meine Seele nich an Luther! Auch Tante Leo dachte dabei an Picander oder Zeitgenossen desselben. Immerhin finde ich auch noch jetzt, daß Versus 2, 3, 4, 5, und 7 weit unter den anderen herrlichen Luther’schen Chorälen stehen, z.B. „vom Himmel hoch da komm ich her“ und „ Ein feste Burg „, welche sich doch eigentlich von solchen Rohheiten und Derbheiten ganz fern halten. – Trotzalledem habe ich mich blamirt, vergehe vor Scham, wie Münchhausen und sein pater peccavi! Sag’s nicht weiter, welch ein Esel ich war! – Tante Leo wollte natürlich hingehen und freute sich sehr darauf, wurde aber Tags zuvor leider unwohl. Ich dachte, sie habe Dir geschrieben; sie wollte es. Sie ist überhaupt neuerdings etwas schwerfällig und nicht mehr sehr fest auf den Füßen; das leidige Alter macht sich eben doch bemerklich, - wenn auch ihr Geist noch wie vor kraftvoll und jugendlich ist. Möchte es noch lange so bleiben! Es ist doch eine ganz famose Frau, und eine Musikerin, wie es sehr wenige giebt. – Alles Herzliche von Haus zu Haus, Dein a. M. Bruch.Leo, Augusta [Erwähnt]
Bemerkung: Max Bruch
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz
DE-611-HS-4309267, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4309267
Erfassung: 15. Dezember 2025 ; Modifikation: 15. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-15T12:11:41+01:00
