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Bestand Büttner, Christian WilhelmGoethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung WeimarBestand Büttner, Christian Wilhelm

Bestand Büttner, Christian WilhelmGoethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung Weimar ; Bestand Büttner, Christian Wilhelm


15 Archivkästen

Einleitung: Anfang des Jahres 1781 kam Büttner mit dem Weimarischen Hof wegen des Verkaufs seiner Bibliothek an Herzog Karl August in Verbindung. Anlass, Initiative und Motive dieses Vorgangs sind bisher nicht im Einzelnen erhellt worden. Offenbar haben Auseinandersetzungen Büttners mit der Göttinger Universität und vor allem mit Gläubigern eine Rolle gespielt. Nach mündlichen Verhandlungen mit dem als Beauftragten nach Göttingen entsandten Jenaer Orientalisten Johann Gottfried Eichhorn kam eine vom Herzog am 16. Januar 1781 bestätigte Abmachung zustande. In ihr sagte Büttner zu, dass seine gesamte Bibliothek einschließlich aller Handschriften und aller "eigenhändige[n] Papiere, sie mögen Namen haben wie sie wollen", nach seinem Tode der Weimarer Bibliothek zufallen solle. Als Bezahlung hierfür sollte er - nach Katalogisierung und entsprechender Abschätzung - eine Summe von maximal 8.000 Reichstalern erhalten, die in jährlichen Raten von 300 Talern abzuzahlen war.Diese Abmachung bildete die Grundlage weiterer Vereinbarungen, die offenbar aber keine schriftliche Festlegung erfahren haben oder zumindest nicht überliefert sind. Während ursprünglich noch davon ausgegangen wurde, dass Büttner mit seiner Bibliothek bis zu seinem Tode in Göttingen verbleiben würde, müssen bereits wenig später abweichende Absprachen getroffen worden sein. Schon 1782 wurde die Bibliothek von Weimar aus abgeholt und (aus Raumgründen?) im Schloss in Jena eingelagert. Büttner, den Karl August im Juni 1783 zum weimarischen Hofrat ernannt hatte, siedelte ebenfalls nach Jena über. Goethe bezeichnet ihn in einem Brief an Charlotte von Stein "das alte lebendige Encyklopädische Dicktionair". Im Oktober 1801 starb Büttner in Jena.Bei der Eröffnung des Nachlasses ergab sich, dass Büttner seit der Übersiedlung nach Jena neben der seinerzeit katalogisierten und im Schloss geordnet aufgestellten Bibliothek neue große Büchermassen in seiner ebenfalls im Schloss befindlichen Wohnung und in angrenzenden Räumen angehäuft hatte. Über das Bild, das die Wohnräume des im Alter zunehmend sonderlich gewordenen greisen Gelehrten bei ihrer Eröffnung boten, gibt es anschauliche Schilderungen von Goethes Hand. In unserem Zusammenhang ist von Bedeutung, dass sich in diesen Räumen auch die oben genannten "eigenhändigen Papiere" befanden, unter denen im Wesentlichen der eigentliche schriftliche Nachlass im archivischen Sinne zu verstehen sein dürfte. Er wurde, zusammen mit den ungebunden vorgefundenen "rohen Büchern" sowie Landkarten, Kupferstichen und Sinica noch im Frühjahr 1802 nach Weimar gebracht, um hier - da in Jena der genügende Raum fehlte - von dem Bibliothekssekretär Vulpius in Ruhe gesichtet und geordnet zu werden. Während nun die übrigen Teile dieses Transports nach erfolgtem Ordnen und Einbinden wohl nach Jena zurückgingen, hier der Büttnerschen Bibliothek wieder zugeordnet und mit dieser schließlich nach 1817 in die Universitätsbibliothek eingegliedert wurden, blieb der schriftliche Nachlass offensichtlich in der Weimarer Bibliothek, wo noch im Jahre 1802 Klaproth, Bode und Hain Einsicht nahmen. Er wurde hier in die Handschriftenabteilung übernommen und ziemlich wahllos in Quart- und einige Folio-Kartons verpackt. Bis auf wenige verstreut eingeordnete Einzelstücke blieb der Bestand dabei als geschlossener Komplex zusammen. Bei der Herstellung des Bandkatalogs der Handschriftenabteilung hat Preller dann diese "Büttneriana" im Groben verzeichnet , wobei allerdings wegen des desolaten Überlieferungszustandes kaum eine brauchbare Information zustande kam. So ist es auch nicht verwunderlich, dass keine Benutzungen nachweisbar sind. Praktisch war der Bestand für eine wissenschaftliche Benutzung unzugänglich.Als im Jahre 1969 die Thüringische Landesbibliothek Weimar mit der Zentralbibliothek der deutschen Klassik vereinigt wurde, bot sich die Möglichkeit, im Rahmen der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar eine Bestandsabgrenzung mit dem Goethe- und Schiller-Archiv vorzunehmen. Aus der Handschriftenabteilung der ehemaligen Thüringischen Landesbibliothek wurden dabei alle handschriftlichen Nachlässe sowie die zu solchen gehörigen Handschriften in das Goethe- und Schiller-Archiv überführt. Zu den überführten Beständen gehörte auch der schriftliche Nachlass von Christian Wilhelm Büttner einschließlich der in der Bibliothek an verstreuten Stellen der Handschriftenabteilung eingeordneten Stücke. Er wurde hier archivarisch bearbeitet und damit erstmalig benutzbar gemacht.Die Hauptschwierigkeit bei dieser Bearbeitung war, dass der Bestand, der sich zum überwiegenden Teil aus Unterlagen zu Büttners Forschungen über vergleichende Sprachwissenschaft zusammensetzt, in völliger Unordnung überliefert war. Dieser Zustand war nicht nur durch den Gang der Überlieferung verursacht, sondern hatte wohl schon in der Arbeitsweise Büttners seine Ursache. Büttner hat sicher sein wissenschaftliches Arbeitsmaterial und seine sonstigen schriftlichen Unterlagen vollständig aufbewahrt - und nach Schilderungen über den vorgefundenen Zustand seiner Bibliothek dürfte er zu denjenigen Gelehrten gehört haben, die nur schwer etwas Schriftliches vernichten. Ebenso sicher ist aber anzunehmen, dass Büttners Form der "Archivbildung" von vornherein ohne Ordnungsansätze war; dies zeigen im vorliegenden Bestand z. B. die relativ häufigen Fälle, in denen er zu bestimmten Vorhaben immer neue Entwürfe begonnen hat, offenbar weil er die früheren vergessen hatte oder nicht mehr auffinden konnte. Aufgabe der archivischen Ordnung und Verzeichnung war es daher, die einzelnen Manuskripte, Ausarbeitungen und Aufzeichnungen zunächst einmal inhaltlich zu bestimmen und sie dann in einer systematischen Ordnung möglichst übersichtlich zu gliedern. Zu diesem Zweck mussten die weitgehend willkürlich zusammengestellten überlieferten Einheiten (Quart- und Folio-Kartons) zum überwiegenden Teil aufgelöst und die Manuskripte usw. völlig neu geordnet werden.In Anbetracht des vielfach fragmentarischen, unzusammenhängenden Charakters der überlieferten Arbeiten war das angestrebte Ziel insgesamt nur in Annäherung zu erreichen. Das gilt insbesondere für das Material zur vergleichenden Sprachwissenschaft, das sich in vielfacher Weise überschneidet. Als spezielle Gruppen konnten hier Unterlagen zur allgemeinen Sprachlehre und Grammatik sowie Vorarbeiten zu mehrsprachigen Konversationsbüchern herausgesondert werden. Bei den umfangreichen Wörter- und Schriftzeichensammlungen, die den Hauptteil bilden, war keine weitere Untergliederung möglich; sie wurde in einer Folge geordnet, die vom Umfassenderen zum Begrenzteren führt und nach Möglichkeit den geographischen und ethnischen Zusammenhängen folgt.Ein offenes Problem bleibt die Abgrenzung des im Goethe- und Schiller-Archiv gebildeten Persönlichen Archivbestandes Christian Wilhelm Büttner von den übrigen Teilen seiner Überlieferung, die in die Bestände der Universitätsbibliothek Jena (zu geringeren Teilen - Militaria und Schriften zur französischen Revolution - auch der Weimarer Bibliothek, jetzt Herzogin Anna Amalia Bibliothek ) eingegangen sind. Für Büttner bildete - entsprechend den Vorstellungen seiner Zeit - seine "Bibliothek" einen Gesamtkomplex wissenschaftlicher Arbeitsmittel, zu dem, wie es in der Vereinbarung von 1781 heißt, "gedruckte und ungedruckte Bücher, es mögen fremde Papiere oder eigenhändige sein, morgenländische und abendländische Codices, vollständige oder unvollständige Handschriften oder einzelne Blätter sein, ferner alle Kupferstiche, Landcharten und rohe bücher" gehörten und über die er daher auch geschlossen verfügte. Bei der Abtrennung des in Weimar verbleibenden Teiles der schriftlichen Hinterlassenschaft aus diesem Gesamtkomplex sind ganz sicher im Wesentlichen nur äußere Merkmale, vielleicht auch inhaltliche Gesichtspunkte, aber keine Maßstäbe einer Unterscheidung von Bibliotheks- und sonstigem Nachlassgut zugrunde gelegt worden. Jedenfalls befindet sich jetzt im Persönlichen Archivbestand nur weniges an Buchhandschriften, wie sie sonst - in originaler Überlieferung oder als Abschriften - bei Gelehrtennachlässen des 17./18. Jahrhunderts einen wesentlichen Teil des Bestandes ausmachen und zweckmäßigerweise auch in ihm belassen werden. Man muss daher annehmen - und bei den chinesischen Handschriften ist dies anhand des unter Signatur GSA 105/172 eingeordneten Verzeichnisses auch beweisbar -, dass der größte Teil dieser von Büttner im Laufe seines Lebens zusammengetragenen und für seine Arbeiten herangezogenen Handschriften und Codices in die Universitätsbibliothek Jena gelangt ist.Es erschien als unzweckmäßig und wenig aussichtsreich, hier nach über 150 Jahren noch eine nachträgliche "Bereinigung" zu versuchen, zumal ein Teil der im schriftlichen Nachlass vorgefundenen Buchhandschriften offensichtlich eng mit zugehörigen Aufzeichnungen Büttners verknüpft war. Der Persönliche Archivbestand wurde daher grundsätzlich in der Abgrenzung belassen, in der er in der Weimarer Bibliothek überliefert war. Dies gibt auch für einige "fremde Papiere", die Büttner als Arbeitsmaterial für seine Forschungen erworben haben muss und die - zumal es sich nur um wenige fragmentarische Stücke handelte - nicht aus dem Zusammenhang der Büttnerschen Überlieferung herausgelöst und als eigene Persönliche Archivbestände aufgestellt worden sind. Es sind dies Nachlassreste des Orientalisten Hiob Ludolf (1624 - 1704) - dabei ein Tagebuch seines Schülers Johann Michael Wansleben - und des schwedischen Naturwissenschaftlers Johan Burman. Inwieweit der in dieser Weise gebildete und abgegrenzte Persönliche Archivbestand nun - abgesehen von den Buchhandschriften - das von Büttner im Laufe seines Lebens angesammelte persönliche Archivgut vollständig umfasst, lässt sich nur vermutungsweise beurteilen. Es scheint, dass die Unterlagen zur vergleichenden Sprachwissenschaft tatsächlich weitgehend vollständig erhalten sind. Büttner soll die Absicht gehabt haben, sie dem Hallenser Kameralisten und Sprachwissenschaftler Johann Christian Christoph Rüdiger zukommen zu lassen, was freilich der Abmachung über seine gesamte Bibliothek widersprochen hätte. Alle übrigen Teile des Bestandes - auch die eingegangenen Briefe, die sich z.T. in den wissenschaftlichen Materialsammlungen vorfanden - stellen nur Fragmente dar, so dass mit Sicherheit erhebliche Verluste anzunehmen sind. Ob sie schon zu Lebzeiten Büttners eingetreten waren, etwa im Zusammenhang mit dem Umzug von Göttingen nach Jena, oder ob bei der Räumung der Büttnerschen Wohnung manches als nicht identifizierbar oder verwertbar Erscheinende vernichtet worden ist, lässt sich nicht mehr ermitteln. Nachzuweisen ist nur, dass im Jahre 1802 persönliche Briefe und Familienunterlagen ausgesondert wurden, um sie den Intestaterben Büttners, seinen Geschwistern bzw. Neffen und Nichten, zu übergeben. Bei der archivischen Bearbeitung im Goethe- und Schiller-Archiv wurden keine Aussonderungen und Vernichtungen vorgenommen, da die vorhandene Überlieferung insgesamt nicht sehr umfangreich ist und keine erheblichen Wertunterschiede aufweist.Der Bestand wurde in den Jahren 1971 und 1976 von Dr. Gerhard Schmid verzeichnet. 2014 erfolgten weitere Erschließungsarbeiten durch Dr. Gabriele Klunkert.

https://ores.klassik-stiftung.de/ords/f?p=401:70:::::p70_region,p70_seite,p_bnr:2,1,105 (Bestand Büttner, Christian Wilhelm in der Online-Archivdatenbank des Goethe- und Schiller-Archivs)

DE-2060-BE-105, http://kalliope-verbund.info/DE-2060-BE-105

Modifikation: 5. Februar 2014 ; Synchronisierungsdatum: 2022-05-04T17:09:41+01:00