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Personenfond Hans Plonsker
Signatur: E Rep. 400-73 (Karten)
Personenfond Hans Plonsker
Plonsker, Hans (1925-2016) [Bestandsbildner]
1948-2008. - Archivbestand
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Inhaltsangabe: Hans Plonsker, geboren am 17. September 1925 in Bremen, war der älteste Sohn von Otto Plonsker und Martha, geb. Kievernagel. Sie hatten 1925 in Bremen, St. Johann, kirchlich geheiratet und stammten aus dem Rheinland. Martha Plonsker war katholischen und Otto Plonsker jüdischen Glaubens. Vor der Eheschließung konvertierte Otto Plonsker zum katholischen Glauben und war mit der Familie regelmäßiger Besucher des Gottesdienstes in St. Johann. Darüber hinaus trat er der Kolpingfamilie bei (eine Tradition, die Hans Plonsker später konsequent fortsetzte). Martha Plonsker brachte eine Tochter in die Ehe, die von Otto Plonsker adoptiert wurde. Ruth wurde nach den Nürnberger Rassengesetzen (1935) als "arisch" bezeichnet, die später geborenen sieben Kinder - Hans, Maria (sie starb bald nach ihrer Geburt), Waltraud, Edwin, Eva, Heinz und Ulrich - die zwischen 1925 und 1937 geboren wurden - galten als "Halbjuden". Sie erinnerten sich ihres Vaters als bescheidenen, gutmütigen Menschen, der als kaufmännischer Angestellter ein kleines Gehalt bezog. Als die Nationalsozialisten 1933 zur Macht kamen, musste er die Stelle aufgeben und durfte nur noch als Fuhrmann mit einem Pferdefuhrwerk zunächst für eine Wäscherei, dann für den Bäcker Hartke im Schnoor die Waren zu den Kunden bringen. Damit konnte er bis zu seiner Verhaftung im Februar 1945 ein bescheidenes Gehalt nach Hause bringen. Martha Plonsker erledigte die Geschäfte der Familie, da ihr Mann wegen seiner jüdischen Herkunft zu äußerster Zurückhaltung und zum Versteck, wenn es an der Tür läutete und zum Schweigen gezwungen war. So mussten auch die Kinder ihren Vater erleben. Wiederholt wurden die Eheleute einzeln oder gemeinsam zur Gestapo gerufen und unter Drohungen aufgefordert, sich scheiden zu lassen. Dem Ihrem engagierten und klugen Auftreten von Martha Plonsker war es zu verdanken, dass sich die Verhaftung ihres Ehemannes lange hinausschob. Schließlich wurde er am 14.2.1945 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach Kriegsende kehrte die Familie nach Bremen zurück, Otto Plonsker am 19.6.1945 aus Theresienstadt. Seine Mutter mit ihrer Schwester und sein Bruder mit Ehefrau waren in Konzentrationslagern ermordet worden. Otto Plonsker verfasste einen Bericht über seine Deportation und seine Haft in Theresienstadt, darüber sprechen konnte er nicht. Nach zwölfjähriger Verfolgung, Erniedrigung und Angst verließ er physisch und psychisch gebrochen Bremen. Einem Familienleben konnte er nicht mehr standhalten. 1994 starb Otto Plonsker in Köln und Martha starb 1981 mit 79 Jahren. Nach der Schulzeit absolvierte Hans Plonsker am 1. April 1939 bis 1942 eine Gärtnerlehre und war von 1942 bis 1943 Gärtnergehilfe in der Firma Scherrer. 1944 wechselte er zur Baumschule Eschweiler in Hildrup, musste aber als "Halbjude" von November 1944 bis zum April 1945 Zwangsarbeit im Arbeitslager Kassel leisten. Ein Eisenbahntransport sollte ihn, gemeinsam mit 400 anderen "halbjüdischen" Jugendlichen, von dort in das Ghetto Litzmannstadt bringen. Hans floh aus dem Lager, wurde von der Feldgendarmerie aufgegriffen, als Deserteur ins Gefängnis gesteckt und vor das SS-Standgericht in Braunschweig gebracht. Weil sich herausstellte, dass er nicht aus der Wehrmacht desertiert war, wurde er entlassen und einem Bombenräumkommando zugeteilt. Wieder gelang ihm die Flucht und so konnte er in Bremen die Befreiung erleben. Von Januar bis November 1946 holte Hans Plonsker den mittleren Reifeabschluß nach konnte angesichts der besonderen Förderbedingungen anschließend ohne Abitur ein Studium der Gartenkunst und Landschaftsgestaltung an der Humboldt-Universität Berlin im sowjetisch besetzten Sektor Berlins (u.a. bei Prof. Georg Pniower) beginnen bzw. im Sommer 1949 erfolgreich abschließen. Seine erste Anstellung fand er ab 1. November 1949 als Sachbearbeiter im Garten- und Friedhofsamt Charlottenburg (erste Aufgabe war dort der Wiederaufbau des Steinplatzes). Am 2. September 1949 heiratete er Margret, geb. Grüterich in Münster; aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Ab 1. Februar 1952 leitete er die Entwurfsabteilung des Amtes und wurde ab 1. April 1961 stellvertretender Amtsleiter unter Joachim Kaiser. Schwerpunkt seiner Arbeit war in dieser Zeit die Wiederherstellung des Schloßgartens Charlottenburg. Im März 1962 bewarb er sich erfolgreich auf die Amtsleiterstelle des Gartenamts Wedding. Schwerpunkte seiner Arbeit im Bezirk wurde die Neugestaltung des Leopoldplatzes, des Rathausplatzes sowie die Zuständigkeit für das Krematorium (als zentrales Krematorium der Bezirke in Berlin-West; heute Kunstzentrum Silent Green). Ab 15. Januar 1967 zieht Hans Plonsker samt Familie für die neue Anstellung als stellvertretender Leiter des Garten- und Friedhofsamtes nach Osnabrück (wohnhaft im Vorort Belm). Zwei Jahre später übernimmt er die Leiterstelle, wird Gartenoberbaurat und ab 1972 Baudirektor, bis er am 31. März 1988 pensioniert wird. Biografische Literatur und Quellen: http://www.chronik-horn-lehe.de/ Abruf 20.6.2018; Hans Plonsker: Grün ist meine Farbe - Erinnerungen, Belm 2008 (unveröff.) BESTAND Im Herbst 2017 bot der Sohn Teile des Nachlasses seines Vaters Hans Plonsker dem Landesarchiv Berlin zur Übernahme an. Im Januar 2018 gelangten dann ein Konvolut von Plankopien sowie später noch Fotos und die Kopie einer Autobiografie an das Landesarchiv Berlin, mit Wirkung vom 15.6.2018 auf der Grundlage eines beidseitig unterzeichneten Depositalvertrags (Zug. 8875). Der Bestand ist derzeit nur über Listen zugänglich.Weitere Findmittel: Datenbankrecherche im Landesarchiv Berlin
DE-611-BF-128373