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Bestand Weimar / Heine-SäkularausgabeGoethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung WeimarBestand Weimar / Heine-Säkularausgabe

Bestand Weimar / Heine-SäkularausgabeGoethe- und Schiller-Archiv / Klassik Stiftung Weimar ; Bestand Weimar / Heine-Säkularausgabe


Kopiensammlung [Bestandsbildner], Editionsgeschichte [Bestandsbildner]

28 Archivkästen

Einleitung: Die auf der Internationalen Heine-Konferenz in Weimar 1956 inaugurierte historisch-kritische Gesamtausgabe von Heinrich Heines Werken, Briefwechsel und Lebenszeugnissen (HSA) war seit 1954 von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (NFG) durch gezielte Materialsammlung vorbereitet worden. Als Textgrundlagen und Kommentarmaterial standen in der Zentralbibliothek der deutschen Klassik und in der Thüringer Landesbibliothek Weimar reiche Bestände von Heines Schriften (autorisierte Drucke) und dem zeitgenössischen Kontext bereit. Allerdings befanden sich nur wenige Originalmanuskripte Heines im Goethe- und Schiller-Archiv. Sie wurden durch Kopien der Bestände von Archiven, Bibliotheken, Heine-Sammlern aus aller Welt und Ankäufen von Originalen laufend ergänzt. Den umfangreichsten Zuwachs bildete 1956 die von dem amerikanischen Germanisten Walter Wadepuhl erworbene Sammlung der Handschriften aus Heinrich Heines Nachlass in Gestalt von Fotokopien. Die Originale hatte Ernst Elster 1900 und 1905 für den Leipziger Autographensammler Hans Meyer angekauft. Meyer verkaufte den Hauptteil seiner Heine-Sammlung 1922 an die Marburger Bankiers Carl und Albert Strauß. Nach Hans Meyers Tod 1929 wurde der Rest, die sogenannte „Kleine Sammlung Meyer“, bei einer großen Auktion aller Autographen Hans Meyers bei Hellmuth Meyer und Ernst 1933 angeboten, aber fast noch vollständig erst 1937 von dem Berliner Autographensammler Salman Schocken erworben. Ernst Elster hatte sich von Hans Meyer und den Brüdern Carl und Albert Strauß die ausschließlichen wissenschaftlichen Nutzungsrechte ihrer Sammlungen zusichern lassen. Er ließ alle Handschriften im Kunsthistorischen Institut der Universität Marburg auf Plattenaufnahmen festhalten und ordnete davon hergestellte Negativabzüge nach seiner ersten Heine-Ausgabe (1887-1890). Die Originalplatten sind nicht erhalten, weitere Abzüge nicht bekannt. Elster verkaufte 1936 seine Kopien sowie den größten Teil seiner Heine-Materialsammlung an den ihm von Albert Strauß empfohlenen Walter Wadepuhl mit der Vereinbarung, Elsters 1925 abgebrochene zweite Ausgabe von Heines Werken weiterzuführen. Diesen Auftrag erfüllte Wadepuhl nicht, ebenso wenig die 1956 mit den NFG abgeschlossene Verpflichtung, an der HSA mitzuarbeiten. Die Originalhandschriften der Sammlung Strauß wurden 1956 von der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf erworben. Diese stellte den NFG Kopien aller ihrer Heine-Handschriften zur Verfügung. (Elsters Fotokopien, die einen früheren Erhaltungszustand der Originale dokumentieren, wurden bei der Transkription mit herangezogen.) Den Fundus der Briefvorlagen für die HSA stellte der 1938 von Berlin nach London emigrierte Heine-Forscher Fritz H. Eisner bereit. Er hatte schon Friedrich Hirths Briefausgabe (1948-1952) bei der Zuordnung und Wiedergabe der Texte betreut und nach Hirths Tod 1952 an der Erarbeitung des letzten Kommentarbands mitgewirkt. Für die HSA bearbeitete er Heines Briefe (Band 20-23). Durch Fritz H. Eisner gelangten ferner Papiere aus dem Nachlass des Berliner Heine-Forschers und –Editors Erich Loewenthal in den Bestand der HSA. Loewenthal hatte von 1921 bis 1925 für den Verlag Hoffmann und Campe „Heines Werke in Einzelausgaben mit Bildern aus seiner Zeit“, darunter erstmals den vollständigen Nachlass, kritisch bearbeitet. Von allen ihm erreichbaren Heine-Manuskripten hatte er Transkriptionen und Beschreibungen angefertigt und Publikationen einer frühen Fassung der Italienreise, über die „Mouche“ und eine Heine-Biographie vorbereitet. Ab 1937 arbeitete Loewenthal führend an einer vom Schocken Verlag geplanten kritischen Gesamtausgabe von Heinrich Heines Werken und Briefen mit. Dafür wertete er auch Ernst Elsters Anfang 1938 an den Verlag übergebenen restlichen Teil seiner Heine-Materialsammlung aus. Erich Loewenthal wurde am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert und am folgenden Tag ermordet. Seine hinterlassenen Arbeitsunterlagen (darunter die „Kleine Sammlung Meyer“) bewahrte der Verlagsleiter Lambert Schneider in zwei Bankfächern der Berliner Stadtbank im Rathaus Charlottenburg auf. Diese wurden nach Kriegsende geplündert. Dabei verschwanden die Heine-Manuskripte; nur Loewenthals Papiere (darunter auch Teile seines Briefwechsels) wurden geborgen und an Fritz H. Eisner nach London geschickt. Eisner übersandte die für die HSA relevanten Dokumente nach Weimar. Nach seinem Tod 1977 erhielten die NFG den Rest von Loewenthals Papieren, aus Eisners Nachlass Teile seines Briefwechsels und eigene Texte zur Heine-Forschung und -Edition sowie Belege für Eisners Mitarbeit an Hirths Briefausgabe und Material zur Heine-Sammlungsgeschichte. Der Bestand HSA enthält ferner Dokumente von Ernst Elsters Editionstätigkeit und aus seiner Materialsammlung, die durch Fritz H. Eisner (aus Erich Loewenthals Papieren) oder Walter Wadepuhl überkommen sind. Von Wadepuhl stammt ein Verzeichnis der Sammlung des New Yorker Heine-Sammlers Eric Benjamin. Es wurde nach dessen Tod 1945 für eine Auktion hergestellt und enthält Angaben von Wadepuhl über die erzielten Preise. Diese Sammlung wurde von Salman Schocken erworben. Sie wurde erst nach dem 1966 erfolgen Verkauf der Sammlung Schocken an die Bibliothèque Nationale, Paris, der Öffentlichkeit zugänglich. Wadepuhl übergab den NFG außerdem seine Korrespondenzen mit Albert Strauß und dessen Witwe, mit den Mitarbeitern an der Schocken-Ausgabe (Lambert Schneider, Friedrich Hirt, Erich Loewenthal), mit Fritz H. Eisner und mit den NFG (Helmut Holtzhauer) sowie aus Eric Benjamins Nachlass Briefe, Aufzeichnungen und Transkriptionen seiner eigenen Bestände (darunter eine frühe Fassung der Italienreise, die abweicht von Loewenthals nach den selben Vorlagen angefertigter Anordnung) sowie Fotokopien der „Morgenblatt“-Fassung des „Atta Troll“. Der Bestand HSA wurde nach den von Gerhard Schmid aufgestellten Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen (vgl. Gerhard Schmid, Bestandserschließung im Literaturarchiv, München u.a.O. 1996) 2017 von Renate Francke geordnet und verzeichnet. Das Findbuch wurde 2020 von Andrea Trommsdorf hergestellt.

https://ores.klassik-stiftung.de/ords/f?p=401:70:::::p70_region,p70_seite,p_bnr:2,1,176 (Bestand Weimar / Heine-Säkularausgabe in der Online-Archivdatenbank des Goethe- und Schiller-Archivs)

DE-2060-BE-176, http://kalliope-verbund.info/DE-2060-BE-176

Modifikation: 12. Juli 2017 ; Synchronisierungsdatum: 2022-05-04T18:08:58+01:00