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Nachlass Ferdinand Nübell
Signatur: E Rep. 300-83
Nachlass Ferdinand Nübell
Nübell, Ferdinand (1882-1955) [Bestandsbildner]
1906-1930 [(1906, 1911) 1919 - 1930]. - 1 Akte. - Nachlass
Inhaltsangabe: 1. Biographie Ferdinand Nübell wurde am 10. Juli 1882 in Schwerte a. d. Ruhr geboren. Er besuchte ab Oktober 1892 die humanistischen Gymnasien in Brilon (Westfalen), Düsseldorf und Berlin. 1901 schloss er sein Abitur am Luisengymnasium zu Berlin ab und studierte zwei Semester Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule zu Charlottenburg. Im Oktober 1902 wechselte er zum Studium der Rechtswissenschaft und Nationalökonomie an die Berliner Universität. 1905 bestand er das Referendarsexamen beim Kammergericht und absolvierte von 1906 bis 1910 den Vorbereitungsdienst mit folgenden Stationen: Amtsgericht Spandau, Landgericht I Berlin, Staatsanwaltschaft Berlin, Amtsgericht Mitte, Rechtsanwaltschaft und Kammergericht (17. Civilsenat und 1. Senat). Nach Bestehen der großen Staatsprüfung 1910 ließ er sich als Rechtsanwalt bei dem Landgericht I Berlin nieder und promovierte an der Universität Halle. Während des 1. Weltkriegs sollte er vom August 1914 bis Anfang 1918 als Soldat dienen, wurde aber schon November 1914 als Beamtenstellvertreter im Kriegsministerium beschäftigt. Ab 1918 bis Herbst 1919 war er Dezernent im Range eines Regierungsrates beim Reichskommissar für Aus- und Einfuhr. Neben seiner Anwaltstätigkeit war er auch als Schriftsteller in der Fachpresse und der Tagespresse tätig. Er wurde ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift die "Weltbühne" und pflegte Freundschaften mit dem Herausgeber Siegfried Jakobsohn und den Mitarbeitern Kurt Tucholsky, Arno Voigt u.a. Im Herbst 1919 nahm er seine Praxis als Anwalt wieder auf. 1924 wurde er zum Notar ernannt. Er war Mitglied im Demokratischen Anwaltsklub, gehörte zum Kreis linksgerichteter Juristen um Justizrat Werthauer und war einer der Vorstandsmitglieder der Strafrechtlichen Vereinigung. Ferdinand Nübell gehörte damals zu den gesuchtesten Strafverteidigern der Reichshauptstadt und hat in der Mehrzahl der großen Prozesse der Nachkriegszeit als Verteidiger gewirkt. Hier wären u.a. zu nennen: Der Fall der Gebrüder Sklarek, Stadtschulrat Nydahl, der Fall Brolat und der Fall Oberbürgermeister Gustav Böß. Gegen einige der genannten Personen hatten die Nationalsozialisten aus rein polititschen Gründen Strafverfahren anhängig gemacht. Diese Tatsache und der Umstand, dass Nübell seit 1921 mit dem jüdischen Rechtsanwalt Martin Miodowski bekannt war und vielfach Juden, Kommunisten und Soziallisten, linksgerichtete Schriftsteller und Redakteure vertrat, führten dazu, dass er vom "Völkischen Beobachter" als Jude und Soziallist angegriffen wurde und aus dem Vorstand der Berliner Anwaltskammer ausscheiden musste. Im Mai 1933 trat er der NSDAP bei, um seine Zulassung als Rechtsanwalt und sein Amt als Notar nicht zu verlieren und um vor weiteren Verfolgungen verschont zu bleiben. Auch nach 1933 stellte er seine antifaschistische Tätigkeit nicht ein, sondern half den Gegnern der Partei. Er vertrat bis April 1945 zahlreiche Personen wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Angriffe gegen die Partei, Verunglimpfung führender Persönlichkeiten, Heimtücke, Zersetzung der Wehrkraft usw. als Verteidiger vor den Gerichten. Ferdinand Nübell wurde trotz seiner Parteimitgliedschaft nicht beim Volksgerichtshof als Verteidiger zugelassen. Eingesetzt hat er sich auch für Menschen in den Konzentrationslagern. Zu nennen wären u.a. der bekannte Prager Advokat Dr. Josef Schainer, der Kaufmann Karl Reuter, beide im Lager Buchenwald, sowie den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen und dessen Sekretär, Baron Cerinei, beide im Lager Dachau. Im Mai 1945 wurde er von der russischen Kommandantur in Werder/Havel zum Amtsrichter in Werder und zum Dezernenten für die Rechtspflege beim Magistrat Werder eingesetzt. Nach Beendigung seiner richterlichen Tätigkeit im Oktober 1945 wurde er auch von der Regierung der Mark Brandenburg wieder zur Rechtsanwaltschaft zugelassen und zum Notar bestellt. 1947 fand ein Entnazifizierungsverfahren bei dem Ausschuss zur Durchführung der Direktive Nr. 24 bei der Provinzialregierung Potsdam statt mit dem Ergebnis, dass er seine Zulassung erneut bestätigt bekam. Ferdinand Nübell starb am 7. Februar 1955. (Aus: B Rep. 068 Nr. 2091) 2. Bestandsbeschreibung Die Akte wurde im Mai 2006 vom Landesarchiv Berlin angekauft. Enthält: Plädoyer (Konzept) zum Strafprozess Sklarek.- Konzepte für Veröffentlichungen.- Zeitungsausschnittsammlung.- Zeitschrift "Der Automobilfahrer" Heft 1.Weitere Findmittel: Datenbankrecherche im Landesarchiv Berlin
DE-611-BF-128289